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Papa Paolo Simoncelli: «Marco hat uns reingelegt»

Von Günther Wiesinger
Heute vor zwei Jahren ist Marco Simoncelli in Malaysia gestorben. Papa Paolo fand bewegende Worte. «Ich habe Marco gelehrt, ein Krieger zu sein.»

Der Tod von Marco Simoncelli hat die Motorradwelt vor zwei Jahren tief bewegt. Seit dem Tod von Ayrton Senna 1994 hatte kein so charismatischer und populärer Motorsportler auf der Rennstrecke sein Leben verloren.

Deshalb ging der Tod von Super-SIC vielen Menschen so nahe. Die Betroffenheit nahm ungeahnte Ausmasse an. Und sie ist heute im Fahrerlager noch an allen Ecken und Enden spürbar. Täglich läuft man 20 mal an einem Truck vorbei, auf dem die Nr. 58 klebt, Journalisten haben ihre Notebooks mit der 58 dekoriert, auch die Buttons sind überall zu sehen.

Marco Simoncelli, auf Gilera 2008 Weltmeister in der 250-ccm-Klasse, war ein Popstar, seine Jimi-Hendrix-Frisur machte ihn zum Teenie-Schwarm, seine respektlose Fahrweise, seine grenzenlose Begabung, sein unbekümmertes Auftreten, seine Fehden in der 250er-Ära gegen die Spanier – Marco war ein junger Mann mit Ecken und Kanten.

Die «Gazzetta dello Sport» breitete das Simoncelli-Drama vor zwei Jahren auf elf Seiten aus.

Ausgerechnet Valentino Rossi hatte den in Runde 2 gestürzten Simoncelli überfahren und ihm dabei vielleicht die tödlichen Verletzungen zugefügt. Valentino rumpelte über Marcos Oberarm und riss ihm dabei mit der Vordergabel den Helm vom Kopf.

Natürlich wurde die Frage erörtert, warum der agv-Helm davon geflogen sei. Lag es an der Tatsache, dass Simoncelli wegen seines Wuschelkopfs einen zwei Nummern grösseren Helm trug als seine Kopfgrösse verlangt hätte? Agv-Entwickler Vittorio Cafaggi: «Der Helm musste davonfliegen. Jeder Kinnriemen muss einer gewissen Belastung standhalten. Dann muss er reissen. Die Halterung am Kinn wurde rausgerissen. Wäre der Helm nicht davon geflogen, wäre Marcos Kopf abgerissen worden....»

Rossi und Simoncelli waren die besten Freunde. Und sie waren künftige Geschäftspartner. Rossis Firma «VR46» sollte 2012 die Merchandising-Produkte von Super-SIC vertreiben.

Tolpatschige Rettungsaktion

Die Rettungsaktion der malaysischen Streckenposten wurde von Zuschauervideos sofort als tolpatschig enttarnt. Sie luden den leblosen Simoncelli auf eine Trage und liefen Richtung Dreifach-Leitplanke, hinter der ein Rettungsauto wartete. In der Eile stolperte ein Helfer, danach entglitt den aufgeregten Rettern vorübergehend die Trage. Sie plumpste mitsamt Simoncelli in die Wiese.

Aber der Honda-Werksfahrer war bereits tot. «Marcos Herz hat wegen der schweren Brustkorbverletzungen bereits auf der Strecke zu schlagen aufgehört», berichtete Race-Director Paul Butler.

Das bestätigte auch Papa Paolo Simoncelli. «Ich war an der Unfallstelle. Marco war bereits tot. Ich nahm seine Hand, ich sprach ihn an. Aber er war bereits gestorben.»

Für den geschockten Paolo Simoncelli brach die Welt zusammen. «Ein Zufall», seufzte er. «Zehn Zentimeter Unterschied hätten gereicht, um die Schulter zu verletzen anstelle des Genicks. Leider ist Marco genau zwischen Nacken und Kopf getroffen worden. Sogar im Tod war er so schön. Ich liebe ihn zutiefst...»

Paolo war sich bewusst: «Nach dem Begräbnis beginnt für uns die Einsamkeit.»

«Marco war etwas Besonderes»

Der Papa hatte seine Eisdiele verkauft und Marco zu allen Rennen begleitet. «Marco war etwas Besonderes. Das haben die Leute erahnt und gespürt. Er war froh, ein einfaches Leben führen zu können, mit seinem Hund, im Grünen. Alles Unkomplizierte hat ihm gefallen. Nur selten ist ihm ein böses Wort über die Lippen gekommen, nur wenn er sich dazu gezwungen fühlte. Er war immer ehrlich und offen. Vielleicht war das der Grund für seinen frühen Tod, Man sagt, der liebe Gott holt die Besten zu sich. Ich weiss nicht, ob es stimmt. Aber ich hoffe, dass es so ist.»

Er habe sich von Marco vor jedem Rennen mit einer Umarmung verabschiedet, erzählte Paolo. «Auch an diesem Sonntag in Sepang. Es hat nichts geholfen. Am Tag zuvor hat er zu mir gesagt: ‹Ich bin müde. Ich will heim.›»

«Ich habe Marco gelehrt, ein Krieger zu sein und nie aufzugeben... Ich weiss nicht, ob ich das Richtige getan habe», grübelte Paolo nach dem Unglück. «Wenn er den Motorradsport verlassen hätte, wäre er noch am Leben.»

«Vor dem Unglücksrennen in Malaysia hat Marco wegen der Hitze  in einem Pool mit Eiswürfeln gebadet», schilderte Papa Simoncelli. «Er wollte unbedingt gewinnen. Er war in Bestform und überzeugt, früher oder später MotoGP-Weltmeister zu werden.»

Marco Simoncellis Leichnam wurde eingeäschert. «Wir hatten ein Abkommen», gab Paolo preis. «Er würde mich eines Tages einäschern lassen und meine sterblichen Überreste auf seinem Nachttisch aufbewahren. Und von Zeit zu Zeit würde er mit mir eine Runde im Garten drehen. Er hat mich reingelegt. Er hat uns alle übers Ohr gehauen.»

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