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Stefan Bradl/Aprilia: «Spielberg wird nicht einfach»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl

Stefan Bradl

Aprilia-Werksfahrer Stefan Bradl lässt sich nicht entmutigen. «Wr haben 2016 schon viele kuriose Rennen erlebt. Deshalb stecke ich vor dem Österreich-GP nicht den Kopf in den Sand.»

Stefan Bradl (26) musste letzte Woche auf den MotoGP-Test in Spielberg verzichten. Aber er hält das für keinen grossen Nachteil, was die Erfolgsaussichten beim GP von Österreich am 13./14. August in der Steiermark betrifft.

In der MotoGP-WM ist Bradl durch den Nuller in Sachsen vom 12. auf den 15. Platz zurückgefallen.

Stefan, du hast am Donnerstag erzählt, es gehe dir nach dem Crash im Warm-up auf dem Sachsenring wieder besser. Inzwischen hast du das Training wieder aufgenommen?

Ich habe am Donnerstag leicht begonnen, am Samstag war ich dann beim Krafttraining, gestern und heute bin ich mit meinem Ghost-Rennrad unterwegs gewesen. Heute bin ich um 9.30 Uhr zu einem 70-km-Tur gestartet.
In den nächsten Tag wird das Trainingsprogramm im üblichen Rhythmus fortgesetzt.

Wie stark ärgert es dich, dass du neben dem Heim-GP auch den Spielberg-Test verpaßt hat?

Ich habe schon vorher zwei Gehirnerschütterungen gehabt, das war nicht meine Schlimmste. Aber ich habe nach dem Sturz im Warm-up wohl für einige Sekunden das Bewusstsein verloren, deshalb hätte ich sowieso Startverbot bekommen. Es wäre verantwortungslos gewesen, wenn ich das Rennen gefahren wäre, auch aus Sicht der Ärzte.
Es ist mir zwar nach dem Sturz von Stunde zu Stunde besser gegangen. Aber ich war einfach sehr, sehr müde. Eine Rennteilnahme war auf jeden Fall aussichtslos.
Als ich im Krankenhaus in Chemnitz angekommen bin, habe ich gemerkt, es geht bergauf, es geht mir besser. Aber es stand nie zur Debatte, daß ich um 14 Uhr an den Start gehen hätte können. Das hätte ich auch ohne ärztliche Ratschläge und Anordnungen gemerkt.
Was ich an dem Tag einstecken habe müssen, das hat schon gelangt... Es war okay, daß ich nicht gefahren bin. Nach der Computer-Tomografie, die nach so einem Crash Pflicht ist, haben mir die Ärzte die Bestätigung gegeben, dass ich abgesehen von der Gehirnerschütterung und dem Schleudertrauma im Nacken verletzungsfrei war.
Diese Computer-Tomografie, die ich auf diese Weise noch nie mitgemacht habe, war sehr unangenehm, weil sie den gesamten Oberkörper gescannt und mir ein Kontrastmittel gespritzt haben.
Die Ärzte sagten, ich soll zwei Tage absolut Ruhe geben. Danach habe ich geantwortet: «Das kriege ich selbst daheim auch zusammen, dazu muss ich nicht in der Klinik bleiben.»

Damit war auch der Spielberg-Test kein Thema mehr?

Mich hat der Gedanke schon beschäftigt, ob das gehen würde. Aber es hätte keinen Wert gehabt, ich hätte keine ruhige Minute zum Ausruhen gehabt, weil ich Montagmittag schon wieder mit dem Auto wegfahren hätte müssen. Das Team und Crew-Chief Diego Gubellini gesagt: Wenn du nur halb fit bist, bleib lieber daheim. Das wäre ein bisschen zu viel gewesen. Es war besser, dass ich diesen Test gestrichen habe.

Der Test in Spielberg war für Aprilia recht mühsam. Dein Teamkollege Alvaró Bautista blieb nach teaminternen Stoppungen mit 1:25,2 min eine Zehntelsekunde hinter KTM-Testfahrer Mika Kallio.

Ja, ich habe die Geschehnisse beim Test natürlich in den Medien ein bisschen von daheim aus beobachtet. Es kann sein, dass wir dort beim Grand Prix ein bisschen Nachteile habe, was die Motorleistung anbelangt. Das ist wahrscheinlich kein großes Geheimnis.
Trotzdem brauchen wir jetzt nicht schwarzmalen. Es kann ja immer was sein, zum Beispiel mit den Wetterbedingungen, deshalb müssen wir nicht von vornherein den Kopf in den Sand stecken. Wir müssen uns bemühen, ein vernünftiges Wochenende abzuliefern.
Wir haben in dieser Saison schon ein paar kuriose Rennen erlebt. Daher wird es zwar in Österreich sicher nicht einfach, denn die Motorleistung ist unser Problem. Aber vielleicht kriegen wir ja einen neuen Motor, der mehr Druck hat.

Die meisten deiner Gegner sind jetzt zwei Tage auf dem Red Bull Ring gefahren, du nicht. Wie nachteilig wird sich das beim Grand Prix auswirken? Lässt sich das am ersten Trainingstag aufholen?

Wenn das Weekend im Training wie auf dem Sachsenring vom Wetter her beeinflusst wird, kann es sein, dass die Nachteile grösser ausfallen, weil mir dann das Training im Trockenen fehlt. Aber an sich ist diese Strecke nicht so schwierig, dass man unbedingt testen gehen muss.
Ich bin vor zwei, drei Jahren einmal während meiner LCR-Zeit dort mit einer 1000-ccm-Honda Fireblade rumgefahren. Aber den neuen Belag kenne ich nicht. Mit dem Auto habe ich auch schon einige Runden gedreht. Also kenne ich den Streckenverlauf. Es sollte möglich sein, das auf die Schnelle zu lernen. Da mache ich mir jetzt keine grossen Sorgen. Spielberg ist nicht so eine Strecke wie Austin, wo es 21 Kurven gibt. In Spielberg haben wir neun oder zehn.

Du wirst Abstimmungsdaten von Aprilia und Bautista bekommen, nehme ich an?

Ja, sicher. Aprilia wird uns sicher einen groben Überblick über das Set-up für die Suspension und die Elektronik geben. Mein Crew-Chief Diego und Elektronik-Ingenieur Marcus Eschenbacher waren ja auch vor Ort, sie haben alles beobachtet und sicher einen Input gekriegt. Deshalb mache ich mir keine Sorgen.
Abe es wird hauptsächlich auf die Motorleistung ankommen. Deshalb sind die Ducati dort so stark gewesen. Man muss dort gscheit bremsen können und eine gscheite Power haben.

Wie hat dir das MotoGP-Debüt von KTM gefallen?

Wenn man die inoffiziellen Zeiten von Aprilia glauben kann, und ich zweifle sie nicht an, dann hat KTM sicher keinen schlechten Job gemacht. Aber das habe ich von KTM auch so erwartet. Die KTM-Leute, die ich aus dem MotoGP-Projekt kenne, machen wir einen sehr professionellen Eindruck. Ich habe erwartet, dass das erste Kräftemessen von KTM mit den anderen Gegnern und Teams sicher keine Blamage wird. Das wäre das Letzte, was die KTM-ler haben wollen. Ich glaube, dass sie auf einem guten Weg sind.
Wenn ich 2017 bei Aprilia weiter gefahren wäre, wäre das sicher ein heißes Duell geworden zwischen uns und KTM. Das hätte mir mit Sicherheit auch Spaß gemacht.

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