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Luca Montezemolo über Ferrari: «Reden ist einfach»

Von Mathias Brunner
Luca Montezemolo

Luca Montezemolo

​Der langjährige Ferrari-Chef Luca Montezemolo (70) sagt über den entgangenen Titel von Ferrari: «Reden ist einfach. Sport ist eben keine exakte Wissenschaft. Digentlich hätte Hamilton in Brasilien siegen müssen.»

Ausserhalb von Italien ist es ruhig geworden um Luca Montezemolo. Der 70 Jahre alte Erfolgsmanager aus Bologna ist aber kein Mann, der Müssiggang frönt – er kämpft weiter darum, die marode Fluggesellschaft Alitalia in der Luft zu halten.

Natürlich sind Ferrari und die Formel 1 im Hause Montezemolo anhaltend Leitthemen. Man kann Montezemolo bei Ferrari entfernen, aber nicht Ferrari aus Montezemolo: «Klar verfolge ich natürlich noch immer die Rennen, und zwar mit grosser Leidenschaft. 30 Jahre bei Ferrari, das heisst: Ich habe fast mein halbes Leben in Maranello verbracht – so etwas vergisst du nie.»

Die Trennung im September 2014 war für Ferrari-Insider keine Überraschung: Luca Cordero di Montezemolo, charismatischer Manager und Wegbegleiter von Michael Schumacher in der grössten Erfolgsära von Ferrari (fünf WM-Titel in Folge 2000 bis 2004), der Mann, der Ferrari in die Moderne geführt hat, war enttäuscht davon, bei der Fusion von Fiat und Chrysler keine Rolle erhalten zu haben. Im Rahmen der Weichenstellungen bei Fiat hatte sich das Verhältnis zwischen Fiat-Geschäftsleiter Sergio Marchionne, Fiat-Chef John Elkann und Montezemolo spürbar abgekühlt.

Der Börsengang von Ferrari, zunächst in New York, dann in Mailand, rang Montezemolo eine spöttische Bemerkung ab. Er bezeichnete Ferrari als «den Bancomaten von Fiat».

In der «Financial Times» sagte Montezemolo: «Als Ferrari im Oktober 2015 an die Börse ging und dazu ihre Ergebnisse vorlegten, da basierten 23 von 24 Jahren auf der Arbeit meiner Mitarbeiter und mir. Also hätte ich von den Besitzern wenigstens ein offizielles Dankeschön erwartet. Ich erwartete kein Geschenk, selbst wenn die Firma beim Börsengang mit 9,8 Milliarden Dollar bewertet wurde, aber wenigstens ein Dankeschön.»

Ähnlich nüchtern das Urteil von Montezemolo über die WM-Kampagne von Ferrari 2017 und den jüngsten Sieg von Sebastian Vettel. Der Spitzenmanager sagt in der Sendung «Circo Massimo» von Radio Capital: «Ich habe den Sieg von Ferrari genossen und einen aussergewöhnlichen Hamilton gesehen. Das Rennen von Brasilien war überaus unterhaltsam.»

Montezemolo leistet sich eine kleine Spitze gegen den neuen Ferrari-Präsidenten Sergio Marchionne und dessen vollmundigen Ankündigungen. «Der Sport ist eben keine exakte Wissenschaft wie ein gewisser Ablauf in der Wirtschaft oder in der Finanzwelt. Reden ist einfach, Gewinnen ist schwierig. Ferrari hat eine gute Saison gezeigt, auch wenn am Schluss nicht gewonnen worden ist. Und auch in Brasilien hätte eigentlich Hamilton gewinnen müssen, wenn er von vorne hätte losfahren können.»

«Ich hatte das Glück, 19 Formel-1-WM-Titel bei Fahrern und Marken gewinnen zu können. Aber es gab auch viele Niederlagen, einige davon in letzter Minute. Ferrari muss es 2018 schaffen, bis zuletzt im Spiel zu sein.»

«Was sich bei Ferrari ändern sollte? Ich vermeide es, als Aussenstehender darüber zu sprechen. Denn mich selber hat es immer genervt, wenn die Leute das früher taten. Ich sehe nur die Tatsache, dass wir unter dem Strich nicht gewonnen haben. Mit Ausnahme von Monza war Ferrari jedoch immer ein Hauptdarsteller, und das ist positiv.»

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