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MotoGP-Pisten: Viele Luftschlösser und Fehlschläge

Von Günther Wiesinger
Die Liste der gescheiterten MotoGP-Veranstalter ist lang, der Bau vieler Pisten wurde gar nie verwirklicht. Balatonring, Goiania, Brasilia, Bulgarien – lauter Hirngespinste.

Für die Saison 2013 wurde der «Circuit of the Americas» (COTA) in Austin/Texas neu in den GP-Kalender befördert; 2014 kam wieder ein Argentinien-GP zum Zug, erstmals im 1150 km von Buenos Aires entfernten Las Termas de Rio Hondo. Und 2016 kehrt der Österreich-GP in Spielberg (am 14. August) in den MotoGP-Terminplan zurück, erstmals seit 19 Jahren.

Aber in den letzten zehn Jahren sind viele neue Motorrad-GP-Pläne gescheitert, oft war die Dorna zu gutgläubig, sie wurde von zwielichtigen Rennstreckenbauern und zweifelhaften Promotern hinters Licht geführt.

Oft waren sogar renommierte Politiker im Spiel, die vor Wahlen irgendwelche illustren Versprechungen machten – und dann ein paar Monate später gar nicht mehr im Amt waren.

Jüngstes Beispiel: Die Dorna machte in Grossbritannien einen Fünf-Jahres-Vertrag mit den euphorischen Hintermännern des «Circuit of Wales»; der erste WM-Lauf im Norden von Ebbw Vale hätte schon 2015 stattfinden sollen. Doch Michael Carrick, Chef der Valleys Development Company, ist bisher in erster Linie durch scheinheilige Beteuerungen und durch eine meisterhafte Verzögerungstaktik aufgefallen.

In Wirklichkeit wurde bisher noch nicht einmal ein Spatenstich vorgenommen. Die Circuit-of-Wales-Manager mussten den WM-Lauf 2015 in Silverstone austragen...

In England gehen die Experten längst davon aus, dass der Motorrad-WM-Lauf nach 2016 auch 2017 in Silverstone abgewickelt werden muss.

Fragwürdige Investoren

Einen ähnlichen Reinfall erlebte die Dorna vor rund sieben Jahren mit dem Ungarn-GP. Windschiefe spanische Investoren sollten den Balatonring in der ungarischen Tiefebene errichten, der Grand Prix stand für 20. September 2009 sogar fix im Kalender, Gabor Talmacsi als 125-ccm-Weltmeister galt als Galionsfigur. Aber die Motorsportarena in der Puszta kam über das Planungsstadium und eine Art Rohbau (nach den Erdarbeiten schlief alles ein) nie hinaus.

Nicht viel anders erging es den GP-Absichten der Manager des Crimea Circuits auf der Halbinsel Krim, die inzwischen von Russland annektiert wurde. Der Crimea Circuit wurde zwar irgendwann fertiggestellt, aber das Geld der fragwürdigen Investoren reichte nicht aus, um eine GP-würdige Infrastruktur auf die Beine zu stellen.

Auch mit potenziellen GP-Veranstaltern in Bulgarien und Singapur, wo eine permanente Piste in der Nähe des Flughafens errichtet werden sollte, hat die Dorna Vorverträge und Absichtserklärungen für Motorrad-GP-Events abgeschlossen. In Bulgarien war immerhin der ehemalige 80-ccm-GP-Pilot und spätere Verbandspräsident Bogdan Nikolov in das Rennstreckenprojekt engagiert.

Aber meistens brauchten die Möchtegern-GP-Veranstalter die Dorna-Verträge nur, um auf Geldsuche zu gehen, die Bemühungen versickerten meistens ergebnislos.

Das war auch vor zwei Jahren in Chile so. Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta war von den Verantwortlichen in Chile beeindruckt. Sie liessen sich beim ersten Las-Termas-GP blicken und hatten immerhin eine einsatzbereite Rennstrecke vorzuweisen. Aber es gab keine Genehmigungen dafür, sie war illegal errichtet worden, aus dem geplanten Chile-GP für 2017 wurde nichts. Er hätte eine Woche nach dem Argentinien-GP durchgeführt werden sollen.

Die von den Sponsoren und Motorradwerken gewünschte Expansion nach Südamerika ist somit gescheitert. Denn auch die Pläne mit einer Rückkehr des Brasilien-GP nach Goiania oder einem Neubau des verwahrlosten Ayrton-Senna-Circuits in Brasilia sind ins Wasser gefallen. In Brasilien hatten die Fussball-WM und die Olympischen Spiele Vorrang; die korrupten Politiker konnten sich daneben kein weiteres Grossprojekt leisten.

Aus Istanbul und Shanghai hat sich die Dorna nach wenigen Jahren wieder zurückgezogen, weil das Interesse der Zuschauer und der Industrie zu wünschen übrig liess.

Ein Grand Prix auf der pompösen Formel-1-Strecke in Abu Dhabi scheiterte am mangelnden Interesse der Scheichs, die für die Motorräder keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen treffen wollten.

Anders war die Situation am Buddh Circuit in Indien. Weil die indischen Zollbehörden die Auflagen der Dorna und IRTA nicht erfüllen wollten, wurde der Indien-GP nie Wirklichkeit. Auch die Formel 1 verabschiedete sich rasch wieder aus Indien.

Trotzdem bleibt der asiatische Raum mit seinen aufstrebenden Märkten im Visier der Dorna-Manager. In Indonesien soll der Sentul Circuit bei Djakarta, der 1996 und 1997 GP-Schauplatz war, modernisiert und 2017 in den GP-Kalender gehievt werden. Aber bisher gibt es keine Anzeichen, dass die Bauarbeiten rechtzeitig fertig werden.

Und der Chang International Circuit in der Provinz Buriram in Thailand steht zwar bei der Dorna auf der Warteliste, er muss aber zuerst drei Jahre lang die Superbike-WM beherbergen, also bis inklusive 2017, dann winkt eventuell ein GP-Deal.

Viele Rennstrecken-Projekte in exotischen Ländern haben sich als Hirngespinste erwiesen.

Deutlich mehr Hand und Fuss hat das Konzept der Finnen mit dem Kymi Ring, der für 2017 fertig sein könnte und die Homologation für Superbike-WM und MotoGP erhalten soll.

Ob 2017 erstmals seit 1982 (damals wurde auf dem gefährlichen Strassenkurs in Imatra gefahren) wieder ein Motorrad-GP von Finnland stattfindet, bleibt freilich zumindest bis zum Sommer 2016 ungewiss. «Es hängt wie immer vom Geld ab», sagt der finnische Teambesitzer Aki Ajo.

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