Neue Regeln: BMW erörtert MotoGP-Einstieg

MotoGP 2024: Das neue «Concessions»-System im Detail

Von Nora Lantschner
Im Hinblick auf die neue MotoGP-Saison sollten sich die Fans rechtzeitig mit einer der wesentlichsten Regeländerungen vertraut machen: So funktioniert die Einteilung der fünf Werke in bis zu vier Gruppen.

In einem Punkt waren sich alle Beteiligten einig: Zum Wohle der Show müsse den strauchelnden japanischen Werken mit Zugeständnissen unter die Arme gegriffen werden. Erst nach langem Hin und Her wurde in der Herstellervereinigung MSMA aber schließlich eine Kompromisslösung abgesegnet, mit der auch KTM und Aprilia im Vergleich zur dominierenden Ducati-Armada gewisse Vorteile eingeräumt werden.

Denn die Punkteausbeute der Konstrukteure in der Saison 2023 wird als Grundlage für die Prozentrechnung herangezogen, auf deren Basis jedes der fünf in der MotoGP vertretenen Werke für den Saisonstart 2024 in eine der vier neuen Leistungsgruppen (A, B, C und D) mit entsprechenden Einschränkungen und Privilegien eingeteilt wird.

Maximal waren in einer Saison mit 20 Grands Prix für einen Hersteller in der Konstrukteurs-Wertung, in der jeweils nur der bestplatzierte Fahrer eines Werks zählt, 740 Punkte zu holen (20 Hauptrennen mit 25 Punkten für den Sieger und 20 Sprints mit 12 Punkten für den Sieger). Weil aber der Tissot-Sprint auf Phillip Island dem Regen und Wind zum Opfer fiel, sind 728 Punkte die Basis für die Berechnung (740-12 für den abgesagten Sprint).

Ducati gewann die Konstrukteurs-WM 2023 mit 700 Punkten, die Ausbeute des italienischen Werks aus Borgo Panigale liegt also bei 96,15 Prozent – und damit gehört Ducati klar in die erste Gruppe (Rank A ab 85 Prozent).

KTM kommt mit 373 Punkten auf eine Ausbeute von 51,24 Prozent, Aprilia steht mit 326 Punkten bei 44,78 Prozent. Damit gehören diese zwei Hersteller in die dritte Gruppe (Rank C zwischen 35 und 60 Prozent).

Yamaha sammelte 196 Punkte, das sind nur 26,92 Prozent der maximal möglichen Konstrukteurs-Punkte 2023. Bei Honda sind es 185 Punkte bzw. 25,41 Prozent, damit beginnen die japanischen Hersteller die neue Saison in der vierten Gruppe mit den meisten Zugeständnissen (Rang D mit weniger als 35 Prozent).

Diese Einschränkungen bzw. Zugeständnisse gelten in den jeweiligen Gruppen:

Rank A (momentan nur Ducati)
In dieser Gruppe landen die erfolgreichsten Hersteller, die nicht weniger als 85 Prozent der maximal verfügbaren Punkte in der Konstrukteurs-WM errungen haben.

Testreifen: 170
Private Tests: nur für die Testfahrer
Anzahl GP-Teststrecken: 3
Wildcards: 0
Motoren pro Saison: 7 oder 8 (abhängig von der GP-Anzahl, weniger oder mehr als 21)
Motorentwicklung eingefroren
Aero-Updates: 1

Rank B (momentan niemand)
In dieser Gruppe landen jene Hersteller, die 60 bis 85 Prozent der möglichen Punkte in der Konstrukteurs-WM errungen haben.

Testreifen: 190
Private Tests: nur für die Testfahrer
Anzahl GP-Teststrecken: 3
Wildcards: 3
Motoren pro Saison: 7 oder 8
Motorentwicklung eingefroren
Aero-Updates: 1

Rank C (momentan KTM und Aprilia)
In dieser Gruppe landen jene Hersteller, die 35 bis 60 Prozent der maximal verfügbaren Punkte in der Konstrukteurs-WM errungen haben.

Testreifen: 220
Private Tests: nur für die Testfahrer
Anzahl GP-Teststrecken: 3
Wildcards: 6*
Motoren pro Saison: 7 oder 8
Motorentwicklung eingefroren
Aero-Updates: 1

Rank D (momentan Honda und Yamaha)
In dieser Gruppe landen jene Hersteller, die weniger als 35 Prozent der möglichen Punkte in der Konstrukteurs-WM errungen haben.

Testreifen: 260
Private Tests: Frei (jeder Fahrer zu jeder Zeit, auch Stammfahrer und Fahrer der Kundenteams des Herstellers; inkl. Shakedown-Test; weiterhin darf allerdings keiner in den zwei Wochen vor einem Grand Prix auf derselben GP-Strecke testen.)
Anzahl GP-Teststrecken: keine Beschränkung
Wildcards: 6*
Motoren pro Saison: 9 oder 10
Motorentwicklung ab Saisonstart nicht eingefroren
Aero-Updates: 2**

*= Wildcards von «engine specification freeze» nicht betroffen; maximal drei Wildcards vor und maximal drei nach der Sommerpause
**= muss eine der älteren «aero specifications» streichen

Halbjährliche Status-Überprüfung

Bereits mit Beginn der Sommerpause 2024 kann es allerdings die ersten Änderungen in der Zusammensetzung dieser Gruppen geben. Basierend auf der Hälfte der Punkte der Saison 2023 und der ersten Saisonhälfte 2024 werden die Prozentanteile dann neu überprüft.

Denn ab sofort werden die Voraussetzungen für die «concessions» zu zwei Zeitpunkten überprüft:

  • Fenster 1: Vom ersten bis zum letzten Event der Saison.
  • Fenster 2: Vom ersten Event nach der Sommerpause bis zum letzten Event vor des Sommerpause der darauffolgenden Saison.
Wenn ein Hersteller nach der Sommerpause den Rank ändert, passiert Folgendes mit sofortiger Wirkung:
  • Die «test tyre allowance» wird sofort entsprechend der neuen Gruppe reduziert/erhöht. Es sei denn, der Hersteller hat bereits mehr Reifen verwendet, als in der neuen Gruppe (Rank) erlaubt sind.
  • Private Testfahrten mit oder ohne Stammfahrern (contracted riders), je nach neuem Rank.
  • Tests auf jeder beliebigen GP-Strecke. Oder der Hersteller nominiert drei Testrecken für den Rest der Saison.
  • Wildcard-Einsätze werden sofort entsprechend der neuen Gruppe reduziert/erhöht (dazu gehört auch die Streichung etwaiger Wildcards, die bereits genehmigt wurden).
  • Die erlaubten Aero-Updates werden sofort entsprechend der neuen Gruppe reduziert/erhöht. Es sei denn, der Hersteller hat bereits mehr verwendet, als in der neuen Gruppe (Rank) erlaubt sind.
  • Wenn sich der Rank C zu D ändert: Die Anzahl der Motoren wird mit sofortiger Wirkung erhöht; gleichzeitig ist die Motorenentwicklung nicht mehr eingefroren. Die «engine specification» ist frei. Dazu wird ein zusätzliches Aero-Update genehmigt; eines muss entsorgt werden.
Für die nächste Saison:
  • Wenn sich der Rank D zu C ändert: Die Motorenanzahl wird verringert und die Entwicklung eingefroren, es sei denn, der Hersteller kehrt bis zum Ende der Saison wieder in die Gruppe D zurück.

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