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Dani Pedrosa: Der Reiz des Reizlosen

Kolumne von Michael Scott
Dani Pedrosa wird von vielen Fans und auch Journalisten neben der Strecke als zurückhaltend, unscheinbar und zuweilen langweilig wahrgenommen. Doch genau das macht seine Art so erfrischend.

Hände hoch, wer sehr erfeut war, Dani Pedrosa beim Rennen in Misano vor ein paar Wochen gewinnen zu sehen. Ziemlich überraschend, dass der kleine Spanier, der 2001 als einer von drei Teenagern aus dem Telefonica-Nachwuchsprogramm in die Weltmeisterschaft kam, sonst Gefahr gelaufen wäre, seine erste sieglose MotoGP-Saison zu absolvieren.

Es wäre das erste von elf Jahren in der Königsklasse (wenn man auch seine Zeit in der 125-ccm- und 250-ccm-Klasse dazuzählt, sogar unglaubliche 15 Jahre) ohne Sektdusche als Sieger gewesen. In diesen 15 Jahren hat sich Dani von einem verbissenen und mürrischen Neuling zu einem fröhlichen und oft amüsanten erfahrenen Staatsmann entwickelt.

Erfrischend ist, dass er so wunderbar sachlich ist. Niemand geht mit den zuverlässig banalen offiziellen Fragen bei den Pressekonferenzen mit so viel Geringschätzung wie Dani um. Nach einem Rennsieg oder einer Pole-Position antwortet Rossi auf eine «Du musst sehr zufrieden sein»-Frage meist mit einer kunstvoll gefertigten Aussage. Lorenzo nutzt die Gelegenheit, um sich eine Klage von der Brust zu sprechen oder unzählige andere Dinge zu sagen, um Sponsoren zu erfreuen, Dani stimmt einfach zu. Wie in Aragón vor dem Rennen: «Natürlich, ein Rennen zu gewinnen, ist ein gutes Gefühl.»

Vor den Rennen verrät er auch gerne, dass er vorhat, mit seinen Mechanikern daran zu arbeiten, ein gutes Set-up für die Maschine zu finden und dann sein Bestes tun wird, um ein gutes Resultat zu erzielen. Manche bewerten das als langweilig und uninteressant. Nicht ich. Ich finde es erfrischend. Ich meine: Stelle eine schrecklich offensichtliche Frage, bekomme eine schrecklich offensichtliche Antwort und sei zufrieden damit.

Es ist nicht so, dass Dani nicht unterhaltsam sein kann. Bring ihn in die richtige Stimmung und auf das richtige Thema (Fahrtechnik ist ein gutes) und er kann so analytisch und aufschlussreich berichten wie jeder andere. Es ist einfach so, dass er das nicht für wirklich nötig hält, um ein guter Motorradfahrer zu sein.

Und damit hat er Recht.

Es ist auch nicht notwendig, einen guten Sinn für Humor zu haben. Doch Pedrosa macht sich in dieser Hinsicht gut. Aber nur mit seinen Freunden und privat. Warum sollte er sich darum auch sorgen? Es macht einen nicht schneller.

Und schneller sein, ist das, auf was es ankommt. Dani kam 2001 in die Weltmeisterschaft. Er wurde vom ehemaligen 500-ccm-Pilot und Verletzungsopfer Alberto Puig unter die Fittiche genommen – gemeinsam mit Toni Elias und Joan Olive. Der Letztere hatte am meisten erreicht: Sieger der Einheits-Schuljungen-Serie zwei Jahre zuvor und dann Spanischer 125-ccm-Meister. Pedrosa wurde nicht wegen seiner Erfolge ausgewählt, sondern weil er vielversprechend war. Puig bewies sich als ziemlich weitsichtig, denn Pedrosa übertraf seine Kollegen.

Puig war ein strenger Lehrmeister für die jungen Fahrer. Er blieb bis Ende 2013 Pedrosas Manager. Das war aber vielleicht auch eine Brüde, als sich das Paar trennte, angeblich freundschaftlich, wurde Pedrosa sofort weniger wortkarg. Er lächelte sogar ab und an in der Öffentlichkeit.

Dani ist vielleicht nicht besonders darum bemüht, sein Image zu polieren, aber er befleckte es auch nur einmal. 2012, als er als eine von sieben Personen verhaftet wurde, weil er bei einer Prüfung, um den spansischen Bootsführerschein zu erhalten, betrog (mit einem Knopf im Ohr).

Und auch seine schlechte Meinung sagte er nur über Marco Simoncelli sehr deutlich, nachdem ihn der hitzköpfige Italiener vom Bike geholt hatte und er sich 2011 in Le Mans das Schlüsselbein brach. Es war das vierte Rennen und Dani lag nur vier Punkte hinter Lorenzo, nach einem Sieg und zwei Podestplätzen. Der Sturz zerstörte ihm seine womöglich beste Chance auf einen Titelgewinn in der Königsklasse. Als er nach drei Rennen zurückkehrte, sagte er über Simoncelli: «Er hat nichts im Kopf, außer Haare.»

Später im selben Jahr stürzte Simoncelli einmal zu viel und starb. Das ließ Dani zerknirscht zurück: «Ich habe gelernt, dass das Leben vielleicht zu kurz ist, um Feinde zu haben», versicherte er mir danach.

Im Gegensatz dazu glänzte er – durch seine übliche Art, seine Meinung für sich zu behalten – beim Rossi-Márquez-Fandango in Sepang 2015. Während Lorenzo einschritt, um Rossi öffentlich zu verurteilen, während die Stewards noch die Fakten prüften, ließ Pedrosas gemäßigte und vorsichtige Antwort ihn wie einen Gentleman aussehen.

Hier ein weiterer Kommentar aus einem meiner zahlreichen Interviews mit ihm. «Ich weiß nicht warum, aber ich behalte gerne ein gewisses Etwas nur für mich. Das gibt mir viel Kraft.»

In allen Klassen gewann Dani insgesamt 52 Rennen, 29 in der MotoGP-Klasse. Damit liegt er gemeinsam mit Phil Read auf Platz 7 der Fahrer mit den meisten Siegen – hinter Agostini, Rossi, Nieto, Hailwood, Lorenzo, Márquez und Doohan, der beide 54 Rennen gewannen und sich Platz 6 teilen.

Es macht ihn mit großem Abstand zum erfolgreichsten MotoGP-Fahrer, der in der Königsklasse keinen Titel einfahren konnte. Zwei weitere Siege und er zieht mit dem fünffachen Weltmeister Mick gleich. Das erscheint nicht fair, vor allem wenn man bedenkt, dass Pedrosa mit 1,58 Meter der kleinste und zierlichste Fahrer im Feld ist.

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