Über Jonathan Rea
Fast seine ganze Karriere über wurde Jonathan Rea von Red Bull unterstützt. 1997 wurde er Vizemeister in der britischen 60-ccm-Motocross-Klasse und trat in den folgenden Jahren in verschiedenen Motocross-Klassen an.
Ein Wechsel zu den Rundstrecken-Rennen war nie geplant, doch Rea liess sich von seinen Freunden Michael und Eugene Laverty dazu überreden und trat 2003 in der Britischen 125-ccm-Meisterschaft an. Ein Sturz in Knockville beendete die darauffolgende Saison abrupt, Rea fiel für den Rest des Jahres aus.
Mit nur 18 Jahren schickte ihn Red Bull 2005 zur Britischen Superbike-Meisterschaft, wo er auf einer Werks-Honda Fireblade startete. Er stellte sein Potenzial mit einigen Highlights unter Beweis und beendete seine Rookie-Saison auf dem 16. Rang ab. 2006 holte Rea in Knockhill seine erste Pole-Position und schaffte die erste Podiumsplatzierung in seiner Karriere. Zwei Runden vor Schluss überholte er den bis dahin zweitplatzierten Leon Haslam. Am Ende der Saison wurde er guter Vierter. An der Seite von BSB-Champion Ryuichi Kiyonari sicherte sich Rea 2007 den Vizetitel.
Längst waren etablierte Teams aus der Superbike-Szene auf den schnellen Briten aufmerksam geworden. Ein Angebot vom Dutcati-Werksteam schlug Rea aus und unterschrieb einen Jahresvertrag bei Ten Kate Honda für die Supersport-WM 2008. Die Saison beendete Rea als Vizeweltmeister und erreichte Siege in Brünn und Brands Hatch.
Vertraglich hatte sich der draufgängerische Rea den Aufstieg in die Superbike-WM 2009 zusichern lassen. Für Honda ein Glücksfall, denn in den folgenden Jahren konnte nur der Brite die Honda Fireblade regelmässig zu Siegen und Podestplatzierungen führen. In der Gesamtwertung belegte er konstant Top-5-Platzierungen. Wegen Verletzungspech sprang 2011 aber nur ein neunter Rang heraus.
Seit 2012 strebt Rea einen Wechel in die MotoGP-Szene an, doch es mangelt vor allem an Sponsoren. Der schnelle Brite bleibt in den folgenden Jahren das Aushängeschild von Honda in der Superbike-WM und erreicht 2012 zwei Siege und vier zweite Plätze. Über WM-Rang 5 kommt Rea jedoch nicht hinaus. Dafür gewinnt er für Honda das legendäre Acht-Stunden-Rennen von Suzuka.
2013 wechselt sein Team auf die Elektronik von HRC, was sich als Schuss ins Knie erweist. Die Anpassung der aus der MotoGP stammende Elektronik ist ein Desaster, Rea erreicht nur einen Laufsieg in Silverstone und muss nach einem Sturz auf dem Nürburgring die Saison vorzeitig beenden.
Mit neuer Elektronik wollte Jonathan Rea 2014 an frühere Erfolge anknüpfen, doch die Honda erwies sich er erneut nicht als das stärkste Bike der Superbike-WM. Mit vier Laufsiegen (Assen, Doppelsieg in Imola und Portimao) und Gesamtrang 3 wurde es dennoch die erfolgreichste Saison mit Honda.
Weil Honda ihm auch zur Saison 2015 den Aufstieg in die MotoGP nicht ermöglichte er die Honda Fireblade gegen die aktuelleren Motorräder keine Chance hatte, entschied sich Rea zu einem spektakulären Wechsel zu Kawasaki. Der Umstieg gelang dem Briten schnell und perfekt: Bereits zwei Meetings vor Saisonende krönte sich Rea in Jerez mit 14 Laufsiegen und neun weiteren Podestplätzen zum Superbike-Weltmeister 2015.
