KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

MV Agusta: Neuer Teambesitzer will 2017 weitermachen!

Von Ivo Schützbach
Die Edelmarke MV Agusta kämpft ums Überleben, dem Hersteller aus Varese werden Verbindlichkeiten von bis zu 80 Millionen Euro nachgesagt. Trotzdem soll für die Superbike-WM 2017 aufgerüstet werden.

Das Jahr 2015 verlief für MV Agusta geschäftlich wenig erfolgreich. Nach eigenen Angaben wurden 9000 Motorräder verkauft, in Wirklichkeit dürften es um die 8500 Exemplare gewesen sein.

Heute werden Verbindlichkeiten von 40 bis 80 Millionen Euro kolportiert. In Deutschland war im Frühjahr zu hören, Mercedes-AMG habe Mehrheitsaktionär Giovanni Castiglioni symbolisch einen Euro als Kaufpreis für die restlichen 75 Prozent der Firmenanteile angeboten. Ein Prozent Geschäftsanteil pro eine Million Schulden erscheint für Experten realistisch. Bei diesem geschäftlichen Szenario müsste Castiglioni die Firma verlassen. Sein Abgang würde mit einem zweistelligen Millionenbetrag entschädigt, ist zu hören.

Gekränkt soll Castiglioni Mercedes-AMG angeboten haben, deren 25 Prozent zurückzukaufen. Dann hätte er aber für den 15-Millionen-Euro-Kredit bei der Banca Popolare di Milano geradestehen müssen. Da er dieses Risiko nicht eingehen will, sucht Castiglioni – bislang erfolglos – nach weiteren Investoren.

Das Rennteam Reparto Corse in der Superbike- und Supersport-WM ist von diesen Widrigkeiten nicht betroffen, da es als eigenständige Tochterfirma komplett ausgelagert wurde und sein Steuerdomizil in der Schweiz hat. Dieses Geschäftskonstrukt ist weit verbreitet, um Geld aus Italien in die Schweiz transferieren zu können.

Nach dem Saisonauftakt in Australien Ende Februar übernahm Claudio Quintarelli das Rennteam, der ehemaligen Eigentümer des EBR-Werksteams und von Martini Corse. Er sagt, die Finanzierung sei gesichert – dem Vernehmen nach ohne Zutun von MV Agusta.

«Aktuell analysiere ich die Situation und denke für 2017 über zwei Superbike-Fahrer nach», verriet Teammanager Andrea Quadranti. «Jetzt wo wir konkurrenzfähiger sind, würde das Sinn machen. Dann könnten wir bei Testfahrten die Daten vergleichen. Als Hersteller könnten wir mehr WM-Punkte holen, das ist die Idee dahinter. Wir hätten gerne zwei Superbike- und zwei Supersport-Maschinen.»

Wie ein solches Team finanziert werden soll, lassen alle Beteiligten offen. 2015 hat das Team vier Millionen Euro verschlungen, auch dieses Jahr ist kein zahlkräftiger Sponsor auf der Verkleidung zu sehen.

Supersport-Verträge sind gemacht

Mit den Supersport-Piloten Jules Cluzel und Lorenzo Zanetti wurden bereits für 2017 Verträge abgeschlossen. Weil die Zukunft des Teams aber noch nicht final gesichert ist, gibt es Ausstiegsmöglichkeiten für beide Seiten.

Auf dem Superbike hätte Quadranti am liebsten weiterhin Leon Camier. Der Engländer preschte mit der leistungsschwachen F4RR dieses Jahr bereits viermal in die Top-5, glänzte in Assen und Donington Park mit vierten Plätzen.

Doch der Britische Meister von 2009 steht auch bei Milwaukee oben auf der Wunschliste. «Für mich ist entscheidend, dass ich ein Motorrad habe, mit dem ich um Podestplätze und im Idealfall den Titel kämpfen kann», sagte Camier zu SPEEDWEEK.com. «Ich muss genau abwiegen, mit welchem Paket dies am ehesten möglich ist.»

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