Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Suter MMX 500: 195 PS, 560 ccm, 120.000 Euro

Von Günther Wiesinger
Nach rund fünf Jahren Bauzeit präsentiert Suter Racing jetzt den 500-ccm-Production-Racer MMX 500. Nächstes Jahr sollen die «World GP Legends» damit fahren.

Die Schweizer Engineering-Firma Suter Racing Technology (SRT) war 2012 in allen drei Motorrad-GP-Klassen aktiv. In der Moto3-Klasse wurde für Mahindra Racing die MGP3O-Maschine gebaut, dazu kam die Rolling-Chassis für die Moto2-WM, mit dem 2010, 2011 und 2012 die Konstrukteurs-WM gewonnen wurde, 2012 gewann  Marc Márquez auf Suter die Moto2-Fahrer-WM.

In der MotoGP-Klasse rüstete Suter 2012 in der Claiming-Rule-Klasse damals Teams wie Iodaracing und Forward Racing mit Suter-BMW-Maschinen aus.

Inzwischen ist Suter aus der MotoGP-WM verschwunden, Mahindra verlagert die Entwicklung mehr und mehr in ein neues Kompetenzzentrum in Italien, dafür will Suter Racing die Anstrengungen in der Moto2-WM verstärken – und die beliebte 500-ccm-Zweitakt-Klasse aufleben lassen.

Seit fünf Jahren wird bei SRT an diesem 500-ccm-V4-Projekt gearbeitet, nächste Woche wird das MMX 500-Projekt im «Air Force Center» am Flughafen Dübendorf bei Zürich präsentiert. Auch die ehemaligen GP-Stars Freddie Spencer, Wayne Gardner, Randy Mamola, Luca Cadalora, Rolf Biland, Carlos Lavado, Franky Chili, Phil Read, Luigi Taveri, Ralf Waldmann, Bruno Kneubühler, Jacques Cornu, Alex Gramigni, Philippe Coulon, Adrian Bosshard und Christian Sarron werden anwesend sein.

«Those were the days», heisst die Suter-Devise.

Wayne Gardner, auf Rothmans-Honda 500-ccm-Weltmeister 1987, hat im Frühjahr 2015 in Jerez den «World GP Bike Legends»-Event mitorganisiert, nächstes Jahr soll daraus eine Serie mit drei Events werden.

Und da die meisten GP-Legenden keinen Zugriff auf ihre alten GP-Bikes haben und nie genügend Ersatzteile vorhanden sind, soll künftig mit Einheits-Motorrädern gefahren werden. «Bei den raren, kostbaren, alten Einzelexemplaren weiss man ja nie, wann sie kaputt gehen», weiss Eskil Suter. «Sie gehören ausserdem meistens irgendwelchen Sammlern, die natürlich auch keine Stürze sehen wollen und so weiter.»

Deshalb kam die Idee auf, das gesamte Feld künftig mit den Suter-MMX 500-Maschinen auftreten.

Suter Racing hat schon in der GP-Saison 1999 die Rolling-Chassis für die swissauto-500-GP-Maschinen gebaut, Jürgen van den Goorbergh erzielte damit 1999 in der 500er-WM zwei Pole-Positions.

Es existierte also bei SRT genug Know-how für die 500-ccm-V4-Motorräder, die freilich mit den Rennmaschinen von 1999 nicht mehr viel zu tun haben. «Unser Triebwerk hat mit dem damaligen swissauto-Motor gar nichts zu tun. Bei uns ist alles neu. Wir haben ein ganz anderes Konzept. Wir haben zum Beispiel zwei Kurbelwellen, swissauto hatte nur eine. Der Motor befindet sich auf dem technischen Stand von 2015, mit Einspritzung. Der Motor ist topmodern.»

Der Suter-Motor wird nach Angabe von Konstrukteur Alex Giussani rund 195 PS leisten, Gewicht: 127 kg; Top-Speed: 310 km/h; maximale Drehzahl 13.000/min; Hubraum: 576 ccm; Bohrung 56 mm, Hub 58,5 mm; Zylinderwinkel 80 Grad; Sechs-Gang-Kasettengetriebe. Das komplette Motorrad wird fahrfertig und «ready to race» 120.000 Euro kosten.

«Die Maschine ist der Hammer», ist Alex Giussani überzeugt.
«Wir möchten 2016 die Legends-Serie mit unseren Fahrzeugen ausrüsten», erklärte Firmenchef Eskil Suter gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir möchten dort das Feld füllen und alle Fahrer mit dem gleichen Motorrad fahren lassen. Die Idee ist aber, dass wir die Maschinen in den einstigen Designs von Rothmans-Honda. Lucky-Strike-Suzuki, Cagiva und so weiter lackieren, um für die Fans einen Wiedererkennungswert zu gewährleisten. Aber bei den Bikes gibt es dann nur eine Single-Make.»

Suter MMX 500: Es gab keinen Zeitplan

Das 500-ccm-Projekt hat sich bei SRT in Turbenthal/Schweiz jahrelang verzögert. Aus einem klaren Grund. «Bei uns wurde dieses Projekt nebenher betrieben», erzählt Eskil Suter. «Es wurde nie mit Vorrang behandelt. Wenn wir keine Zeit und keine Kapazitäten hatten, wurde nicht daran gearbeitet. Wir hatten ja nie einen vorgegebenen Zeitplan.»

Eskil Suter sucht auch noch andere Betätigungsfelder für die MMX 500. Am liebsten würde er die «Legends» auch gelegentlich bei den Grand Prix als Rahmenwettbewerb am Start sehen. «Aber bei den Grand Prix wird es schwierig, weil meistens die Fahrerlager völlig überbucht sind», ist sich der Schweizer bewusst. «Es gibt vielleicht die Möglichkeit, bei zwei, drei Grand Prix im Jahr aufzutreten, in Silverstone zum Beispiel wäre genug Platz im Fahrerlager. Und dann vielleicht manchmal im Rahmen der Superbike-WM. Und dazu muss man Stand-alone-Events planen. Das ist die Aufgabe von Wayne Gardner, die World GP Bike Legends-Serie ist seine Baustelle.»

Nächstes Jahr sollen drei Events stattfinden, 2017 vielleicht zwei mehr. Für die erste Serie werden 20 Fahrzeuge gebaut, insgesamt sollen im Lauf der Jahre 100 Exemplare hergestellt werden. Suter: «Es wird vielleicht auch Interesse von Racing-for Fun-Kunden geben.»

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