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Stefan Pierer (KTM): Die Ansage des Jahres

Von Günther Wiesinger
Selbst Honda hat in den letzten Jahren so manche Schlappe gegen KTM hinnehmen müssen. Deshalb wird das MotoGP-Comeback der Innviertler mit viel Respekt erwartet. Firmenchef Stefan Pierer rechnet mit frühen Erfolgen.

Stefan Pierer, Vorstandsvorsitzender bei KTM, vom österreichischen Wirtschafts-Magazin «trend» 2014 zum «Mann des Jahres» gewählt, ist einer der erfolgreichsten Unternehmer Österreichs – und bekennender Motorsportfan. Sein Slogan «Ready to race» hat dazu beigetragen, KTM zum erfolgreichsten und grössten Motorradhersteller Europas zu machen.

KTM plant bis zum Jahr 2020 den Verkauf von rund 250.000 Einheiten und will dadurch hinter Honda und Yamaha zum drittgrössten Sportmotorrad-Hersteller der Welt aufsteigen.

Bei der 2013 (von BMW) gekauften Zweitmarke Husqvarna soll der Absatz in den nächsten drei Jahren auf mehr als 50.000 Stück gepusht werden: Die in Schweden entstandene Offroadmarke soll durch eine ganze Palette von neuen Retro-Style-Modellen zur Nummer 3 in Europa aufsteigen – hinter KTM und BMW, aber vor Ducati.

Stefan Pierer hat KTM nach der Pleite 1992 übernommen, damals wurden im Jahr 6000 Exemplare abgesetzt. Inzwischen werden inklusive Husqvarna rund 180.000 Motorräder im Jahr verkauft. Beim Neustart 1992 beschäftigte KTM 150 Mitarbeiter, jetzt mehr als 2200. Dazu kommt WP Suspension mit weiteren 500 Mitarbeitenden.

Fast 300 Weltmeistertitel hat KTM schon gewonnen. In der Moto3-WM siegte KTM 2012 mit Sandro Cortese und 2013 mit Maverick Vinales, dreimal hintereinander räumte KTM die Konstrukteurs-WM ab (von 2012 bis 2014). Bis Barcelona 2014 wurden nicht weniger als 27 Moto3-WM-Rennen hintereinander gewonnen – das hat kein anderes Werk in irgendeiner Klasse seit 1949 geschafft.

Jetzt will KTM auch in der Königsklasse für Furore sorgen. Der selbstbewusste Firmenchef Stefan Pierer hat schon bei der Comeback-Ankündigung am 31. Juli 2014 anklingen lassen, man wolle «in der MotoGP nicht nur mitfahren».

Inzwischen hat sich der 59-jährige Steirer gegenüber SPEEDWEEK.com bereits deutlich konkreter geäussert. KTM soll in der MotoGP-WM 2017 mit zwei Werkspiloten innerhalb von drei Jahren zu Spitze vorstossen. 2004 und 2005 war KTM in der MotoGP wegen der hohen Kosten und eines unausgereiften Konzepts gescheitert.

Jetzt existiert in Munderfing eine echte Rennabteilung, mehr Knowhow, mehr Manpower und eine langfristige Planung. Deshalb ist Stefan Pierer zuversichtlich. Das Projekt steht auch finanziell auf gesunden Beinen, Red Bull wird als Hauptsponsor mitmachen.

«Wir sind wir beim Budget bisher sehr sauber unterwegs, es bewegt sich alles im Kostenrahmen. Beim Budget gibt es kein Limit», betont Stefan Pierer. «Honda und Yamaha dürfen wir natürlich nicht als Benchmark nehmen. Aber Suzuki zu überholen, ist gleich einmal das erste Ziel. Das muss in drei Jahren geschehen. Ja. Und ich glaube, dass wir zum Beispiel beim Motor relativ gut dabei sind. Wir haben jetzt 270 PS. Ich sag dir, wir sind dabei.»

Die V4-1000-ccm-KTM RC 16 wurde bereits im Oktober in Spielberg und Ende November in Valencia getestet, mit Alex Hofmann und Mika Kallio. Pierer ist überzeugt, KTM werde schon im Frühjahr 2016 Topzeiten erreichen und dadurch Spitzenfahrer anlocken.

Traut er KTM im Frühjahr 2016 schon Zeiten zu, die im Qualifying auf diesen Strecken für die ersten zehn reichen würden? Pierer: «Auf alle Fälle. Die Top-Ten sind angesagt. Weiter hinten, das ist nicht unser Ziel.»

KTM will 2016 in jedem Monat einmal testen, beim Österreich-GP in Spielberg (14. August) ist eine Teamvorstellung samt Demonstrationsrunde vereinbart. KTM hat dort eine komplette Tribüne mit 10.000 Plätzen gekauft. Beim Valencia-GP im November 2016 will KTM werksseitig mit einer Wildcard in der MotoGP-WM debütieren und eine Standortbestimmung vornehmen.

Pierer könnte sich für 2016 die Verpflichtung von Talenten wie Zarco, Kent oder Oliveira vorstellen, zu denen es über die Partner Ajo-Team und Leopard Racing Kontakte gibt. Alle die Fahrer waren schon für Red Bull und KTM unterwegs.

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