Honda mit Problemen: Wann platzt Fernando Alonso?

Von Mathias Brunner
​Heisse Frage im Fahrerlager des Circuit de Barcelona-Catalunya – wann reisst der Geduldsfaden von Fernando Alonso? Erneut wird McLaren von Honda-Problemen genervt. Das sagen die Chefs.

Die spanische Presse fackelt nicht lange: Vor dem Hintergrund erneuter Probleme mit dem Honda-Motor wurde in den Raum gestellt – McLaren trenne sich von den Japanern und (jetzt einmal  tief durchatmen!) fahre noch 2017 mit einem anderen Motor!

Welcher Motor das sein soll, verrieten die einfallsreichen Schreibtischtäter nicht. Es gibt schliesslich auch keinen.

Fakt ist: McLaren ist auf Gedeih und Verderb an Honda gebunden, «in guten wie in schlechten Zeiten», wie es beim Eheschluss traditionell heisst. Bisher dominieren die schlechten Zeiten. Die Flitterwochen waren schon nach den Wintertests 2015 vorbei, es folgte die jämmerlichste McLaren-Saison aller Zeiten, 2016 lief es ein klein wenig besser.

Für 2017 erhoffte sich Superstar Fernando Alonso ein Auto, mit dem sich die Top-Teams etwas ärgern lassen.

Aber was nun hier in Barcelona passiert, das erinnert an den alten Kalauer: «Gestern standen wir noch am Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter.»

Vielleicht hätten wir gewarnt sein müssen, als Honda-Rennchef Yusuke Hasegawa von einem gewissen Risiko sprach, was das 2017er 1,6-Liter-V6-Turbotriebwerk anging. «Der Motor ist zu 90 Prozent neu. Klar ist jeder Wechsel auch ein Risiko, das gilt auch für uns. Aber wir wollten eine neue Richtung einschlagen, um mehr Entwicklungspotenzial zu haben.»

Der Japaner über die wichtigsten Änderungen: «Der grösste Unterschied ist, dass wir den Motor leichter gemacht haben. Auch der Schwerpunkt liegt tiefer, was entscheidend ist. Überdies haben wir mehr Leistung herausgeholt. Honda setzt wohl auf ein ähnliches Verbrennungssystem wie die anderen Teams. Wir werden die Top-Teams wahrscheinlich nicht gleich einholen. Aber wir werden vielleicht viele gute Chancen haben, der Spitze näher zu kommen. Wir wissen, in welche Richtung wir gehen müssen.»

Offenbar nicht: 29 Runden für Fernando Alonso am ersten Testtag. 29 Runden für Stoffel Vandoorne am zweiten. Die Parallelen gehen weiter, denn bei beiden Piloten war ein neuer Motor fällig. Die Notlösung mit einer Reparatur am Öltank funktionierte nicht, hier ist ein anderes Design gefragt. Beim zweiten Motor soll es einen Kolben zerrissen haben. Honda kommentiert das nicht.

Eilig musste aus Japan ein weiteres Triebwerk eingeflogen werden, denn von drei ursprünglichen Aggregaten war nur noch eines einsatzfähig. Damit bestritt Fernando Alonso das Mittwochprogramm.

In der McLaren-Box herrschte dicke Luft. Kiebitze filmten Gruppengespräche. Die Mienen waren düster als die schwarz eingefärbte Haiflosse am McLaren, auf welcher Honda steht.

Teamchef Eric Boullier und Honda-Rennchef Hasegawa stellten sich den Fragen der Medienschaffenden. Erste Frage an Eric Boullier: Was ist denn nun mit der Trennung von Honda? Der Franzose verzieht das Gesicht: «Daran ist nichts wahr.»

Zu den beiden Motorproblemen sagt Hasegawa-san: «Beim ersten handelte es sich um eine Angelegenheit mit dem Design des Öltanks. Wir haben eine Übergangslösung gefunden, die funktioniert recht gut. Wir arbeiten an einer permanenten Lösung. Beim zweiten Defekt handelt es sich um ein grundlegendes Problem. Der Motor ist zurück nach Japan geschickt worden, ich erwarte am Donnerstag die Ergebnisse der Analyse. Dann erst können wir entscheiden, wie wir weiter vorgehen sollen. Wir fahren hier mit dem dritten Motor, aber nicht in einer besonderen Einstellung des Aggregats, aus dem einfachen Grund, weil wir noch nicht wissen was mit Motor 2 passiert ist. Ich verheimliche nicht, dass wir Schwierigkeiten haben, und ich bin nicht angetan. Aber solche Situationen gehören eben auch zu den Testfahrten.»

Eric Boullier zu den ersten Eindrücken vom McLaren: «Das Fahrwerk ist gesund, wie beide Fahrer bestätigen. Wo uns das hinführt, weiss keiner. Die meisten Teams werden schon in Australien so viele neue Teile haben, dass die Renner wie neu aussehen. Der Entwicklungsrhythmus wird sehr hoch sein.»

Im Fahrerlager ist bereits zu hören: Erweist sich Honda auch 2017 als Mühlstein am Bein von McLaren, wird Fernando Alonso das Team verlassen.

Vielleicht ist es bezeichnend, was passiert, als unser Kollege Livio Oricchio aus Brasilien eine Frage stellt. McLaren-Honda ist in seiner Heimat ein so klingender Name wie Ferrari, denn McLaren-Honda ist auf ewig mit dem grossen Ayrton Senna verbunden.

Livio will wissen: «Honda hatte zwei Jahre in der Formel 1, also genügend Zeit, und alle Freiheiten in Sachen Regeln, um für 2017 einen neuen Motor zu bauen. Und doch gibt es wieder diese Schwierigkeiten, auch mit dem neuen Motor. Was ist ihre Erklärung?»

Antwort von Hasegawa-san: «Es tut mir leid, ich verstehe die Frage nicht. Wir versuchen, unsere Erfahrung der letzten zwei Jahre einzubringen.»

Schuldeingeständnisse fallen Japaner traditionsgemäss schwer. Denn es handelt sich immer um einen Gesichtsverlust.

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