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Überraschung: Danilo Petrucci bei Red Bull-KTM-Tech3

Von Günther Wiesinger
Danilo Petrucci

Danilo Petrucci

Der Wechsel von Danilo Petrucci von Ducati zu KTM war seit zehn Tagen ein offenes Geheimnis. Er wurde jetzt von KTM offiziell bestätigt. Aber «Petrux» fährt im Tech3-KTM-Team!

Man musste kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass KTM nach dem angekündigten Abgang von Teamleader Pol Espargaró (nach der Saison 2020) versuchen würde, das vierköpfige MotoGP-Aufgebot mit Fahrern aus den eigenen Reihen zu füllen. Denn zu Zeiten der Coronakrise ist die Sparsamkeit nicht nur bei den Österreichern ein Gebot der Stunde.

Deshalb wurde zuerst einmal abgeklärt, ob sich Testfahrer Dani Pedrosa (34) noch einmal zu einer Saison als Stammfahrer überreden lassen würde. Doch der dreifache Weltmeister sagte ab. Da Miguel Oliveira bereits im Oktober 2019 erzürnt seinen Anspruch auf einen Platz im Red Bull KTM Factory Team (neben Pol Espargaró) geltend gemacht hatte, wurde von Beginn weg ein Transfer des Portugiesen ins KTM-Werksteam in Erwägung gezogen.

Denn es sprach einiges dafür, die hauseigene MotoGP Academy-Nachwuchsförderung weiter zu betreiben und den hoch talentierten Ex-Moto3-Weltmeister Jorge Martin vom Ajo-Team zu Tech3-KTM in die MotoGP-WM zu transferieren. Doch drei Tage vor der Absage von Pol Espargaró gaben auch Jorge Martin und dessen Manager Albert Valera die Trennung von KTM bekannt. Der aktuelle Moto2-Titelanwärter hat bei Pramac-Ducati unterschrieben...

Gleichzeitig gab es nicht nur bei KTM intern Stimmen, die wegen der Weiterentwicklung der KTM RC16 nachdrücklich die Verpflichtung eines MotoGP-Routiniers forderten.

Für diese Aufgabe kamen zum Beispiel Lorenzo, Dovizioso und Petrucci in Frage.

An der Konkurrenzfähigkeit von Lorenzo bestanden angesichts der verpfuschten Saison 2019 bei Repsol-Honda starke Zweifel. Er stand deshalb bei KTM nie zur Diskussion. Zudem passte er nicht ins Gehaltsschema.

Andrea Dovizioso-Manager Simone Battistella verhandelte zwar mit KTM in Österreich, aber er spürte nur ein geringes Interesse der Gesprächspartner in Munderfing.

Jetzt ist der Hintergrund klar: KTM plante die Beförderung von Miguel Oliveira (seit 2015 mit einem Jahr Unterbrechung bei KTM und vorher schon im Rookies-Cup unterwegs) ins Red Bull KTM MotoGP Factory Team.

Das hätte man dem dreifachen Vizeweltmeister «Dovi» nicht zumuten können, der vor seiner Ducati-Ära schon 2012 bei Tech3-Yamaha unter Vertrag war.

Zudem passte der WM-Sechste Danilo Petrucci wesentlich besser ins Corona-geschädigte Gehaltsschema von KTM, außerdem ließ er sich unter Zusicherung der optimalen Werksunterstützung und identischen Materials bald zur Verschiebung ins Red Bull-Tech3-Team überreden, das schon 2020 mit Oliveira und Lecuona mit demselben Material startet wie Pol Espargaró und Brad Binder im Factory-Team.

Petrucci und sein Manager Vergani waren gern zu Zugeständnissen bereit, um den Ducati-Trostpreis Superbike-WM abzuwenden und sich nicht mit dem Aprilia-Management an einen Tisch setzen zu müssen.

Außerdem plant KTM für 2021 ein neues Konzept. «Wir unterscheiden nicht mehr nach A- oder B-Team», erklärte KTM-Rennchef Pit Beirer. «Alle vier Werksfahrer bekommen identisches Material. Wer empfinden uns als ein gemeinsames großes Team. Wer in der WM-Tabelle vorne ist, wird mit den neuen Teilen vorrangig beliefert.»

Das Tech3-MotoGP-Team beteiligt sich seit dem Jahr 2000 an der Königsklasse, in den ersten zwei Jahren ging es noch um die 500-ccm-Kategorie.

Ein GP-Sieg in der «premier class» ist Tech3 wie bei Pramac-Ducati bisher nie gelungen, aber mit Petrucci wird Teambesitzer Hervé Poncharal erstmals seit Dovizioso einen MotoGP-Sieger in seinen Reihen haben.

So sehen die MotoGP-Teams 2020 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Alex Márquez

Ducati Team
Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Valentino Rossi

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Pol Espargaró, Brad Binder

Aprilia Racing Team Gresini

Aleix Espargaró, Bradley Smith, Andrea Iannone

Pramac Racing
Jack Miller, Francesco Bagnaia

Reale Avintia Racing
Tito Rabat, Johann Zarco

Petronas Yamaha SRT

Fabio Quartararo, Franco Morbidelli

LCR Honda
Cal Crutchlow, Takaaki Nakagami

Red Bull KTM Tech3
Miguel Oliveira, Iker Lecuona

So sehen die MotoGP-Teams 2021 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró

Ducati Team
Andrea Dovizioso? Jorge Lorenzo? Jack Miller

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Fabio Quartararo

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira

Aprilia Racing Team Gresini
Aleix Espargaró, Bradley Smith? Andrea Iannone?

Pramac Racing
Jorge Martin, Jorge Lorenzo? Pecco Bagnaia? Johann Zarco?

Reale Avintia Racing

Tito Rabat, Johann Zarco?

Petronas Yamaha SRT

Valentino Rossi, Franco Morbidelli

LCR Honda
Alex Márquez, Cal Crutchlow? Takaaki Nakagami?

Red Bull KTM Tech3
Danilo Petrucci, Iker Lecuona

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