Ross Brawn: «Formel 1 ohne Ferrari? Klar geht das»

Von Rob La Salle
​Ferrari-Chef Sergio Marchionne poltert: Wenn die künftigen Regeln im GP-Sport Ferrari nicht in den Kram passen, dann ist finito mit Formel 1. Ex-Ferrari-Technikchef Ross Brawn: «Die Formel 1 würde überleben.»

Es war das Dream-Team der Formel 1: Luca Montezemolo als Präsident, Jean Todt als Ferrari-Rennleiter, Ross Brawn als Technikchef, Rory Byrne als Designer, Paolo Martinelli als Leiter der Motorenabteilung, Michael Schumacher als der Mann, der alles in Rennsiege umsetzte. Ferrari errang mit Schumi von 2000 bis 2004 fünf WM-Titel in Folge, einmalig.

Heute ist alles anders: Der letzte Fahrer-WM-Titel eines Ferrari-Piloten geht auf Kimi Räikkönen 2007 zurück, Todt ist FIA-Präsident geworden, Montezemolo am Ferrari-Ruder durch Sergio Marchionne abgelöst, Martinelli arbeitet heute für Aston Martin, nur Rory Byrne ist als Berater noch für Maranello tätig, Ross Brawn ist bei «Formula One Management» (FOM) für die Entwicklung von Technik und Sport zuständig.

Den Engländer wirft so schnell nichts aus dem Gleichgewicht. Auch nicht das Säbelgerassel von Sergio Marchionne (65), wonach Ferrari den GP-Sport verlassen könnte. Der Fiat/Chrysler-Konzernchef hatte gepoltert: «Wenn sich der Sport in die richtige Richtung entwickelt, dann sind wir offen, über alles zu reden. Aber wenn aus dem Sport eine Art Supermarkt werden soll, dann interessiert mich das nicht die Bohne.»

«Die Formel 1 gehört fest zur Geschichte von Ferrari. Und ich werde alles tun, um die Position von Ferrari im Sport zu schützen und zu wahren. Aber wir bleiben nicht um jeden Preis und auch nicht aus rein geschäftlichen Gründen. Die Formel 1 hat etwas Edles, etwas Nobles, das ist kein Sport wie jeder andere, wir wollen das bewahren helfen, und es sollte hier nicht nur rein ums Geschäft gehen.»

«Wir sind da in Sachen strategischer Ausrichtung nicht ganz auf einer Linie, und wenn sich der Sport ab 2021 in eine andere Richtung bewegt, dann wird das seitens Ferrari zu gewissen Entscheidungen zwingen.»

«Wenn wir den Eindruck erhalten, die Rahmenbedingungen seien der Marke Ferrari nicht förderlich, wenn die einzigartige Stellung von Ferrari nicht gestärkt wird, dann wird Ferrari da nicht mitmachen.»

Übersetzung: Dann steigt Ferrari aus der Formel 1 aus.

Die Reaktionen der Fans liessen nicht lange auf sich warten. Die einen Tifosi meinten erschreckt: Eine grauenvolle Vorstellung, die Formel 1 und Ferrari brauchen sich doch! Andere waren da pragmatischer: Wenn es ihnen nicht passt, dann sollen sie doch gehen.

Der 63jährige Ross Brawn sieht das alles gelassen. «Ich glaube, was Ferrari festhalten wollte – es gibt wichtige Elemente der Formel 1, die sie behalten wollen, und da sind wir durchaus einer Meinung», so Brawn bei Sky Sports F1. «Ferrari gehört fest zur Formel 1, und wir wollen sie nicht verlieren. Aber auch für uns müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Und es gibt nun mal gewisse Dinge, die wir ändern wollen. Ich hoffe, auch nach einer solchen Änderung fühlt sich Ferrari in der Formel 1 noch wohl.»

Aber der Fliegenfischer und Rosenzüchter hält auch fest: «Die Formel 1 wird immer überleben, ganz egal welche Teams mitmachen. Wir haben das schon oft erlebt – Weltmeister gehen, Teams verschwinden, wir haben Fahrer verloren, aber der Sport erholt sich und es geht weiter. Es geht auch weiter, ob Liberty Media und ich da sind oder nicht und ob Ferrari da ist oder nicht.»

«Ich bin nicht der Ansicht, dass wir ohne Ferrari eine bessere Formel 1 hätten, also müssen wir mit Ferrari Lösungen finden. Aber wir können uns auch nicht in eine Situation begeben, wenn ein Team – sei dies Ferrari, Mercedes oder Renault – bestimmt, was wir machen. Du kannst einen Sport nicht führen, in dem du machst, was ein Teilnehmer will.»

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