Giulio Cabianca: Mit dem Rennwagen auf der Strasse

Kolumne von Peter Nygaard
Giulio Cabianca

Giulio Cabianca

Die skurrilsten Momente der Formel-1-Historie. Heute: Italienischer Privatfahrer reisst drei Menschen mit in den Tod.

Seit 1950 zieht die Formel 1 Millionen von Fans in ihren Bann. In keinem anderen Sport liegen Triumph und Tragödie so dicht beisammen. Es gab aber auch immer wieder merkwürdige Momente im Grand-Prix-Sport, über die wir in einer losen Serie berichten.

Modena (Italien), 15. Juni 1961

Seit Roland Ratzenberger und Ayrton Senna an jenem unglückseligen Imola-Wochenende 1994 haben wir auf der Rennstrecke keinen Formel-1-Fahrer mehr verloren. Diese Ruhe ist trügerisch. Denn egal, wie weit die Bestrebungen zur Erhöhung der Sicherheit getrieben werden: früher oder später schleicht sich der Tod wieder durch die Hintertür herein.

In den 60er Jahren war es Teil des Motorsports, dass immer wieder ein Fahrer zu Grabe getragen werden musste. Ab und an traf es jedoch nicht nur den Piloten.

Giulio Gabianca ist 38 Jahre alt, als er an einem Juni-Tag im Aerautodrom von Modena seinen Cooper-Ferrari testet. Er will damit beim britischen Formel-1-WM-Lauf an den Start gehen. (Aerautodrom deshalb, weil das Gelände auch eine Landebahn aufweist.)

Seine Erfolgsbilanz im Monoposto ist überschaubar: Vier Mal zu einem Grand Prix angetreten, drei Mal qualifiziert, aber immerhin Vierter im Italien-GP 1960 von Monza, im privaten Cooper-Ferrari der Scuderia Castelotti.

Seine Stärke sind eigentlich Sportwagenrennen: Die Statistik weist immerhin 16 Siege in 85 Starts aus.

Traurige Berühmtheit hat der Veroneser jedoch durch seine letzten Sekunden erhalten, und das bringt uns nach Modena zurück.

Beim Test bleibt das Gaskabel des Cooper-Ferrari hängen. Cabianca kann den Wagen nicht unter Kontrolle bringen und fährt einen Zuschauer an. Dann schiesst der Wagen von der Bahn und durch ein Tor auf die normale Strasse hinaus! Das Tor war wegen Unterhalts-Arbeiten geöffnet worden.

Der Rennwagen rast also auf die Via Emilia hinaus, überquert die Strasse, kracht gegen die Mauer eines Handwerker-Betriebs. Auf dem Weg hat der wildgewordene Renner ein Fahrrad, ein Motorrad, einen Klein-Laster und drei parkierte Autos gerammt. Der Fahrer des Lasters und des Motorrads sind auf der Stelle tot. Der Mann auf dem Fahrrad wird von der Ladung des umgekippten Lasters erdrückt. Cabianca selber stirbt an seinen schweren Verletzungen Stunden später im Krankenhaus. Nur der Zuschauer entlang der Modena-Strecke überlebt, trotz schwerer Beinverletzungen.

Das letzte Rennen auf dem Aerautodromo fand 1975 statt, später wurde es zu Ehren von Enzo Ferrari in ein Grünzone umgestaltet, den Parco Enzo Ferrari.

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