Auch 2016 ging Jonathan Rea mit Kawasaki in der Superbike-WM an den Start und verteidigte seinen Titel erfolgreich. Mit einem vierten Rang als schlechteste Zielankunft und 23 Podestplatzierungen war der Brite erneut der konstanteste Pilot. Insgesamt gewann er neun Superbike-Läufe, wurde neunmal Zweiter und stand fünfmal als Dritter auf dem Podium.
In der Superbike-WM 2017 schrieb Rea Geschichte und holte sich zum ersten Mal in der Geschichte der seriennahen Motorradweltmeisterschaft den dritten Titelgewinn in Folge - mit der Rekordpunktezahl von 556. Der Brite gewann 16 von 26 Rennen und stand in 24 Rennen auf dem Podium.
Für die Superbike-WM 2018 wurde das Reglement geändert, erfolgreiche Hersteller wurden mittels Drehzahllimit eingebremst. Dennoch fuhr Kawasaki mit Jonathan Rea weiter in einer höheren Liga. Nur weil das zweite Superbike-Rennen beim Saisonfinale in Katar abgesagt wurde (Regen), verpasste der Brite einen neuen Punkterekord. Mit 17 Laufsiegen, 22 Podestplätzen und 14 schnellsten Rennrunden zog Rea mit seinem vierten WM-Titel mit Carl Fogarty gleich, der seine Titel aber nicht in Folge einfahren konnte.
In der Superbike-WM 2019 erhielt Rea mit MotoGP-Umsteiger Alvaro Bautista (Ducati) seinen bisher stärksten Rivalen. Der Spanier gewann die ersten elf Rennen in Folge, Rea musste sich mit zweiten Plätzen begnügen. Aber bei Saisonmitte wendete sich das Blatt, als Bautista einen Vorsprung von 63 Punkten durch eine Serie von Stürzen verspielte. Gleichzeitig fuhr Rea Sieg um Sieg ein und feierte am Ende der Saison seinen fünften WM-Titel.
Die Erfolgsgeschichte von Jonathan Rea setzte sich auch in der Superbike-WM 2020 fort. Zwar hatte Rea mit Scott Redding (Ducati) einen starken Gegner, doch die Konstanz des Kawasaki-Piloten setzte sich in der von der Corona-Pandemie beeinflussten Saison deutlich durch. Mit elf Siegen und 17 Podestplätze aus 24 Rennen krönte sich Rea zum sechsten Mal in Folge zum neuen Weltmeister.
Der türkische Yamaha-Pilot Toprak Razgatlioglu erwies sich 2021 als der große Herausforderer des Nordiren. Das Duell der Beiden wurde erst bei letzten Saisonevent in Indonesien entschieden und Rea musste sich aufgrund von fünf Ausfällen mit 551 Punkten gegenüber 564 Zählern, die Razgatlioglu kassierte, geschlagen geben.
Die Saison 2022 endete für Rea erneut ohne Titelgewinn. Der Familienvater blieb das Aushängeschild von Kawasaki, gewann sechs Rennen und stand in 30 auf dem Podest, doch das reichte nicht, um den zu Ducati zurückgekehrten Alvaro Bautista zu besiegen. Auch gegen Razgatlioglu hatte Rea Mühe und musste sich am Ende sogar mit dem dritten WM-Rang begnügen.
Rea forderte von Kawasaki mehr Anstrengungen, um gegen die erstarkte Konkurrenz bestehen zu können, aber auch für die Saison 2023 gab es nur kleine Updates, die an der Konkurrenzfähigkeit dre ZX-10RR nichts änderten. Der Rekordweltmeister hatte erneut gegen Álvaro Bautista (Ducati) und Toprak Razgatlioglu (Yamaha) nichts zu bestellen und wurde deutlich geschlagen WM-Dritter.
Zum ersten Mal gewann Rea als Kawasaki-Pilot in diesem Jahr nur ein Rennen und wurde zunehmend frustriert. Als Razgatlioglu überraschend zu BMW wechselte, verhandelte der mittlerweile 36-Jährige eine Vertragsauflösung und unterschrieb im Yamaha-Werksteam für die Superbike-WM 2024.