Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Suter Racing baut Alu-Chassis für Ducati Desmo GP

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso mit der Ducati Baujahr 2016: Chassis «Made in Switzerland»

Andrea Dovizioso mit der Ducati Baujahr 2016: Chassis «Made in Switzerland»

Alles ist streng geheim, trotzdem lässt sich nicht bestreiten: Das Chassis für die Ducati Desmosedici GP Baujahr 2016 wurde bei Suter Racing in der Schweiz gebaut.

Natürlich existiert ein «letter of confidentiality», also eine Art Geheimhaltungsvertrag. Trotzdem ist jetzt durchgesickert: Bei Suter Racing Technology in Turbenthal/Schweiz wird das MotoGP-Aluminium-Chassis für die neue Ducati Desmo GP konstruiert, die in Sepang von Montag bis Mittwoch unter den Werkspiloten Andrea Iannone und Andrea Dovizioso ihre Feuertaufe erlebte und nach dem übernächsten IRTA-Test in Doha/Katar (2. bis 4. März) auch von Nobel-Testfahrer Casey Stoner probegefahren wird.

Schon im September 2013 war nach dem Misano-GP ein Kleintransporter aus dem Paddock gerollt, der eine Ducati GP13 nach Turbenthal kutschierte, wo bei Suter ein Alu-Chassis für die Saison 2014 konstruiert werden sollte.

Der damalige Ducati-Renndirektor Bernhard Gobmeier wollte zu diesem Zeitpunkt bei Suter eine zweite Chassis-Version anfertigen lassen und sie mit den Kreationen der italienischen Ducati-Techniker bei Testfahrten vergleichen.

Doch Gobmeier wurde im Oktober 2013 durch Gigi Dall'Igna ersetzt, der Italiener legte das Suter-Chassis-Projekt auf Eis.

Doch die in Italien gebauten Rolling-Chassis für die Ducati GP14 und die GP15 erfüllten vom Fahrverhalten und vom Reifenverschleiss her die Erwartungen nicht. Es stimmten die Steifigkeitswerte nicht; besonders Dovizioso bemängelte das Fahrverhalten, den Grip in schnellen Kurven und die Bremsstabilität der GP15.

Ducati verlor 2015 nach einem fulminanten Saisonstart (Dovizioso wurde bei den ersten drei Rennen jeweils Zweiter) den Anschluss an Honda und Yamaha.

Am Motor lag es nicht. Das 1000-ccm-V4-Triebwerk aus Italien schaffte dauernd die besten Top-Speed-Werte.

Deshalb wurde jetzt unter strengster Geheimhaltung wieder ein Auftrag an Suter vergeben. Ducati möchte natürlich den Eindruck erwecken, man könne alle Probleme «In-House» in Borgo Panigale lösen.

Aber Rennchef Gigi Dall'Igna dementierte den Auftrag an die Suter Racing Technology unter vier Augen in Sepang gegenüber SPEEDWEEK.com nicht. «Ich darf nicht darüber reden», sagte er augenzwinkernd.

Ducati hatte beim Desmosedici-Motor für 2016 wenig Arbeitsbedarf, die Fortschritte müssen vom Chassis kommen, wenn 2016 erstmals seit Oktober 2010 (Casey Stoner siegte damals in Australien) wieder ein Rennen gewonnen werden soll.

Iannone und Dovizioso bescheinigen dem 2016-Bike viel Potenzial. «In Australien werden wir die GP15 noch einmal testen, nachher nicht mehr, hoffe ich», stellte der letztjährige WM-Fünfte Iannone fest.

Auch «Dovi» lobte den 2016-Prototyp. «Bei der Bremsstabilität sind gegenüber dem Vorjahr Fortschritte zu spüren», bemerkte der Spätbremser.

Bei der Chassis-Entwicklung ging es bei Ducati Corse in den letzten Jahren rund. 2007 gewann Casey Stoner die MotoGP-WM auf Ducati mit einem Gitterrohrstahlrahmen, das war damals die DNA von Ducati.

Dann bildete sich Ing. Filippo Preziosi ein, er müsse ein Karbonchassis bauen, doch damit liess sich die Steifigkeit nicht ändern, zumal bei der Desmosedici der Motor als tragendes Teil wirkte. «Und der Motor ist steif wie ein Felsblock», ätzte Loris Capirossi damals.

Stoner mühte sich 2009 und 2010 noch mit dem Karbon-Monocoque ab und gewann damit zum Beispiel in Australien 2010, beim WM-Finale in Valencia landete er auf Platz 2.

Valentino Rossi führte seine Probleme 2011 als Ducati-Neuling grossteils auf das Karbon-Chassis zurück. Er konnte kein Gefühl für den Vorderreifen aufbauen, deshalb forderte er ultimativ den Bau eines Alu-Chassis, das sich bei Yamaha jahrelang bestens bewährt hatte. Er bekam es 2011 bereits beim Barcelona-GP. An den Ergebnissen änderte sich wenig... Stoner beteuert noch heute, das Karbon-Chassis sei konkurrenzfähig gewesen.

Die Firma Suter Racing Technology verfügt über jahrelange Erfahrung im Bau von Aluminium-Chassis. Die ersten bauten die pfiffigen Schweizer für die MuZ-Weber 500 mit dem 500-ccm-V4-Motor von swissauto, mit welcher der Niederländer Jürgen van den Goorbergh in der 500er-WM 1999 zwei Pole-Positions erzielte. Dann folgten Chassis für die MotoGP-Kawasaki von 2004 bis 2008, für die Ilmor-V4 mit 800 ccm für 2007 und für die Suter-BMW 2012. Dazu kommen drei Konstrukteurs-WM-Titel in der Moto2-WM 2010, 2011 und 2012 sowie insgesamt 32 Moto2-GP-Siege.

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