Gefährlicher Unfug

Kolumne von Marcus Lacroix
DTM-Boxenstopp: In der Hektik passieren halt schnell Fehler

DTM-Boxenstopp: In der Hektik passieren halt schnell Fehler

Warum das Nachtanken bei den Pflichtboxenstopps mit dem neuen DTM-Reglement eliminiert gehört.

Ein Fall für die Geschichtsbücher war das DTM-Auftaktrennen 2011 in Hockenheim zwar nicht, aber von Langeweile konnte auch keine Rede sein, selbst wenn die ersten drei Positionen im Ziel noch immer von denselben Fahrern belegt wurden wie beim Start. Vor allem im Mittelfeld ging's doch sehr amüsant zur Sache.

Dass in den letzten Runden noch mal Druck in die Partie kam, war natürlich der Gelbphase geschuldet. Der Grund für das Ausrücken des Safety Cars allerdings war auf ein ständiges Ärgernis in der DTM zurückzuführen – nämlich diese unsägliche Tankerei.

Dass man vor Jahren auch auf Wunsch der TV-Partner beschlossen hat, Pflichtboxenstopps als zusätzliche, künstliche Spannungs-Elemente ins Renngeschehen einzubeziehen und damit auch die Teamleistung noch etwas höher zu gewichten – geschenkt. Dem einen gefällt’s, dem anderen nicht, so ist das halt im Leben. Es mag ja auch Leute gegeben, die umgekehrte Startreihenfolgen («Reverse Grids») für Zirkus halten.

Die DTM-Pflichtstopps allerdings nicht nur zum Reifenwechsel, sondern auch zum Nachtanken zu nutzen, war nie etwas anderes als ein gefährlicher Unfug. Dass eine beim Stopp mitgerissene und dann wegfliegende Tankkanne noch nie jemanden in der Boxengasse umgemäht oder auf der Rennstrecke einem Auto die Scheibe zerschossen hat, ist reines Glück. Und es gibt einen Grund, dass jeder, der sich während Qualifying oder Rennen in der Boxengasse aufhält, einen feuerfesten Anzug tragen muss.

Das Problem ist einfach, dass das Tanken mittlerweile der limitierende Faktor in der Dauer eines Boxenstopps ist. Die vier neuen Räder sind um einen Hauch schneller drauf, als die 20 Liter (ohne Druck, nur den Gravitationsgesetzen folgend) aus der Kanne geflossen sind.

Die Automatisierung tut ihr Übriges: Sobald der Mechaniker am jeweiligen Rad fertig ist, drückt er einen Knopf am Schlagschrauber. Sind alle vier Knöpfe gedrückt, wird automatisch die im Heck steckende Luftlanze ausgeworfen, die Luft aus dem Hebesystem entweicht schlagartig, das Auto fällt runter, und der Kutscher gibt Gas. So spät wie möglich, am besten erst im Augenblick des Anfahrens, muss der Tanker die Kanne aus dem Stutzen ziehen, um sicherzustellen, dass auch wirklich der ganze Sprit in den Tank geflossen ist.

Dass in der Hektik dabei mal was schiefgehen kann, leuchtet ein.

Auf die Schnelle ist da leider nichts zu machen, weil die Tanks der aktuellen DTM-Boliden nun mal nicht mehr als 70 Liter Treibstoff aufnehmen dürfen und das für eine Renndauer von mehr als einer Stunde halt nicht reicht.

Nun denken die Verantwortlichen darüber nach, mit der Einführung des neuen DTM-Reglements 2012 das Nachtanken ad acta zu legen. Diese Entscheidung sollte recht zügig getroffen werden, weil die definierte Tankgrösse für die Konstrukteure der neuen Autos ja nicht so unerheblich ist.

Doch wie so oft in der DTM, debattiert man sich einen Wolf, statt auf dem kleinen Dienstweg einen schnellen, vernünftigen Beschluss zu fassen. Dabei müssten ein zumindest kurzzeitig in Flammen stehender Abt-Mechaniker im Warm-up und zwei über die Piste kullernde Tankkannen im Rennen (vor allem Paffett hatte einen Riesendusel, noch ausweichen zu können) in Hockenheim alle Fragen beantwortet haben.

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