Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Leon Camier exklusiv: Sein Sturz und die Verletzungen

Von Ivo Schützbach
Leon Camier quält sich für sein Comeback

Leon Camier quält sich für sein Comeback

Leon Camier aus dem Team Red Bull Honda will bei der Superbike-WM in Imola am 12./13. Mai in Imola wieder fahren. Angesichts drei gebrochener Rippen und nach wie vor starker Schmerzen, ein ambitioniertes Ziel.

Nach seinem Abflug im ersten Superbike-Rennen in Aragón, wurde Leon Camier vom direkt hinter ihm fahrenden Jordi Torres (MV Agusta) torpediert. Der Engländer brach sich auf der linken Seite die hinteren Rippen 9, 10 und 11, außerdem erlitt er eine Lungenprellung.

Das Krankenhaus in Alcaniz durfte er am 15. April verlassen, seither kuriert er in seiner Wahlheimat Andorra die Blessuren. Ärzte gehen bei Rippenbrüchen von sechs bis acht Wochen aus, bis die Knochen wieder zusammengewachsen sind und sich der Patient einigermaßen schmerzfrei bewegen kann.

Bis zum Rennen in Imola sind es für Camier nach seinem Unfall vier Wochen, bis Donington Park sechs.

SPEEDWEEK.com gewährte der 31-Jährige aus dem Team Red Bull Honda ein exklusives Interview, in dem er über seinen Zustand sprach.

Leon, wie geht es dir elf Tage nach deinem üblen Zusammenstoß?

Wir haben damit begonnen, meinen Körper wieder in Fahrt zu bringen. Ich hatte die letzten Tage einiges an Physiotherapie, um den Heilungsprozess so gut es geht zu beschleunigen.

Leicht ist das nicht, es sind nicht nur die gebrochenen Rippen, die zusammenwachsen müssen. Der Körper verändert sich dabei. Du behebst ein Problem und schaffst damit ein anderes. Ich fühle mich aber schon deutlich besser.

Der Heilungsprozess der Rippen wird sich kaum beschleunigen lassen, oder?

Nicht arg. Es geht nur darum, dass Blut umgewälzt wird, dass ich in Bewegung bin. Würde ich den ganzen Tag auf dem Sofa liegen, würde das Blut stagnieren. Egal wie schmerzhaft es war, ich habe mich von Anfang an so viel wie möglich bewegt.

Die Heilung der Lunge braucht auch Zeit. Aber wenn es irgendwie möglich ist, will ich für Imola zurück sein. Ich werde das aber erst kurz vorher entscheiden können.

Die drei Rippen sind durch oder angeknackst?

Gebrochen und verschoben. Sie sind nicht mehr verbunden und bewegen sich. Bei jeder Bewegung kann ich spüren, wie sich die Rippen verschieben. Das ist sehr unangenehm.

Die erste Woche war übel, da sollte man gar nichts tun und dem Körper Erholung gönnen. Dann beginnt der Heilungsprozess und man kann mit Physiotherapie anfangen.

Dann werde ich in den Bergen wandern, schwimmen, Fahrrad fahren. Damit mein Blut etwas zu tun hat.

Ist es clever das zu tun, so lange die Rippen noch nicht zusammengewachsen sind?

Das Problem ist, dass man mit den Rippen nichts unternehmen kann. Man kann sie nicht operieren und an die korrekte Stelle bringen. Sie wachsen so zusammen, wie sie stehen. Für umso mehr Blutfluss du in deinem Körper sorgst, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie heilen.

Wir machen auch Vollgas Magnetfeldtherapie, aber der Schlüssel zum Erfolg heißt Bewegung. So wacht der Körper am schnellsten auf, so habe ich mich auch von anderen Verletzungen schnell erholt.

Ich werde mich auch nicht aufs Rennrad setzen und damit auf der Straße fahren, aber auf dem Ergometer zuhause.

Du wirst dieses Jahr nicht Weltmeister und kämpfst auch nicht um die Top-3. Macht es Sinn, so früh wie möglich zurückzukommen?

Nein. Wahrscheinlich wäre es besser zu warten, aber so läuft es nicht.

Ich werde die Entscheidung kurz vor Imola treffen. Wenn ich fühle, dass ich weder schnell noch komfortabel fahren kann, dann macht es keinen Sinn. Die Ärzte werden mich auch nicht fahren lassen, bevor ich fit bin. Das Team verlangt auch nicht von mir, dass ich egal unter welchen Umständen fahren muss.

Wenn ich nicht fahren kann, dann kann ich nicht. Gleichzeitig versuche ich aber, so schnell wie möglich zurückzukommen.

Weshalb bist du in Aragón gestürzt?

Ich kann dir nicht sagen, was passiert ist, das war sehr seltsam. In starker Schräglage brach das Hinterrad aus, ich ging vom Gas und stellte das Motorrad auf, driftete aber immer mehr. Das war wie in Zeitlupe.

Jordi Torres, der dich torpediert hat, wollte nicht ausschließen, dass es möglicherweise ein Problem mit der Traktionskontrolle gab.

Es gab kein Problem mit der Elektronik. Der Hinterreifen drehte in diesem Moment stark durch, der Grip war sehr schlecht. Es geschah so langsam, dass ich darüber nachdenken konnte, ob es ein Problem gab. Etwa Öl auf der Strecke. Ich dachte, dass etwas schief läuft. Es war kein Elektronikproblem, aber etwas war nicht richtig. Wir werden uns noch genau ansehen, was das war.

Du hast die Elektronik von Magneti Marelli in Aragón zum ersten Mal an einem Rennwochenende eingesetzt: Lief alles nach Plan?

Sie funktionierte gut, es braucht aber noch ein bisschen Feinabstimmung.

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