Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Hannes Biechteler: Die Stimme des Speedway-GP

Von Ivo Schützbach
Speedway-GP-Kommentator Hannes Biechteler

Speedway-GP-Kommentator Hannes Biechteler

Bezahlsender Sport1+ überträgt auch dieses Jahr den Speedway-GP, viele Rennen davon live. Den Auftakt macht der Auckland-GP am kommenden Samstag.

Vor dem Auftakt in Auckland am kommenden Samstag, das Rennen wird von 4 bis 7 Uhr live auf Sport1+ übertragen, sprach SPEEDWEEK.com mit Kommentator Hannes Biechteler.

Wann, wo und wie bist du mit dem Bahnsport in Berührung gekommen?

In meiner Heimatstadt Kempten gab es bereits in den 1960er-Jahren jeweils im Sommer ein Einladungs-Speedway-Rennen im heimischen Illerstadion. Schon damals fuhren dort die internationalen Stars aus Skandinavien, Russland oder Großbritannien, natürlich auch die deutschen Asse wie der Kemptener Manfred Poschenrieder. Die ganze Altstadt roch tagelang nach Motorenöl und das Rennen selbst war für uns Kids das Allergrößte! Solch ein Spektakel brennt sich ein.

Seit wann bist du beim Fernsehen?

1997 war für mich die Zeit, vom Rundfunk zum TV zu wechseln – quasi als logische Konsequenz. Da ich zuvor bei einem Nachrichtensender in der Eifel tätig war, und meine Freizeit oft bei Rennen am Nürburgring verbracht habe, versuchte ich mein Glück beim DSF (Deutsches Sport Fernsehen) und wurde gleich ins kalte Wasser der damaligen Pro Superbike geworfen.

Was hast du beruflich gelernt?

Nach meinem Studium der Kommunikationswissenschaft an der LMU München war schnell klar, dass es ein journalistischer Beruf werden würde. Da ich mich aber nicht zum Schreiberling berufen fühlte, kam Mitte der 1980er-Jahre der neu eingeführte Privat-Rundfunk wie gerufen und ich fing beim Lokalradio in Kempten an.

Macht du Fernsehen heute hauptberuflich?

Ich konnte die letzten 16 Jahre vom Fernsehen ganz gut leben. Klar gab es auch Durststrecken, beispielsweise als das DSF in die Krise kam (Kirch-Pleite). Daraufhin war ich häufig als Streckensprecher unterwegs, unter anderem bei der DTM. Kaum eine europäische Rennstrecke, an der ich nicht kommentiert habe. Ein Jahrzehnt lang war ich Chefsprecher bei der Rallye Deutschland. Zwischendurch machte ich auch mal Moderationen, die nichts mit dem Motorsport zu tun hatten. Über MotorsTV, Easy TV und Premiere hat sich der Kreis dann wieder geschlossen und jetzt bin ich seit drei Jahren wieder bei Sport1, dem ehemaligen DSF.

Welche Sportarten/Serien kommentierst du außer dem Speedway-GP noch?

Derzeit kommentiere ich neben der Speedway-WM die amerikanische US-Motocross-Serie mit dem deutschen Jungstar Ken Roczen auf Sport1 im Free-TV sowie die International GT Open und die European F3 Open auf Sport1+. Vielleicht kommt noch etwas dazu, sofern die Zeitpläne nicht kollidieren.

Was fasziniert dich an Speedway?

Speedway hat etwas Derbes, Ursprüngliches, ja fast Martialisches. Ein Gang, nur Gas und keine Bremsen. Übersichtliche Technik und echte Typen. Drei Stunden Action pur. Zusätzlich ist kaum eine Motorsportart, selbst für den absoluten Laien, so leicht zu verstehen. Der Sport ist kurzweilig – 20 Läufe á vier Runden, Halbfinale, Finale  – hat ein durchsichtiges Regel-/Punktesystem und bietet, dank HD-Technologie, Rennbilder vom Allerfeinsten.

War es schwer, dich ins Thema einzuarbeiten?

Ja und nein. Der Sport ist recht übersichtlich, aber der Teufel steckt im Detail. Zum einen hat Speedway eine stattliche Historie, mit der man sich befassen sollte. Zum anderen musst du eben auch erkennen, wo und warum die Fahrer Fehler machen. Auch beim Blick in die Boxengasse ist es für mich als Nicht-Motorradfahrer nicht immer leicht zu erkennen, woran da gerade geschraubt wird und warum. Aber dies sind Dinge, die zum Glück nicht den Ausschlag eines guten Kommentars ausmachen.

Wie gehst du mit Kritik von den Hardcore-Fans um?

Danke, dass du das ansprichst. Du nennst sie selbst «Hardcore-Fans», und die gibt es in jeder Sportart. So dankbar wir für jeden einzelnen Zuschauer sind, Speedway ist in Deutschland eine Randsportart, muss meine Hauptausrichtung sein, auch den Zuschauer, der gerade zufällig reinzappt, sofort abzuholen und an das Programm und den Sender zu binden. Der absolute Insider weiß eh wie der Hase läuft. Es ist immer ein Spagat, allen gerecht zu werden. Klar will ich nicht bei jeder Übertragung bei Adam und Eva anfangen, daher ist der goldene Mittelweg aus vernünftiger Information und emotionalem Kommentar aus meiner Sicht der richtige Weg. An dieser Stelle ein Appell an die echten Fans: Seid ein wenig toleranter, legt nicht jedes Wort auf die Goldwaage und versucht euch mal in die Haut eines Zuschauers zu versetzen, der gerade erst anfängt Speedway zu lieben. Jede Kritik ist positiv, auch wenn sie vom Sofa kommt. Aber geht es immer darum, «wer weiß mehr»?

Wo ortest du Schwächen bei deinen Kommentaren?

Sicherlich der Umstand, dass ich weder Rennfahrer noch Motorradfahrer bin oder war. Klar kannst du dir technische Fakten anlesen, aber einer, der schon mal selbst geschraubt hat und alle Fahrtricks kennt, ist einfach näher dran. Ob dies aber nun für einen Kommentator eine echte Schwäche ist, mag ich bezweifeln. Denn dieser Umstand lässt sich meist durch ein paar stimmungsvolle Bemerkungen kompensieren. In erster Linie geht es ja um Unterhaltung.

Welche Charaktere im SGP begeistern dich?

Es ist wohl die Vielfalt der Typen. Da gibt es den eher introvertierten Weltmeister Chris Holder, der stets gut gelaunt einen Grand Prix sehr akribisch angeht. Neben ihm die beiden Urgesteine Greg Hancock und Thomas Gollob – beide längst über Vierzig. Hancock, der Grinser, muss nach zwei WM-Titeln niemandem mehr etwas beweisen. Gollob hingegen ist eine launische Diva, die regelmäßig ihr überragendes Talent aus unerfindlichen Gründen vergeudet. Nicht zu vergessen der polarisierende Nicki Pedersen, der so schön meckern kann. Neben diesen Oldies im Startfeld, machen vor allem die jungen Wilden wie Darcy Ward oder Martin Vaculik viel Spaß. Diese Generations-Duelle auf höchstem Niveau sind doch das wahre Salz in der GP-Suppe.

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