Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Bevilacqua (BMW) radikal: «Regeln um 360 Grad ändern»

Von Ivo Schützbach
Für die Superbike-WM 2018 wird darüber diskutiert, eine Einheitselektronik einzuführen und die Maschinen noch seriennaher zu machen. BMW-Teamchef Genesio Bevilacqua ist ein großer Befürworter.

Für Außenstehende ist nicht einzuschätzen, wie viel ein Hersteller hinter seinem Spitzenteam in der Superbike-WM steht. Reinrassige Werksteams leisten sich Ducati und Kawasaki, Yamaha so gut wie. Aprilia liefert Werksmaschinen ab Werk an das Milwaukee-Team, BMW stellt dem Althea-Team Werks-Motoren und -Elektronik. Honda hat das Ten-Kate-Team sowie Cosworth mit der Entwicklung der neuen Fireblade beauftragt, von der Honda Racing Corporation (HRC) oder der Entwicklungsabteilung (R&D) gibt es bislang trotz mangelhafter Ergebnisse keine Unterstützung. MV Agusta tritt zwar als Werksteam auf, ist in Wirklichkeit aber das Privatvergnügen von Teameigentümer Andrea Quadranti.

WM-Vermarkter Dorna ist es ein Dorn im Auge, dass Kawasaki die MotoGP-Klasse ignoriert, sich auf SBK konzentriert, die Meisterschaft dominiert, das größte Budget hat, am meisten in die Entwicklung investiert und sich zwei der schnellsten Fahrer leistet. Deshalb ist geplant, ab 2018 alle Motorräder mit einem einheitlichen elektronischen Steuergerät und dazugehöriger Software von Magneti Marelli auszurüsten. Das technische Reglement könnte außerdem erneut seriennäher werden.

«Wir brauchen mehr als eine Einheitselektronik», unterstrich Genesio Bevilacqua, Teamchef von Althea BMW, im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Beim vorhandenen Engagement der Hersteller ist kein Platz für zwei große Motorrad-Weltmeisterschaften. In MotoGP müssen sie zeigen, wie stark sie sind, was sie entwickeln können. Superbike sollte eine Meisterschaft für Teams und nicht für Hersteller sein. Ich bin gegen die jetzigen Regeln. Wenn sich nichts ändert, zieht sich vielleicht das ein oder andere Team zurück – Althea zum Beispiel. Ich wünsche mir eine technische Spezifikation, die sehr nahe am Serienmodell ist, wie Superstock. Mit einer ECU, die von der Dorna gestellt wird. So kann eine Balance zwischen allen Herstellern geschaffen werden. Einfach wird das nicht, für mich ist es aber Pflicht, dass wir einen 360-Grad-Schwenk machen»

Als Argument gegen Superstock-Regeln wird von den Kritikern angeführt, dass dann Hersteller mit einem alten oder nicht so guten Basismotorrad keine Chance mehr haben, zur Spitze aufzuschließen.

«Dem stimme ich nicht zu» entgegnete Bevilacqua. «Jetzt haben in Superstock alle Fahrer aus den ersten drei Startreihen die Möglichkeit, Siege zu erringen. Yamaha ist sehr konkurrenzfähig, BMW hat eines der besten Motorräder, Ducati auch. Aprilia hat ein gutes Paket, aber vielleicht nicht die besten Fahrer. Kawasaki ist stark. Auch Honda ist in der Lage ein schnelles Motorrad zu bauen.»

Der Keramik-Industrielle weiter: «Die jetzigen Superbike-Regeln sind ein Hybrid aus Superbike- und Superstock-Regeln, der aber gar nicht mehr nötig ist. Die Zeiten haben sich geändert, heute ist die gleiche Firma Eigentümer beider großer Rennserien. Sie müssen in der Superbike-WM mehr auf die Stärken der Teams setzen, und nicht auf die Hersteller. Momentan kommt niemand gegen Kawasaki an – das muss nicht so sein.»

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