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Drei Tote in Chimay: Der Tag nach der Tragödie

Von Andreas Gemeinhardt
Drei Piloten verloren am vergangenen Wochenende auf dem schnellen Straßenkurs im belgischen Chimay ihr Leben. Weitere Fahrer zogen sich zum Teil schwerste Verletzungen zu.

Obwohl die traditionellen Straßenrennen in den letzten Jahren erneut einen starken Aufschwung erlebten, wurden nach den tödlichen Unfällen von Simon Andrews beim North West 200, sowie Karl Harris und Bob Price zur Tourist Trophy auf der Isle of Man die kritischen Stimmen wieder lauter.

Am vergangenen Wochenende verloren Thilo Häfele (D/IRRC Supersport), Vick de Cooremeter (B/IRRC/Belgische Superbike-Meisterschaft) und Julien Paquet (B/Belgische Supersport-Meiterschaft) auf dem schnellen Straßenkurs in Chimay (Belgien) ihr Leben. Zwei belgische Seitenwagen-Fahrer wurden mit lebensbedrohlichen Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert.

Der Circuit in Chimay ist ein altehrwürdiger Kurs im Süden Belgiens. Von 1926 bis 1991 betrug die Streckenlänge 10,702 bzw. 10,450 Kilometer, die absolut schnellste Runde wurde mit einem Schnitt von 195,327 km/h absolviert. Von 1929 bis 1972 war der «Grand Prix des Frontières» für Automobile das Highlight im Terminkalender. Im Laufe der Jahre trugen sich Weltklasse-Piloten wie Phil Read, Barry Sheene, Giacomo Agostini (Motorrad), Jacky Ickx, Jackie Oliver, Emerson Fittipaldi, Niki Lauda und Clay Regazzoni (Automobil) in die Siegerlisten ein.

1992 wurde die Strecke auf 4,515 Kilometer verkürzt und mit vier Schikanen entschärft. Neben nationalen belgischen Motorrad-Meisterschaftsläufen und Klassik-Veranstaltungen gastiert auch die International Road Racing Championship (IRRC) auf dem Traditionskurs.

Mit den modernen Superbikes donnern die Piloten ähnlich wie auf dem Salzburgring mit über 260 km/h nur wenige Zentimeter an Leitplanken und Reifenstapeln vorbei. Die fehlenden Sturzräume wurden Thilo Häfele, Vick de Cooremeter und Julien Paquet zum Verhängnis. Die drei Piloten prallten unabhängig voneinander am Samstag im Training mit hoher Geschwindigkeit in die Streckenbegrenzung.

Die Gegner der Roadracing-Events rufen nun erneut zur Abschaffung der umstrittenen Straßenrennen auf. Man muss dies allerdings differenziert betrachten. Die Sicherheitsstandarts der Straßenrennstrecken stehen in keinem Verhältnis mit denen der modernen Motodrome. Der kleinste Fehler kann fatale Folgen haben, wenn die Helden der Landstraßen Ortschaften, Bäume und Böschungen mit Höchstgeschwindigkeit passieren.

Trotzdem forderte die International Road Racing Championship bislang nur ein einziges Todesopfer: Im August 2011 stürzte Adrian McFarland in Terlicko (Karvina/Tschechische Republik) im Training schwer und verstarb später im Krankenhaus von Havirov. Bei der Tourist Trophy ist die Liste der tödlich verunglückten Motorrad-Rennfahrer allerding schon auf 242 angewachsen.

«Wir Rennfahrer lieben den Motorsport und wir wissen ganz genau, worauf wir uns bei den Straßenrennen einlassen», erklärt Matti Seidel, der im vergangenen Jahr von der Endurance-Weltmeisterschaft zum Roadracing in die IRRC wechselte. «Trotz der traurigen Ereignisse halte ich einen Boykott der Strecke in Chimay für völlig überzogen. Ich fahre sehr gerne auf diesem schnellen und flüssigen Kurs. Andere Strecken haben auch ihre Tücken, wie zum Beispiel Bordsteinkanten. Die eigentliche Gefahr sind die hohen Geschwindigkeiten.»

Aufgrund der tragischen Ereignisse absolvierten die IRRC-Piloten nur einen Lauf. Als zum geplanten zweiten Rennen auch noch Regen einsetzte, verzichteten die Fahrer aus Respekt vor den verunglückten Mitstreitern auf einen Start, fuhren nur eine Ehrenrunde und gedachten ihnen, wie in dem Video zu sehen ist, an den jeweiligen Unfallstellen.

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