Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Fazit Rallye Italien: Viele Baustellen

Kolumne von Christian Schön
Bleibt mit Glück Rallye-Italien-Sieger und ist Schlüsselfigur auf dem Fahrermarkt – Thierry Neuville

Bleibt mit Glück Rallye-Italien-Sieger und ist Schlüsselfigur auf dem Fahrermarkt – Thierry Neuville

Vom salomonischen Urteil der Sportkommissare, dem Dauerthema der ersten Saisonhälfte und dem knappen Angebot an Topfahrern

Hyundai ist bei der Rallye Italien mit einem blauen Auge davon gekommen. Die 50.000-Euro-Rekordstrafe für die nicht der Homologation entsprechenden hinteren Seitenscheiben des i20 WRC hören sich für Normalverdiener zwar dramatisch an. Aber für ein ähnliches Vergehen – hintere Seitenscheiben 0,5 Millimeter zu dünn – sind bei der Rallye Portugal 2007 alle Werks-Ford mit einer Fünf-Minuten Zeitstrafe belegt worden.

Hätten die Sportkommissare am Sonntagabend in Alghero genauso entschieden, hätten Thierry Neuville seinen zweiten WM-Sieg und Dani Sordo Rang vier verloren. Die Alternative, das sportliche Ergebnis zu belassen, dem Team aber die Punkte in der Herstellerwertung zu streichen, sieht das Sportgesetz nicht vor. Vor diesem Hintergrund klingen 50.000 Euro schon beinahe nach einem Sonderangebot.

Die Technikabteilung von Hyundai wurde damit bereits zum dritten Mal allein in diesem Jahr beim Pfusch erwischt. Dani Sordo verlor bei der Rallye Mexiko Rang drei, weil er einen Reifen mehr als erlaubt verwendet hatte. In Portugal blieb Neuvilles i20 WRC mitten auf einer Wertungsprüfung mit leerem Tank stehen, weil der verantwortliche Ingenieur eine krassen Fehler in der Berechnung der benötigten Benzinmenge übersehen hatte.

Erfahrungsgemäß sind die publik werdenden Vorfälle nur die Spitze des Eisberges. Hyundai-Teamdirektor Michel Nandan, selbst Ingenieur, muss in seinem Laden wohl mal gründlich aufräumen.

Die leidige Diskussion um die Startreihenfolge


Sébastien Ogier (Volkswagen) wurde nicht müde, vor dem Start jedem zu erzählen, dass er von Startposition eins aus sowieso keine Siegchance habe. Gut, das tut er öfter. Und wenn diese Selbsteinschätzung jedes Mal auch wahr geworden wäre, hätte der dreimalige Weltmeister ein paar WM-Siege weniger auf dem Konto. Als Ogier am Freitagmorgen sogar kurzzeitig in Führung lag, schien er sich wieder einmal selbst Lügen zu strafen.

Aber dann liefen Thierry Neuville (Hyundai) und Jari-Matti Latvala (Volkswagen) von den Startpositionen acht beziehungsweise sechs zu Hochform auf. Und Ogier fiel tatsächlich immer weiter zurück. Dass er immerhin Rang drei halten konnte, spricht für den unglaublichen Speed des  Franzosen.

Möglicherweise ist die FIA in dem Bestreben, eine Ogier-Monotonie zu verhindern, einen Schritt zu weit gegangen. Noch 2014 musste der Tabellenführer nur zur ersten Etappe als Erster auf die Strecke. Ogier gewann acht von 13 WM-Läufen. 2015 wurde dieses Handicap auf die ersten beiden Etappen ausgedehnt, allerdings starteten am zweiten Tag die unter Rally2-Regeln zurückkommenden Teilnehmer ganz vorne. Wieder gewann Ogier acht von 13 WM-Läufen.

Seit Anfang 2016 werden die Rally2-Kandidaten hinter den Topfahrern einsortiert. Von bisher sechs WM-Läufen siegte Ogier nur bei zwei – die schlechteste Quote seit dem WM-Einstieg von Volkswagen.

Teamdirektor Jost Capito vergleicht die momentane Situation gerne mit einem 100-Meter-Finale, bei dem Usain Bolt auf dem Rasen und alle Gegner auf der Tartanbahn laufen. Ogier-Beifahrer Julien Ingrassia brachte es bei der Pressekonferenz nach der Rallye Italien auf einen Nenner. «Wir sind uns doch alle einig, dass hier mindestens fünf Fahrer eine starke Leistung geboten haben. Es wäre doch klasse, wenn diese fünf, und nicht nur zwei davon um den Sieg kämpfen würden.»

Ogiers Lage wird auch dadurch verschärft, dass einige Fahrer – allen voran Andreas Mikkelsen (Volkswagen) und Hayden Paddon (Hyundai) - gegenüber 2015 zugelegt haben. Bleiben dann wie jetzt auf Sardinien am Sonntag nur noch 40 WP-Kilometer, kann auch ein Ausnahmetalent wie Ogier keinen 20- oder 30-Sekunden-Rückstand mehr aufholen.

Über mögliche Lösungen wird heiß diskutiert. Das Problem dabei: Wie findet man eine fairere Methode, die Startreihenfolge festzulegen, ohne dass der mit Abstand beste Fahrer der Gegenwart sogar mehr als acht Rallyes pro Saison gewinnt. Mein Vorschlag: Die Startreihenfolge wird am ersten und zweiten Tag unter den Topfahrern ausgelost. Dann hat jeder im Verlaufe der Saison 28 Chancen, Glück oder Pech zu haben. Am Sonntag wird wie gehabt in umgekehrter Reihenfolge des Klassements gestartet.

Fahrerkarussell mit Startschwierigkeiten


Schon lange waren nicht mehr so viele Top-Cockpits zu besetzen wie 2017, wenn Toyota zurückkommt. Macht die FIA ihre Ankündigung tatsächlich war, außerdem pro Team drei Autos vorzuschreiben, müssen sogar noch mehr Spitzenfahrer gefunden werden.

Aber die Auswahl ist relativ klein, alle Hersteller haben in den letzten Jahren die Nachwuchsarbeit nicht gerade mit der großen Kelle betrieben. Siegfähige Piloten kann man beinahe an einer Hand abzählen.

Kein Wunder, dass Citroën und Ford bei Thierry Neuville angeklopft haben, der noch keinen Vertrag für 2017 hat. Da kam der Sieg bei der Rallye Italien gerade rechtzeitig. Auch das Management von Andreas Mikkelsen schaut sich angeblich nach Alternativen um, sollte der Norweger 2017 nicht im ersten Werksteam von Volkswagen unterkommen. Sieht so aus, als würde die Fahrer-Gilde momentan am längeren Hebel sitzen.

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