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Monisha Kaltenborn über Wehrlein: «Das braucht Zeit»

Von Vanessa Georgoulas
Pascal Wehrlein muss nicht um sein Sauber-Cockpit zittern – das stellte Monisha Kaltenborn im Vorfeld des China-GP in Schanghai klar. Die Teamchefin betont: «Solche Dinge kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen.»

Nachdem das Sauber-Team bestätigt hatte, dass Neuzugang Pascal Wehrlein auch den zweiten WM-Lauf in China verpassen würde, brodelte es in der Formel-1-Gerüchteküche. Von einem Rausschmiss des Deutschen war die Rede, und dem Deutschen wurde mangelnde Motivation unterstellt.

«Das stimmt natürlich nicht», stellte Monisha Kaltenborn im Fahrerlager von Shanghai klar. Die Teamchefin erklärte: «Fakt ist, dass er diesen Unfall in Amerika hatte, und wer die Bilder gesehen hat, der weiss, wie hart der Einschlag nach seinem Abflug war. Vor allem sein Rücken wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen, die Wirbelsäule wurde ziemlich hart gestaucht. Solche Dinge kann man natürlich nicht auf die leichte Schulter nehmen.»

Und Kaltenborn verriet: «Es hat uns ehrlich gesagt überrascht, dass Pascal so schnell wieder die Freigabe für das Fahren erhalten hat. Dass es so schnell ging, lag auch an seiner guten körperlichen Verfassung, wie uns die Ärzte erzählt haben. Dennoch haben wir dadurch Zeit verloren, denn es dauert einfach eine Weile, bis der Körper sich erholt hat. Wir können keine Wunder bewirken.»

Auf die Frage, warum Wehrlein erst am Freitag in Australien das Handtuch geworfen hat, erklärte die Wahl-Schweizerin: «Vor dem ersten Rennen in Melbourne gab es sehr positive Signale. Da waren keine Anzeichen, dass es nicht klappen würde. Auch Pascal war wirklich scharf darauf, das Rennen zu bestreiten. Umso schwieriger war es für ihn, am Freitag einzusehen, dass er noch nicht fit genug ist, um eine hundertprozentige Leistung zu bringen.»

«Wir haben dann zusammen mit den Verantwortlichen des Mercedes-Juniorteams die gemeinsame Entscheidung getroffen, dass es für ihn wichtiger ist, sich mit einem sehr intensiven Training auf seine Fitness zu konzentrieren, damit er wieder dahin kommt, wo er sein muss, um das Rennen hundertprozentig fahren zu können. Es geht ja nicht darum, dass er das Fahren lernt, das hat er in den wenigen Wochen sicher nicht verlernt. Wir müssen einfach den Trainingsrückstand, der durch die Verletzung entstanden ist, aufholen.»

Dass einige Berichterstatter, Fans und Fahrerkollegen die Motivation des 22-Jährigen anzweifeln, sei deshalb sehr unfair, betont Kaltenborn weiter. «Es ist sehr viel schwieriger, die neuen Autos zu fahren, das hat sicher eine Rolle gespielt. Man braucht sich ja nur die Kommentare der anderen Piloten anhören. Deshalb wollten wir auch keine Risiken eingehen. Es ist nicht fair, dass man seine Motivation in Frage stellt. Und es ist auch keine Frage der Geduld, denn solche Dinge brauchen nun einmal Zeit, da lässt sich nichts erzwingen.»

«Pascal wollte in Australien unbedingt fahren, hat so hart trainiert, aber es sollte nicht sein. Ich verstehe deshalb nicht, warum man ihn für seine Entscheidung kritisiert. Jeder hier kennt Pascal und weiss, wie gross sein Ehrgeiz ist. Er gehört definitiv nicht zu jenen Fahrern, die nicht jede Gelegenheit nutzen, um im Auto zu sitzen. Das machte seine Entscheidung ja so schwierig.», fügt die 45-Jährige entschieden an.

Deshalb lässt Kaltenborn auch den Vergleich zum Unfall von Sergio Pérez nicht gelten. Diesen hatte der ehemalige Sauber-Schützling kurz zuvor auf Nachfrage gewagt, und erklärt: «Ich war im Monaco-Qualifying von 2011 in einer ähnlichen Situation. In Kanada durfte ich nicht fahren, weil sich alles noch drehte, da ich mir in Monte Carlo eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Es dauerte etwa fünf Rennen, bis ich wieder ganz der Alte war, erst nach der Sommerpause war ich wieder ganz fit. Trotzdem habe ich die Renen nach Kanada bestritten, ich wollte auf jeden Fall gleich wieder im Auto sitzen.»

Doch Kaltenborn winkt ab: «Man kann diese beiden Unfälle nicht miteinander vergleichen. Pascals Wirbelsäule wurde beim Unfall stark belastet, das darf man nicht unterschätzen. Sergio wollte in Kanada auch unbedingt im Auto sitzen und es hat letztlich nicht geklappt. Pascal hat in Australien genau das Gleiche erlebt. Solche Dinge sind nie einfach, der Körper braucht seine Zeit, und die ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Deshalb kann man das auch nicht vergleichen.»

Ob der Deutsche in Bahrain wieder im Auto sitzen wird, ist derzeit noch nicht klar: «Im Moment absolviert er mit den Verantwortlichen des Mercedes-Juniorteams ein intensives Programm. Wir werden uns nach diesem Rennwochenende dann zusammensetzen und schauen, wo wir stehen», erklärt Kaltenborn.

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