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Nakamoto & Suppo: War Casey Stoner-Absage ein Fehler?

Von Günther Wiesinger
Shuhei Nakamoto und Livio Suppo: Honda hat in der MotoGP schon bessere Zeiten erlebt

Shuhei Nakamoto und Livio Suppo: Honda hat in der MotoGP schon bessere Zeiten erlebt

Die HRC-Manager Shuhei Nakamoto und Livio Suppo wurden in Jerez mit einigen lästigen Fragen konfrontiert. Nakamoto reagierte gereizt, besonders beim Thema Stoner.

Am späten Nachmittag nach dem zweiten freien Jerez-Training stellten sich HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto und Repsol-Honda-Teamprinzipal Livio Suppo den Fragen der Journalisten.

Honda erlebt in der MotoGP-WM nicht gerade die angenehmste Phase der letzten Jahre, denn Márquez und Pedrosa sind verletzt, Pedrosa-Ersatz Aoyama liefert eine blamable Vorstellung nach der andern ab, Casey Stoner wäre wohl die bessere Wahl gewesen, aber HRC lehnte den Wunsch des Australiers auf eine MotoGP-Rückkehr ab, wahrscheinlich auch, um Marc Márquez nicht zu verstimmen.

Nakamoto reagierte auf einige Fragen extrem unwirsch, Fehler gestand er nicht ein. Suppo versuchte mehrmals, die leicht gereizte Stimmung zu entschärfen. Mitunter gab es widersprüchliche Statements. Zum Beispiel beim Thema Casey Stoner.

War es ein Fehler, dass sich Dani Pedrosa nicht im Winter operieren liess statt nach dem ersten Grand Prix?

Suppo: Wenn du ein gesundheitliches Problem hast, sprichst du mit verschiedenen Ärzten, du suchst einen, der dir das meiste Vertrauen vermittelt. Dr. Mir riet Dani im Winter von einer weiteren Operation ab. Er ist diesem Ratschlag gefolgt.
Beim Katar-GP gab es bei Dani wieder «armpump»-Probleme. Ich will Dr. Mir nicht kritisieren, das steht mir nicht zu. Er hat viele gute Dinge gemacht. Aber Dr. Villamor hat ebenfalls ausgezeichnete Referenzen.
Als Firma ist es schwierig, einem Fahrer medizinische Vorschläge zu machen. In meiner alten Position bei Ducati hatten wir quasi einen Firmendoktor. Aber als Casey Stoner seine Krankheit (Erschöpfungssyndrom) hatte, wollte er seinen Vertrauensarzt in Australien konsultieren. Das war verständlich. Es ist der Körper des Fahrers, du musst ihnen die letzte Entscheidung überlassen.
Danis Situation hat vielleicht auch mit Pech zu tun. Ich glaube nicht, dass die Operation bei Dr. Mir nach dem Jerez-GP 2014 ein Fehler war. Vielleicht hat es mit der Grösse von Dani zu tun, vielleicht ist er zu oft operiert worden, ?die OP 2014 hat jedenfalls keine dauerhafte Heilung gebracht.

War Dani für Jerez wirklich nicht fit genug?

Ich vertraue Dani und ich vertraue Dr. Villamor. Die Operation wird als Erfolg bezeichnet. Dani fühlt sich besser, aber er braucht Zeit, dann wird zurückkommen und stärker sein als zuvor.

War es eine schwierige Entscheidung, Casey Stoner für die Rennen in Texas und Las Termas eine Absage zu erteilen?

Nakamoto: Diese Sache habe ich schon mehrmals erklärt. Warum wird das jetzt wieder gefragt?
Okay. Wenn wir Casey zurückholen, wollen wir, dass er unter die ersten drei fahren kann. Wir hatten keine Zeit für einen Test und für eine anständige Vorbereitung des Comebacks. Das war der Grund für unsere Entscheidung.

Wenn Dani Pedrosa weiter Schmerzen im Unterarm hat, könnte Casey dann eine Option als Ersatzfahrer werden?

Nakamoto: Natürlich ist das eine Option. Alles ist möglich. Alles.

Wenn Pedrosa für Le Mans nicht fit ist, wird dort wieder Aoyama fahren? Oder Stoner?

Nakamoto: Wir machen dann mit Aoyama weiter.
Suppo: Casey ist eine Option. Aber es ist eine, mit der wir uns nicht beschäftigen wollen. Denn wir wollen in Frankreich einen gesunden Dani am Start sehen. Wir denken positiv.

Ihr habt Dani Pedrosa letztes Jahr einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag gegeben. Wenn seine gesundheitlichen Probleme bekannt gewesen wären, hätte er dann diesen Vertrag bekommen?

Suppo: Wir wussten, dass Dani auch nach der Operation 2014 manchmal über «armpump» klagte. Bei einigen Rennen hatte er Probleme. Alle haben gehofft, dass er sich in der Winterpause vollständig erholt. Deshalb hat er auf eine OP im Winter verzichtet. Auch Dr. Mir meinte, man sollte den Arm nicht mehr anrühren.
Nach den Problemen in Katar mussten wir eine andere Strategie wählen.

