KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Jorge Lorenzo: Weniger Instinkt, mehr Kopf

Von Mario Furli
Alex Crivillé und Jorge Lorenzo blicken zurück

Alex Crivillé und Jorge Lorenzo blicken zurück

Der dreifache MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo tauscht sich im Gespräch mit Alex Crivillé, 500er-Champion von 1999, über seine Anfänge und die Zeit im Repsol Honda Team aus.

Jorge Lorenzo beendete beim Valencia-GP am vergangenen Wochenende seine 18-jährige WM-Karriere, in der er 68 GP-Siege, 152 Podestplätze und fünf WM-Titel feierte, drei davon in der MotoGP-Klasse. Alex Crivillé hatte 1999 als erster Spanier den Titel in der Königklasse 500 ccm geholt.

«Als ich zu Honda kam, war es ziemlich hart, weil die Amerikaner und Australier 0,7 oder 0,8 Sekunden schneller waren als ich. Schwantz, Rainey, Doohan, Gardner... Schritt für Schritt habe ich weiter gearbeitet und mir ist dann eines bewusst geworden: Warum sollte nicht auch einer von hier, aus Spanien, gewinnen können», erinnerte sich Crivillé, der seine 15 GP-Siege in der «premier class» allesamt auf Honda feierte, im Gespräch mit Lorenzo.

Lorenzo hätte sich nur allzu gern in die Liste der Honda-Siegfahrer eingetragen, aber im erfolgsverwöhnten Repsol Honda Team (15 WM-Titel, 180 Siege und total 445 Podestplätze) gelang ihm kein einziger Top-10-Platz. Trotzdem erklärte der Mallorquiner in Valencia, dass er nichts bereue. «Ich bekam mit 32 Jahren die Gelegenheit – und ich konnte nicht Nein sagen: Für Honda zu fahren ist so, also ob man ihm Fußball für Real Madrid oder Barcelona unterschreibt. Es ist die Mannschaft mit den meisten Titeln», bekräftigte er.

Während der heute 49-jährige Crivillé auf den Straßen seiner Heimat Seva die Leidenschaft für die Motorräder entdeckte, machte der um 17 Jahre jüngere Lorenzo seinen Motorrad-Führerschein erst mit 23. Auf den Rennstrecken war er aber schon früh zu Hause: «Ich habe mit drei Jahren angefangen, mit einem Motorrad, das mir mein Vater gebaut hat. Mit fünf fuhr ich dann schon regelmäßig Rennen. Als ich mit 15 in die WM gekommen bin, hatte ich aber natürlich nicht so viel Erfahrung – vielleicht 20 Prozent von dem, was ich heute weiß. Ich war leichtfertiger und bin mehr aus dem Instinkt heraus gefahren, ohne viel nachzudenken. Jetzt weiß ich besser, wann ich mich auf den Instinkt verlassen und wann ich mehr auf den Kopf hören muss.»

Vor allem die schwere Wirbelverletzung, die Lorenzo im Juni im Assen erlitten hat, dürfte dazu beigetragen haben, dass der Kopf des fünffachen Champions genug hatte: «Nach dem Assen-Crash wurde aus der Idee eines Rücktritts eine konkrete Möglichkeit. Aber ich wollte mir mit der Entscheidung viel Zeit lassen. Also habe ich die Asien-Tour bestritten, denn ich wollte schauen, ob ich die Motivation wiederfinden und mich auf dem Motorrad etwas besser fühlen könnte. Aber das hat nicht geklappt. Ich habe keine neue Motivation gefunden», begründete er am 14. November schließlich seinen Rücktritt.

Mit dem Gewinn der Team-WM fand die große Karriere von Lorenzo einen versöhnlichen Abschluss. Spätestens beim Jerez-GP 2020 wird er dann wieder im Fahrerlager anzutreffen sein, denn Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta hat dem dreifachen MotoGP-Weltmeister die Aufnahme in die virtuelle «MotoGP Hall of Fame» in Aussicht gestellt.

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