Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Respekt vor Suzuki: Das Comeback ist gelungen

Von Günther Wiesinger
Aleix Espargaró und Maverick Vinales im Rennen auf den Plätzen 11 und 14, die Motoren wieder zuverlässig – die Suzuki-Bilanz von Katar fällt erfreulich aus.

Suzuki hat sich beim MotoGP-Comeback nach drei Jahren auf dem Losail International Circuit wacker geschlagen: 11. Aleix Espargaró. 14. Maverick Vinales.

Vor allem: Die Reihenvierzylinder der GSX-RR sind standfest geworden, nachdem sie beim Wildcard-Einsatz von Randy de Puniet in Valencia 2014 noch wahre Minutenbrenner waren.

Die Suzuki-Ingenieure mussten dort die Höchstdrehzahl von 16.500/min auf 16.100/min reduzieren, um die Motoren länger am Leben zu halten.

Jetzt verfügen die Suzuki-Motoren über dieselbe Power wie vor dem Valencia-GP, sie sind aber zuverlässig geworden.

Der Ire Tom O'Kane ist jetzt Crew-Chief von Aleix Espargaró; in der Vergangenheit hatte er diese Position jahrelang beim Team Roberts inne, dann wechselte er (bis zum Ausstieg Ende 2011) ins Suzuki-Werksteam, 2012 machte er für ein Jahr Station bei BMW im Superbike-Werksteam.

Tom O'Kane gilt als einer der besten seines Fachs. ?Er hat seine eigene Theorie zum Thema, warum Suzuki bei den Tests 2014 deutlich langsamer war als 2013 und erst mit Aleix Espargaró bei den Wintertests ab Valencia im November wieder Hoffnung schöpfen durfte.

Zur Erinnerung: Randy de Puniet büsste als Testfahrer in Barcelona 2013 beim Montag-Test 0,6 Sekunden auf die Bestzeit ein, ein Jahr später an gleicher Stelle 1,2 Sekunden.

Tom O'Kane macht dafür die mangelnde Rennpraxis von Testfahrer de Puniet verantwortlich, der 2013 noch beim Power-Electronics-Team mit der ART-Aprilia in der MotoGP-WM um die besten Claiming-Rule-Plätze stritt, während er 2014 nur noch als MotoGP-Testfahrer agierte – und oft wochenlang untätig herumsass.

Das ist eine unmissverständliche Botschaft an KTM: Plant für 2016 ein paar Wildcard-Rennen ein, das hält den Testfahrer fit. Deshalb lässt Ducati den Testfahrer Michele Pirro jedes Jahr drei Wildcard-Rennen fahren und 2015 sogar die italienische Superbike-Meisterschaft.

Aleix Espargaró hatte bisher den Ruf, sich in erster Linie auf eine einzelne schnelle Runde zu konzentrieren und das Renn-Set-up zu vernachlässigen. Das wurde ihm auch bei Forward-Yamaha nachgesagt.

Tom O'Kane ist diese Schwäche zu Ohren gekommen, er arbeitet an deren Beseitigung. «Ich habe Aleix zum Beispiel in Katar vor dem Rennen gesagt, er könne in den ersten ein, zwei Runden vehement angreifen, er werde in dieser Phase den besten Grip am Vorderreifen von allen Teilnehmern haben», erzählt Tom O'Kane. «Tatsächlich war Aleix nach einer Runde schon an siebter Stelle, vom elften Startplatz weg. Er hat in der Anfangsphase das Maximum herausgeholt.»

Die Performance des Ecstar-Suzuki-Teams verdient Anerkennung, Top-Ten-Plätze liegen jederzeit im Bereich der Möglichkeiten. Die direkten Gegner scheinen momentan Teams wie Tech-3-Yamaha (Pol Espargaró und Smith) sowie Pramac-Ducati (Hernandez und Petrucci) zu sein, wobei besonders Aleix Esparparó als «one lap wonder» jederzeit für Überraschungen sorgen kann – wie bei Platz 4 am Donnerstag in Katar.

Dabei war Suzuki vor fünf Monaten noch verspottet worden.

Die Japaner kamen nach eineinhalb Testjahren zum ersten Rennen in Valencia – und zerstörten mit Randy de Puniet am GP-Wochenende vier Motoren. Zur Erinnerung: Honda und Yamaha müssen bei den Factory-Teams mit fünf Motoren pro Fahrer über die ganze Saison (18 Events) kommen.

Da Valencia 2014 schliesslich zu einem «wet race» mit erlaubtem Motorradwechsel erklärt wurde, drohte Suzuki ein peinliches Desaster. In der Ersatzmaschine von de Puniet steckte nämlich inzwischen Werksmotor Nummer 6.

Hätte der Franzose also einen Motorradtausch gemacht, hätte Suzuki an einem GP-Weekend mehr Triebwerke verbraucht als Honda und Yamaha mit Márquez, Rossi und Co. im ganzen Jahr bei 18 Grand Prix.

Bei jedem zusätzlichen Motor musste der Fahrer 2014 beim nächstbesten Rennen zur Strafe aus der Boxengasse starten, zehn Sekunden nachdem sich der letzte Fahrer au?f de?m Grid in Bewegung gesetzt hat.

Aber wie wird so ein Fahrer und Team bestraft, wenn der zusätzliche Motor beim Finale wegen eines «wet races» erst im Rennen in Betrieb genommen wird, also erstmals die Boxengasse verlässt?

Safety Officer Franco Uncini (60), 500-ccm-Weltmeister 1982 auf Suzuki, klärt für SPEEDWEEK.com auf: «Randy hätte in diesem Fall in Valencia eine Durchfahrtsstrafe erhalten.»

Übrigens: Für die Saison 2015 wurde die Strafe für zusätzliche Motoren leicht entschärft. «Jetzt müssen die Fahrer in der Boxengasse nur noch fünf Sekunden warten, bevor sie dem Feld hinterher hetzen dürfen», schilderte Uncini.

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