Wir sind noch da!
SBK-WM-Assen-2009
Ich wollte nicht in irgendeiner Serie fahren, sondern in diesem Fahrerlager bleiben und gegen die Besten fahren. Unsere letzte Chance noch einen Platz zu bekommen, war ein Deal mit TKR Suzuki. Wir einigten uns über das Budget, alles passte.
Wir gingen davon aus, dass wir das Motorrad spät bekommen und nicht das Beste haben werden. Aber, wir wollten es weiterentwickeln und uns steigern. Das gelang uns auch. Die andern haben aber viel viel mehr entwickelt und wurden viel schneller. Ab der Hälfte des Jahres wurde mir klar, dass wir mit unseren Ressourcen am Ende sind.
Wir haben das Jahr aber überstanden, haben es durchgezogen. Unsere Sponsoren haben alle noch etwas draufgepackt, wir konnten die Saison fertig fahren. Wir wollten nicht ein Team wie Celani Suzuki sein, die einfach in der Versenkung verschwanden. Wir zogen es durch, auch wenn ich nie Chancen auf Punkte hatte.
In Magny-Cours war ich als 16. nahe dran an einem Punkt. Dort war ich so gut drauf, dass ich aus eigener Kraft mal nicht ganz hinten war.
Ab Mitte des Jahres hatte ich eine Phase, wo ich nicht mehr wollte. Ich war noch nie in meinem Leben Letzter, auf einmal war ich dauernd in dieser Situation und habe entsprechend blöd aus der Wäsche geschaut. Ich fragte mich schon, was ich jetzt mache. Aufgeben war aber keine Option, das gibt’s einfach nicht.
Unser Motorrad ist zu 30 Prozent ein Superbike, zu 70 ein Stock-Bike. Man braucht die anderen Teile aber, um das Fahrwerk richtig nutzen zu können. Wenn man aber Traktionskontrolle oder andere elektronische Komponenten nicht hat, dann kann man das Fahrwerk auch nicht nutzen.
Vor den Rennen in Magny-Cours haben wir beim Test in Brünn noch mal was am Motorrad gefunden, in Portimao, mit dem ganzen auf und ab sowie den vielen Wellen, ist es ohne Traktions- und Anti-Wheelie-Kontrolle aber extrem mühsam. Ich stehe die ganze Zeit nur auf der Hinterradbremse, um das Bike zu kontrollieren.
Ich habe auch nach wie vor keinen Grip am Hinterrad. Wenn ich nur daran denke, die Vorderradbremse zu betätigen, stehe ich schon quer. Ich komme aus dem Supermoto, das ist für mich also kein Problem und es sieht auch cool aus. Gegen die Besten der Welt hilft das aber nicht.
An mir selbst habe ich noch nie gezweifelt. Ich fahre erst drei Jahre, das Potenzial ist da. In Magny-Cours habe ich auch gezeigt, dass ich von der Weltspitze nicht so arg weit weg bin. Oft wenn ich aber auf die Strecke fahre, frage ich mich, wie es weitergeht. Mit diesem Motorrad kann man nicht so fahren, wie man es tun müsste. Ich treffe keine Linie, es ist aber wie es ist. Das ist frustrierend.
Ich sehe 2009 als Lernjahr. Wir versuchen nun, für 2010 ein besseres Motorrad zu bekommen, damit ich zeigen kann was ich kann – oder auch nicht.
Wir haben aus dem Nichts heraus angefangen und fahren gegen die Besten der Welt – und wir sind da. Die Fans stehen hinter mir, sie wissen, wie sie meine Leistungen einordnen müssen. Das rechne ich ihnen hoch an!