Rallye Finnland: Was wir daraus gelernt haben
1. Jari-Matti Latvala kann’s noch – zumindest beim Heimspiel
In Sachen «sisu» – aus dem Finnischen frei übersetzt mit Kampfgeist – schenken sich Jari-Matti Latvala und Sébastien Ogier sicherlich nichts. Aber zumindest beim Heimspiel scheint das Ganze bei Volkswagens Finne doch ein bisschen besser zu funktionieren als beim Weltmeister aus Frankreich. «Speziell der Samstag war vielleicht der beste Tag meiner Karriere», sagte Latvala. Besonders der neue Rekord auf der berühmten Wertungsprüfung Ouninpohja – gehalten bis dato von Sébastien Ogier – war Balsam für seine von Selbstzweifeln geplagte Seele.
Als Ursache für seine Formkrise bei der Rallye Polen glaubt er, einen falschen Weg bei der Fahrwerksabstimmung ausgemacht zu haben. «Details dazu werde ich nicht verraten.»
2. Sébastien Ogier kann auch Größe zeigen
Sébastien Ogier zollte dem Sieger Respekt: «Ich habe kein Problem damit, von Jari-Matti bei seiner Heimrallye geschlagen zu werden», sagte der Weltmeister nach der Zieldurchfahrt. Das haben wir auch schon anders gehört.
3. Kris Meekes und Thierry Neuvilles Formkrise geht weiter
Verlierer der letzten WM-Rallyes sind Kris Meeke (Citroën) und Thierry Neuville (Hyundai). In Polen rollte Meeke seinen DS3 WRC schon im Shakedown heftig ab, Neuville fällte beim Warm-Up vor der Rallye Finnland einen Baum. Beide waren anschließend bei der Rallye weit weg von der Musik.
Meeke baute in Finnland erneut einen Unfall, gerät teamintern immer stärker unter Druck. Der Nordire ist zwar klar schneller als Teamkollege Mads Østberg. Der konstantere Norweger ist allerdings Tabellendritter, Meeke nur Sechster.
Im Gegensatz zu Meeke hat Neuville einen Vertrag für 2016. Aber der Belgier stand zuletzt häufig im Schatten von Hayden Paddon, der für die zweite Mannschaft von Hyundai fährt. Der Neuseeländer war in Finnland anfangs schnellster Hyundai-Pilot, flog allerdings heftig ab.
4. Nicht jeder freut sich auf die 2017er Autos
Zitiert werden möchte natürlich kleiner. Aber hinter vorgehaltener Hand gibt der eine oder andere Beifahrer zu, sich bei dem Tempo auf den finnischen Wertungsprüfungen nicht ganz wohl zu fühlen. Der neue Rekord-Durchschnitt von 125,44 km/h ist ja nur die halbe Geschichte. An unzähligen Stellen pfeifen die World Rally Cars im sechsten Gang ausgedreht mit Tempo 200 durch den Wald. «Wo wir letztes Jahr noch gelupft haben, bleiben wir jetzt häufig voll auf dem Gas», verriet Sieger Jari-Matti Latvala.
Der Grenzbereich wird dadurch immer schmaler. Viele Aktive wollten sich lieber nicht vorstellen, wie das 2017 mit den zukünftigen Autos – 60 PS mehr, noch besseres Fahrwerk – aussehen wird.
5. Citroën blamiert sich schon wieder in der WRC2
Citroën-Junior Stéphane Lefebvre kam in der WRC2-Kategorie hinter zwei Werks-Skoda mit Skandinaviern am Lenkrad ins Ziel – eigentlich gar nicht so schlecht. Dummerweise konnte er den Pokal nicht behalten, die Technischen Kommissare fanden in seinem DS3 RRC bei der Nachkontrolle eine illegale Software. Lefebvre wurde folgerichtig aus der Wertung ausgeschlossen.
Peinlich für Citroën, das ?nicht zum ersten Mal wegen technischer Unregelmäßigkeiten Ärger mit den Kommissaren hatte. Werkspilot Mikko Hirvonen verlor 2012 den Sieg in Portugal wegen einer nicht homologierten Kupplung. 2014 wurde in Sébastien Chardonnets DS3 R5 nach der Rallye Italien ein zu kleiner Kühler gefunden.
6. Skoda ist in der WRC2 der Konkurrenz um Welten voraus
Seitdem der Skoda Fabia R5 im April in der WM auftauchte, wurde er nur durch technische Defekte geschlagen. Bei der Rallye Polen und jetzt in Finnland spielten die Werkspiloten mit der Konkurrenz in Ford, Peugeot oder Citroën.
Esapekka Lappi bewältigte die Wertungsprüfungen der Rallye Finnland am letzten Wochenende mit einer höheren Durchschnittsgeschwindigkeit (119,81 km/h) als 2013 der Gesamtsieger Sébastien Ogier (Volkswagen).