Scott Redding: «Besser, als ganzes Geld zu verlieren»
Während des SBK-Wochenendes in England gab es ein langes Gespräch zwischen MGM-Teameigentümer Michael Galinski, Fahrer Scott Redding und dessen Manager, zudem war ein Sponsor dabei, dem eines der Motorräder gehört.
Am Sonntagabend, 13. Juli, war bei Ducati zu hören, dass das Team MGM Bonovo und Redding getrennte Wege gehen werden und bereits bei der Premiere auf dem Balaton Park Circuit in Ungarn am nächsten Wochenende Tarran Mackenzie auf dem Motorrad sitzt – der Brite und das Team Petronas Honda haben sich vor den Rennen in England getrennt.
Doch so einfach ist es nicht. Zuerst muss ein Auflösungsvertrag zwischen Galinski und Redding vereinbart werden. Dafür müssen die beiden Parteien eine Einigung bezüglich ihrer finanziellen Vereinbarungen erzielen.
Zu klären ist auch, was mit dem Motorrad passiert, das ein Sponsor von Redding diesem zur Verfügung stellt. Denn der besagte Gönner hätte keine Freude daran, wenn plötzlich ein anderer Fahrer auf seiner Panigale V4R sitzt.
Die Fronten zwischen Fahrer und Team sind verhärtet, einiges Porzellan wurde zerschlagen.
Wie SPEEDWEEK.com berichtete, könnte Redding sofort in der Britischen Superbike-Meisterschaft beim Team Hager PBM Ducati anheuern. Der Engländer sprang bereits in Knockhill als Ersatz für den verletzten Glenn Irwin ein und fuhr ohne jegliche Vorbereitung im ersten Rennen am Samstag auf den vierten Platz.
«Ich habe mein Leben dem Sport gewidmet und werfe jetzt nicht mein ganzes Geld zum Fenster hinaus, um zu versuchen, in der Superbike-WM zu überleben», hält der 32-Jährige fest. «Es ist schön, wenn ich hier bin. Aber wenn ich mir meinen Werdegang anschaue, dann unterscheidet sich dieser von vielen Fahrern. Deren Ziel ist, es in die Superbike-WM zu schaffen oder in dieser zu gewinnen. Oder Superbike-Weltmeister zu werden. Das für die meisten unerreichbare Ziel ist, MotoGP zu fahren. Ich war dort, habe Podestplätze eingefahren, habe um den Moto2-WM-Titel gekämpft, war der bis dahin jüngste GP-Sieger, gewann die BSB und kämpfte in meinem ersten Jahr in der Superbike-WM um den Titel. Ich habe viel erreicht – wenn auch nicht ganz das, was ich gerne gehabt hätte.»
«Ich möchte gute Rennen fahren und es genießen», betonte der 12-fache Superbike-WM-Laufsieger und Vizeweltmeister von 2020. «Das Motorrad und das Team sind heute ein ausschlaggebender Faktor, wobei ich Bulega und Toprak ausnehme, sie fahren auf einem anderen Level. Aber bei vielen anderen ist es so, dass die Motorradabstimmung ausmacht, ob du zwei Zehntelsekunden schneller bist. Als ich zuletzt BSB fuhr, war das, als würde ich einen Atemzug frische Luft nehmen. Ich machte den Unterschied. Wenn ich das Gefühl hatte, dass ich das Gas mehr öffnen kann und ich dieses Risiko eingehen will, dann konnte ich das tun. Wenn ich das bei der WM-Maschine tun will, dann geht das nicht.»
Redding beurteilt seine Zukunftschancen nüchtern anhand von Fakten: «Ein Werksteam zieht mich nicht in Betracht, dort kommen Jüngere zum Zug, Fahrer aus der MotoGP- oder Moto2-WM. Ich verstehe das, vor vielen Jahren war ich dieser Kerl. Satellitenteams haben kaum Geld, um die Fahrer zu bezahlen. Und wenn sie sie bezahlen, ist es das wirklich wert, wenn ich mir die ganze Reiserei anschaue? Ich würde gerne in der WM bleiben, aber die Chancen sind sehr gering, dass ich eine Kombination aus gutem Motorrad und einem Gehalt finde, das ich als respektabel und fair erachte. Gehe ich zurück in die BSB, bin ich dort ein Star, weil ich bereits Champion war. Die Fans genießen es, dass ich dort bin, die Rennen sind gut und ich bin wer. Das macht Verhandlungen einfacher, was die langfristige Ausrichtung meiner Karriere betrifft. Das ist besser, als weitere zwei Jahre in der WM zu bleiben und mein ganzes Geld zu verlieren – das will ich nicht.»