Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Red Bull Honda: Jake Gagne wird als Risiko eingestuft

Von Ivo Schützbach
Kaum jemand traut dem Amerikaner Jake Gagne in der Superbike-WM auch nur annähernd die Leistungen zu, wie seinem Red Bull Honda-Teamkollegen Leon Camier. Teammanager Kervin Bos gehört zu den Ausnahmen.

Während der bisher sechs Wintertesttage, vier in Jerez und zwei in Portimao, stand WM-Rookie Jake Gagne aus Kalifornien deutlich im Schatten seines schnellen Teamkollegen Leon Camier

Das ist nicht verwunderlich: Gagne fuhr die letzten Jahre in MotoAmerica eine nicht konkurrenzfähige Honda Fireblade und kam 2017 für drei Events als Ersatzfahrer zu Red Bull Honda, während Camier seit 2010 Superbike-WM fährt und die letzten drei Jahre auf der MV Agusta F4 teils überragende Leistungen ablieferte.

Es findet sich kaum ein Experte, der Gagne in seiner ersten WM-Saison ähnliche Ergebnisse zutraut, wie sie von Camier erwartet werden. SPEEDWEEK.com bat Teammanager Kervin Bos um seine Einschätzung.

Kervin, in Jerez haben Camier und Gagne auf Rennreifen eine knappe Sekunde getrennt, in Portimao fiel der Rückstand noch deutlicher aus. Viele Leute glauben, dass Gagne über die Saison Klassen schlechter sein wird als Camier.

Jeder darf seine Meinung haben.

Ich glaube, dass Jake Außenseiterchancen hat. Niemand erwartet etwas von ihm, er hat keinen Druck.

Schau dir seine Zeiten in Katar an. Zu Beginn des Rennwochenendes war er von der Pace weit entfernt. Im Rennen fuhr er auf dem Level von Davide Giugliano. Er hat sich immer weiter verbessert.

Im Jerez-Test hatte er anfangs 3 sec Rückstand auf Camier, am Ende war es 1 sec. In Portimao ist er am zweiten Tag gestürzt und konnte nicht weiterfahren.

Die Situation mit Jake ist sehr interessant. Er ist vom Typ her völlig anders als alle anderen Piloten. Er freut sich aufs Fahren, er ist Honda und Red Bull wirklich dankbar, dass sie ihm eine Chance geben.

Honda Motor Europe hat Stefan Bradl für 2018 ein Angebot für die Superbike-WM unterbreitet, das der Bayer ablehnte, weil es wenig reizvoll war. War es letztlich der Wunsch von Red Bull, dass jetzt Gagne auf dem Motorrad sitzt? Ihr habt ja auch mit Fahrern wie Loris Baz, Yonny Hernandez oder Davide Giugliano geredet.

Die Entscheidung haben wir alle gemeinsam getroffen: Honda, Ten Kate und der Hauptsponsor.

Gibt es mehr Interesse von Honda USA, weil ihr mit Gagne und Patrick Jacobsen bei Triple-M jetzt zwei Amerikaner unter Vertrag habt?

Wenn das Team von Honda in den USA Teile von uns haben möchte, werden wir diese liefern. Einige Sachen sind bereits ausgemacht, damit sie in MotoAmerica auf einen vernünftigen Level kommen.

Jake Gagne war ihr Baby in MotoAmerica. Natürlich sind sie nicht glücklich, dass er sie verlassen hat. Gleichzeitig sind wir aber glücklich, dass er jetzt für uns fährt.

Wenn Honda und Red Bull einen jungen Fahrer über Jahre unterstützen, und sich dann in der WM eine Chance auftut, ist es dann logisch, dass er diese bekommt?

Mir ist klar: Wenn er sich nicht gut schlägt, werden wir schlimme Kommentare erhalten.

Es ist ein Risiko, dass wir uns für ihn entschieden haben. Aber warum nicht?

Er wird harte Rennen erleben, wenn er zum Beispiel das erste Mal in Imola fährt oder in Donington Park. Aber er ist in der Lage, einige ordentliche Ergebnisse abzuliefern. Es steht außer Frage, dass er Motorradfahren kann. Er ist talentiert, jung und hatte in der Vergangenheit nie eine wirkliche Chance.

Den Red Bull Rokies Cup hat er gewonnen, in MotoAmerica hatte er nie die Voraussetzungen um zu zeigen, was in ihm steckt.

WM-Promoter Dorna ist auch glücklich, dass dieses Jahr zwei Amerikaner Honda fahren?

Je mehr Fahrer aus verschiedenen Ländern, desto besser.

Amerika ist für die gesamte Motorradindustrie extrem wichtig.

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