Tony Rickardsson: Speedway braucht Perspektiven
Tony Rickardsson wurde 6-mal Speedway-Weltmeister
Nach sechs Goldmedaillen bei der Speedway-Weltmeisterschaft beendete Tony Rickardsson seine über 20-jährige Laufbahn als Speedway-Profi im Jahr 2006. Die Anzahl seiner Titel unterstreicht die Klasse, die der 45-jährige Schwede auf der Rennbahn hatte.
Seit seinem Karriereende fehlt dem Sport nicht nur ein Modellathlet. Auch abseits der Piste setzte Rickardsson Meilensteine in Sachen Auftreten. Er war der Erste im Speedway-GP, der mit einem Doppeldecker-Bus zur Motorhome-Werkstatt umgebaut zu den GP-Läufen anreiste. Seine Sponsoren hatte er im eigenen VIP-Bereich zu den Rennen eingeladen, die intensiv betreut wurden, während andere damals und immer noch mit einem Sprinter zu den Rennen fahren.
Nach seinem Karriereende widmete er sich dem Autorennsport und fuhr im schwedischen Porsche-Carrera-Cup mit seinem eigenen Rennteam. Mittlerweile ist er nur noch für seinen Arbeitgeber und ehemaligen Sponsor Swedish Match, einen Tabakkonzern, beschäftigt.
Die Speedway-Europameisterschaft hat Tony Rickardsson während seiner Karriere nie interessiert. Den Ideen der neuen Vermarkter steht er aber positiv gegenüber.
Nach dem Ende deiner Karriere, warst du nur selten auf Speedway-Rennen zu sehen.
Ja, es stimmt, dass ich seit dem ich meine Karriere beendet habe, nicht sehr aktiv in der Speedway-Welt war. Ich habe nun ein anderes Leben, wo der Platz für Speedway meistens vor dem Fernseher ist. Ich reise viel, wegen meiner Tätigkeit bei Swedish Match und geniesse das. Es ist aber ein ganz anderes Leben, als das, welches ich während meiner Karriere hatte. Ich habe nach wie vor Kontakt zu Fahrern und dem Umfeld – vielleicht würden einige mehr Aktivitäten für Speedway von mir erwarten – aber ich denke, dieser Abschnitt meines Lebens ist bereits vorbei. Ich habe mein Leben für mehr als 20 Jahre mit dem Sport gefüllt und ich kein Problem damit zu sagen, dass es definitiv genug war. Ich habe mein Bestes für den Sport gegeben und ich hoffe, die Fans wissen das.
Nun wird die Speedway European Championship (SEC) neu vermarktet und weltweit live auf Eurosport übertragen. Tomasz Gollob und Nicki Pedersen werden teilnehmen.
SEC ist eine einmalige Gelegenheit, auf die wir schon so lange gewartet haben. Diese Chance sollte nicht verpasst werden, es ist im klaren Interesse für das gesamte Speedway-Umfeld und ich glaube, dass jeder das genau weiss, mit Legenden wie Tomasz und Nicki an erster Stelle. Speedwayfahrer können in ihren Ländern zu respektierten Athleten werden und die Anerkennung geniessen, die sie verdienen. Am Ende des Tages sind es die Fahrer, welche die Show liefern und dabei ihr Leben riskieren. Sie sind alles Profis und sie wollen auch professionell behandelt werden, weil es genau das ist, was im Speedway-Sport fehlt. Es geht nur um kleine Dinge, die aber eine grosse Auswirkung haben können.
Ich sehe zurzeit eine Menge talentierter Fahrer, die den Sport dominieren könnten. Neben dem Talent, harter Arbeit und guten Motoren, müssen sie aber auch mental für den nächsten Schritt bereit sein. Es ist ein schlauchender Sport – du musst eine Menge reisen und die Ansprüche der Leute bei jedem Schritt erfüllen. Du musst konzentriert sein, auch wenn du das Gefühl hast, dass es nicht dein Tag ist. Wenn du scheiterst, bist du für dich allein gelassen. Um diese Momente zu überstehen musst du stark genug sein, um sie beiseite schieben zu können. Es ist nicht einfach und der Job eine niemals endende Geschichte. Nicht jeder scheint das zu verstehen.
Als ich gefahren bin, habe ich mich um eine Menge Details gekümmert. Ich glaube, dass nur die Details dich zu dem Top-Level bringen. Es geht um Respekt, wenn du glaubst, dass du bereits der Beste bist, hast du verloren. Ich sehe den mentalen Hintergrund als unabdingbar, sowohl im Speedway-Sport als auch im Alltag. Es gibt keine Zeit für Stillstand – wenn du den hast, bist du erledigt. Wir müssen uns weiterentwickeln. Wenn du glaubst, dass du dich verbessern musst, bist du auf dem richtigen Weg zum Erfolg. Wenn du stehen bleibst, wirst du niemals ein Champion sein.
In unserer kleinen Gemeinschaft ist es notwendig, neue Möglichkeiten für aufkommende Teenager zu schaffen. Wir brauchen neue Medien, neue Sponsoren, neue Stadien, neue Fahrer, um Speedway weiterzuentwickeln. Es geht alles um die langfristige Perspektive.