Steckt Honda in der schwierigsten Phase der letzten Jahre, was die MotoGP-WM betrifft? Beide Fahrer sind verletzt, Yamaha und Ducati sind mit jeweils zwei Fahrern sehr stark?

Suppo: Verletzungen können im Rennsport passieren. Damit muss man rechnen. Aber es geschieht nicht oft, dass beide Piloten verletzt sind. Zum Glück befinden sich beide Fahrer nicht in einer sehr schlimmen Verfassung.
Marc kann hier fahren, er ist schnell, er ist heute Dritter geworden. Bei Dani hoffen wir auf eine Rückkehr für Le Mans. Wir haben keinen Hinweis, dass das nicht klappen wird.

Muss die Kommunikation zwischen Dani Pedrosa und HRC verbessert werden? Dani sagte am Montag, er zweifle an einem Comeback in Jerez, HRC verkündete fast gleichzeitig, man rechne mit seiner Teilnahme.

Suppo: Wir haben nie gesagt, dass Dani in Jerez fahren wird. Wir haben nur gehofft, dass er für Jerez fit sein wird.
Ich habe mich jeden Tag mit Dani unterhalten. Wir wussten, dass er am Montag einen Test machen wird. Nach dem Test sagte er uns, er will am Dienstag entscheiden und noch eine Nacht darüber schlafen. Er sagte, der Arm fühle sich besser an, aber nicht so gut wie erwartet. Am nächsten Tag hat er abgesagt.

Könnte Dani Pedrosa am Montag den Test fahren?

Suppo: Wenn es keinen Sinn hat, den Arm für ein Rennen zu belasten, macht es auch keinen Sinn, ihn für einen Test zu belasten.

Habt ihr seit der Absage für Texas und Argentinien mit Casey gesprochen?

Suppo: Nein; ich habe nur mit seinem Manager Chris Hillard telefoniert.

Seid ihr mit den Ergebnissen von Aoyama zufrieden? Er wollte bei jedem Rennen unter die Top-Ten fahren? Heute war er im Training 20. In Texas war er Elfter, in Las Termas hat er nicht gepunktet.

Nakamoto: Ja.
Suppo: Hiroshi war Elfter in Texas und Elfter in der letzten Runde in Argentinien, dann ist er gestürzt. Jeder kennt das Niveau in der MotoGP. Es ist nicht einfach jemanden zu finden, der bessere Resultate erzielen würde. Wir sind froh, dass unser Testfahrer so gut ist.

Marc Márquez hat sich jetzt beim Supermoto-Fahren zweimal arg verletzt. Werdet ihr ihn bitten, künftig mehr Vorsicht walten zu lassen?
 

Nakamoto: Bisher haben wir nicht darüber mit ihm gesprochen. Aber ich werde es tun. Wir müssen uns darüber klar sein: Training ist Training, kein Rennen.

Es hat geheissen, Casey würde einen Test brauchen, um sich an die neue Crew zu gewöhnen und an das Bike. Wenn Pedrosa noch länger nicht fahren kann, wird dann so ein Test mit ihm eingeplant?

Nakamoto: Mindestens einen Test, habe ich gesagt. Wenn wir über ein Comeback von Casey sprechen, dann ist die Saison 2016 realistischer als 2015. In dieser Saison haben wir keine Zeit.
Ausserdem denke ich keine Sekunde daran, dass Dani nicht bald fahren wird. Ich denke positiv.

Habt ihr keine Angst, dass sich Casey dermassen über den Korb von HRC ärgert, dass er nächstes Jahr oder irgendwann für ein anderes Fabrikat ein Comeback macht?

Nakamoto: Was Casey denkt, spielt keine Rolle. Das war eine Honda-Entscheidung.

Wird Marc am Montag hier testen, trotz der Verletzung?

Suppo: Wir werden sehen, wie er sich mit dem verletzten Finger am Sonntag fühlt. Wir haben nicht viel Neues zu probieren. Er muss nicht unbedingt fahren. Aoyama wird Michelin-Reifen testen.

Hätte Dani Pedrosa im Winter mehr Rennsimulationen machen sollen? Dann wären seine Probleme früher offenkundig geworden?

Suppo: Heute werden viel weniger Rennsimulationen gemacht. Dani ist beim ersten Sepang-Test einmal 17 Runden gefahren, er hat dann keine Beschwerden gespürt.

Seid ihr 100-prozentig sicher, dass Casey Stoner nach der MotoGP-Absage im Juli am 8-h-Rennen für Honda von Suzuka teilnehmen wird? Habt ihr in den letzten Wochen darüber noch einmal gesprochen?

Nakamoto: Nein, das habe ich nicht. Ich denke, es gibt keinen Anlass, mit Casey über das «Eight Hour Race» zu sprechen.

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