Stefan Bradl: «Ich bin 2017 nicht im GP-Sport dabei»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl mit Crew-Chief Diego Gubellini und Marcus Eschenbacher

Stefan Bradl mit Crew-Chief Diego Gubellini und Marcus Eschenbacher

Stefan Bradl lässt die Katze aus dem Sack. Der Bayer verabschiedet sich von der MotoGP- und wechselt 2017 in die Superbike-WM.

Da Aprilia Racing die Option auf Stefan Bradl für 2017 nicht eingelöst hat und kein wirklich lukrativer Platz mehr in der MotoGP-WM verfügbar war, entschied sich der Bayer zum Wechsel in die Superbike-WM. Dort bestand rasch Interesse bei Ducati, Milwaukee (2017 wohl mit Aprilia), Yamaha und beim Honda World Superbike-Team.

Stefan, vor einer Woche ist durchgesickert, dass du am Saisonende nach elf Jahren Abschied vom GP-Sport nehmen wirst. Denn Avintia wird mit Loris Baz weiterfahren, du hast beim GP von Deutschland noch mit dem spanischen Team verhandelt.

Ja, ich werde im GP-Sport nächstes Jahr nicht dabei sein. Die MotoGP-WM wird ohne mich stattfinden, auch wenn mir diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist.
Ja, es haben die einzelnen Details in der MotoGP-Klasse nicht so gepasst. Und ich wollte nicht um jeden Preis in MotoGP bleiben.

Du hast keinen Vertrag bei Avintia Ducati unterschrieben. Das heißt: Du wirst 2017 die Superbike-WM bestreiten?

Ja, ich habe eigentlich schon nach dem Barcelona-GP Anfang Juni im Kopf gehabt: Wenn es bei Aprilia nicht weitergeht, dann wird es keinen vielversprechenden Platz mehr in der MotoGP-Klasse für mich geben.

Es war klar, dass ich da nicht mehr mit besonders reizvollen Angeboten rechnen kann.

Einige haben natürlich gesagt: «Bleib' in der MotoGP. Wenn du einmal weg bist, kommst du nie wieder zurück.»
Ja, das kann, muss aber nicht richtig sein. Toni Elias ist aus der Moto2-WM 2011 auch wieder in die MotoGP zurückgekommen.
Auf der anderen Seite muss ich sagen. Es gibt andere Rennserien neben der MotoGP. Auch wenn die Superbike-WM nach außen hin nicht so reizvoll klingt und nicht so publikumswirksam ist.

Die Vertragsverhandlungen mit Avintia und Ducati sind in Assen erst spät gestartet, als ich bei Honda für die Superbike-WM schon sehr weit oben auf der Wunschliste stand.
Ich weiß die Bemühungen der Avintia-Chefs Raúl Romero und Antonio Martín sehr zu schätzen. Sie haben das Angebot laufend verbessert, es wurde auch sehr bald eine 2016-Ducati zugesagt.
Ich war zwei Wochen lang ziemlich hin- und hergerissen. Es gab beim deutschen Grand Prix auch ein Gespräch mit Gigi Dall'Igna und Paolo Ciabatti, beide waren sehr an einer Zusammenarbeit interessiert. Das hat mich noch einmal zum Nachdenken gebracht.
Aber einige Details bei Avintia haben nicht gepasst, deshalb ist es zu keiner Einigung gekommen. Außerdem existierte ein Angebot, das ich spannender fand. Ich habe schließlich ganz allein entschieden, wie meist in solchen Fällen. Das war schon nach der Saison 2009 nicht anders, als ich von der 125er-Klasse unbedingt in die Moto2-WM wollte und das auch durchgezogen habe – gegen einige Widerstände. Es war damals der richtige Schritt.

Klar, einige Fans werden jetzt enttäuscht sein.
Aber ich bin jetzt zwei Jahre lang oft genug auf Startplätzen zwischen 15 und 21 gelandet. Nächstes Jahr haben wir in der MotoGP sechs Werksteams. Es geht also für die elf Fahrer aus den Kundenteams bestenfalls um Platz 13. Da streiten dann Fahrer wie Crutchlow, Miller, Petrucci, Zarco, Barbera, Bautista und so weiter drum.

Für mich ist es jetzt reizvoller, eine neue Herausforderung zu suchen. Wenn ich dann ein Team habe, für das ich um Top-3-Plätze in der Superbike-WM kämpfen kann, hat das für mich als Profirennfahrer durchaus seine Reize.

Eine Rückkehr in die Moto2-WM war kein Thema mehr?

Ja, richtig. Das hat damit zu tun, dass ich jetzt seit fünf Jahren mit 1000-ccm-Maschinen fahre und mich an diese Motorleistung gewöhnt habe.
Die Herausforderung in der Superbike-WM ist für mich deutlich reizvoller als eine Rückkehr in die Moto2. Auch mein Fahrstil passt inzwischen besser zu den Superbikes als zu den 600-ccm-Bikes.

Aber eine gewisse Wehmut ist dir anzuhören. Denn du warst jetzt elf Jahre lang im GP-Fahrerlager. Es war dein zweites Zuhause. Dazu kommt, dass die Superbike-WM unbestritten die zweite Division ist, von den Budgets her, von den Fahrern, von den Zuschauern und von der Medienberichterstattung.

Aber ich komme zu einem Hersteller und einem Team, das große Anstrengungen unternommen hat, um einen 26-jährigen MotoGP-Fahrer in die Superbike-WM zu locken.

Ich weiß, dass dieser Hersteller ein neues Motorrad bringt, und dass bei den beiden letzten WM-Meetings in Misano und Laguna Seca einmal Michael van der Mark und einmal Nicky Hayden auf dem Podest war. Also darf ich mir auch zutrauen, um Podestplätze zu kämpfen.

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