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Héctor Barberá: Einheitselektronik als Karriereschub?

Von Manuel Pecino
Héctor Barberá

Héctor Barberá

Héctor Barberá war die große Überraschung der Vorsaison 2016. Was für den Rest des Feldes ein frustrierender Rückschritt war, ist für ihn ein Geschenk.

Der Fahrer, mit dem wir hier sprechen, startete seine Rennkarriere auf Asphalt mit zwölf Jahren. Nur drei Jahre später kam er in die Weltmeisterschaft, mit 16 wurde er Vizeweltmeister in der 125-ccm-Klasse. Mit 18 stieg er zu den 250ern auf und wurde erneut Vizeweltmeister.

«Ja, plötzlich sieht es so aus, als sei ich ein viel besserer Fahrer als gestern.» Héctor Barberá ist der unerwartete Hauptakteur der Vorsaison 2016. Beim Phillip Island-Test war er der schnellste unter den acht Ducati-Piloten – und das auf der GP14.2. Bisher wurde Barberá, der als einer der wenigen MotoGP-Piloten keinen WM-Titel in seinem Lebenslauf stehen hat, als hässliches Entlein der Königsklasse angesehen.

«Ich verstehe die Situation, weil dies ein Elite-Sport ist und die Dinge hier eben so funktionieren. Die Ergebnisse definieren deine Position im Gesamtbild. Als ich mit 22 Jahren in die MotoGP-Klasse kam, war es nicht einfach, damit umzugehen. Bei meinem Einstieg in die Weltmeisterschaft war ich sofort konkurrenzfähig. Ich gewann Rennen, wurde im ersten Jahr Vizeweltmeister. Dasselbe passierte nach meinem Wechsel in die 250-ccm-Klasse.»

MotoGP: Ein hartes Pflaster

Die Dinge liefen anders, als Barberá in die MotoGP-Klasse aufstieg. Er kam in das Aspar-Team, eine neue Mannschaft in einer neuen Kategorie, es gab für alle sehr viel zu lernen. Seine vielversprechende Leistungskurve erhielt einen nachhaltigen Knick.

Barberá sagt, dass er seine einzige gute Chance in der MotoGP-Klasse 2012 im Pramac-Team hatte. «Bis zur Saisonmitte setzte ich die Werksfahrer unter Druck, wir machten uns wirklich gut. Dann hatte ich einen Sturz und brach mir das Schien- und Wadenbein. Als ich zurückkam, war ich noch immer konkurrenzfähig wie in Valencia, wo ich in der Startaufstellung vor Valentino Rossi und Nicky Hayden stand. Doch das Team hatte schon Verträge mit neuen Fahrern unterzeichnet.

In den kleinen Klassen kämpfte Barberá gegen Fahrer wie Dovizioso oder Lorenzo um WM-Titel. Für Barberá war unverständlich, warum sie plötzlich besser sein sollten als er. «Sie sind Jungs wie ich mit dem speziellen Talent, schnell Motorrad zu fahren. Sie sind wie ich, nicht besser als ich.» Diese Überzeugung trieb ihn die Jahre hindurch an.

Doch Héctor räumt ein, dass er Mitte 2014 die Entscheidung traf aufzuhören. Er hatte sich für ein angebliches Werksprojekt mit Kawasaki entschieden, aber die anfänglichen Pläne trugen keine Früchte. «Es war ein Desaster. Ein Beispiel: Japanische Techniker wurden zu uns geschickt, um unser Getriebe abzustimmen, denn man konnte nicht einmal in den sechsten Gang schalten. Ich beendete das Rennen in Barcelona unter Tränen. Ich wusste, dass es nicht um die fahrerischen Fähigkeiten ging», ruft sich Barberá bittere Erinnerungen ins Gedächtnis. «Ich gebe zu, dass ich körperlich nicht so trainiert hatte, wie ich es hätte tun sollen, aber für was hätte ich das tun sollen? Ich wusste, dass wir an einem perfekten Tag 17. satt 19. werden können. Wie soll einen das motivieren?»

Zu diesem Zeitpunkt nahm das Avintia-Team die Gespräche mit Ducati auf, um über die Möglichkeit zu verhandeln, die restlichen Saisonrennen mit den italienischen Bikes zu bestreiten. Was nach einem verzweifelten Versuch aussah, funktionierte letztendlich und rettete Barberás Karriere. «In diesem Jahr bin ich stärker als je zuvor, ich arbeite intensiver als je zuvor, denn ich weiß, dass ich mit diesem Projekt eine Chance habe, eine gute Saison zu erleben, wenn ich mich um körperliche Fitness bemühe.»

2015 feierte Barberá seine Rückkehr aus der «dunklen Welt». Er beendete das Jahr als Sieger der Open-Klasse, aber der große Schritt in das Rampenlicht kam erst mit der Einführung der neuen Einheitselektronik. Was für den Rest des Feldes ein frustrierender Rückschritt war, ist ein Geschenk für Barberá. «Die Elektronik, die wir im letzten Jahr einsetzten, war Lichtjahre hinter jener, die jetzt im Einsatz ist. Ich gebe dir ein Beispiel: In der letzten Saison hatten wir die Option, die Strecke in maximal fünf Bereiche zu unterteilen. Nun können wir für jede Kurve abstimmen.»

Die Elektronik ist der Schlüssel

Beim ersten Test mit der neuen Einheitssoftware nach dem WM-Finale 2015 erkannte Héctor, dass die neuen Regeln für ihn das Gesamtbild veränderten. Plötzlich sah er seinen Namen nahe an denen der Spitzenfahrer, ein paar Tage zuvor war das noch unvorstellbar. Während dem zweiten Teil der Vorsaison zeigte sich dieselbe Dynamik. «In Malaysia überholte mich Márquez, aber ich konnte ihm folgen. Dasselbe passierte mit Valentino. Als wir nach Phillip Island kamen, ging ich erst nach den anderen Fahrern auf die Strecke. Innerhalb von zwei Runden fuhr ich die Rundenzeiten der schnellsten Fahrer und konnte sie den gesamten Tagen halten.

Kam das durch eine persönliche Steigerung, Verbesserungen im Team oder eine Kombination aus beidem? «Weder das Team noch ich sind besser als in den Monaten zuvor. Es liegt an der Elektronik. Sie ist das Einzige, das sich verändert hat. Doch auch mein Wintertraining hat sich in diesem Jahr verändert. Früher habe ich versucht, so viele Stunden wie möglich auf unterschiedlichen Bikes zu sitzen. In diesem Winter habe ich stattdessen an den Muskeln gearbeitet, die sich schwach anfühlten. Ich habe einen Unterschied bemerkt, ich bin viel agiler auf dem Bike.»

Theoretisch sollte sich die Situation wieder normalisieren, wenn die Werksteams die Elektronik verstanden haben. Héctor stimmt dieser Theorie nicht zu. Er betont, dass die neue Elektronik für sein Team genauso neu sei wie für alle anderen. «Die Werksteams haben viele Ingenieure, die an der Elektronik arbeiten, wir haben nur ein Gehirn, das darüber nachdenkt. Daher können die anderen schneller Dinge ausprobieren und das richtige Set-up finden. Wenn unser Ingenieur eine Idee hat, müssen wir normalerweise bis zum nächsten Tag warten, da er sich auf die momentanen Aufgaben konzentrieren muss.»

Aus einem mechanischen Blickwinkel wird es Unterschiede geben. Das Bike, das Barberá in der Vorsaison fährt, wird er auch für den Rest des Jahres einsetzen. Das machte Ducati bereits klar. Seine Desmosedici ist die letzte Version der Saison 2014. Doch es zeigte sich in diesem Winter, dass es noch immer ein konkurrenzfähiges Bike ist.

In drei Wochen beginnt die neue Saison. Dann geht es wirklich zur Sache. Am Ende unserer Unterhaltung fragte ich Héctor Barberá, ob er sich bereits auf das Rennen in Katar fokussiert? «Nach allem, was ich in diesen Jahren durchgemacht habe, habe ich gelernt, dass es das Beste ist, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Wenn du über Dinge in der Zukunft nachdenkst, kannst du nicht das genießen, was gerade passiert.»

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