Wolff (Mercedes): Geben am Samstag, Nehmen am Sonntag

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

​Das hat es in der Turbo-Ära noch nie gegeben: Zwei Qualifyings in Folge ohne einen Silberpfeil in der ersten Startreihe. Mercedes-Teamchef Toto Wolff bleibt aber dabei: «Wir haben ein schnelles Auto.»

Zwei Ferrari-Siege in Folge gegen Weltmeister Mercedes, zwei erste Startreihen von Ferrari gegen die übermächtigen Silberpfeile – die Tifosi reiben sich die Hände, alle anderen Fans ein wenig ungläubig die Augen: Was passiert da gerade in der Formel 1?

Die wichtigsten Aufgaben von Mercedes-Teamchef Toto Wolff in dieser Situation: Gegen aussen Ruhe bewahren und Gelassenheit verbreiten, intern Antworten fordern.

Der 46jährige Wiener erklärt: «Ein Auto verliert nicht von einem Wochenende aufs nächste plötzlich seinen Speed und auch nicht von einem Training zum folgenden. Die Basis unseres Autos ist gut. Die Schwierigkeit besteht darin, die Reifen ins beste Betriebsfenster zu bringen – die unendliche Geschichte der Formel 1!»

«Früher hatten wir ein Problem mit überhitzenden Reifen, in China ist am Samstag genau das Gegenteil passiert. Die Walzen waren zu wenig warm. Das führt zu mangelnder Reifenhaftung.»

Der Verdacht liegt auf der Hand: Hat Mercedes im Qualifying Speed geopfert, um am Sonntag besser aufgestellt zu sein – wenn es in Shanghai markant wärmer sein wird? Toto Wolff lässt sich nicht in die Karten gucken: «Wir werden nach dem Rennen wissen, ob unser Konzept aufgegangen ist. Wir gehen davon aus, dass die Pistentemperatur im Rennen um rund 20 Grad höher sein könnte, das würde einen grossen Unterschied ausmachen.»

Wolff beteuert, dass wir keine Wiederholung von 2017 erleben, als er seinen Rennwagen eine Diva nannte. «Ich muss aufhören, vom kapriziösen Verhalten von Freuen zu reden», lächelt Toto. «Nein, wir haben in diesem Jahr keine Diva. Es dreht sich alles um die Reifen. Wenn wir das auf den Punkt bringen, dann verhält sich der Wagen hervorragend. Das haben wir im Abschlusstraining zum China-GP nicht geschafft.»

Reifen bleiben das zentrale Thema der Formel 1. Toto Wolff findet: «Jedes Jahr musst dich dich auf das ganz spezifische Verhalten der Walzen frisch einstellen. In Melbourne haben wir gesehen: Wenn wir die Reifen optimal nutzen, ist unser Auto schnell. Aber wir haben auch erkannt: Es gab mehr Situationen, in welchen wir aus diesem Betriebsfenster kippen. Entweder der Reifen wird zu heiss, ob er wird zu wenig warm. Ist das diesem Silberpfeil angeboren? Ich weiss es nicht. Vielleicht tun wir uns schwerer, das auf den Punkt zu bringen als Ferrari. Aber es scheint auch so zu sein – wenn uns das gelingt, dann haben wir das schnellste Auto.»

Valtteri Bottas hat das mit den Reifen an diesem Tag besser gemacht als Lewis Hamilton. Toto Wolff kann sich eine kleine Spitze nicht verkneifen: «Nach dem Bahrain-GP hiess es, Valtteri mangle es an Killer-Instinkt. Ich finde, wenn du einen Hamilton im Qualifying schlägst, dann hast du genug Killer-Instinkt.»

Wolff lässt sich vor dem China-GP nicht bange machen: «Wenn du hinten liegst, dann entstehen Gelegenheiten. Im Gegensatz zu Bahrain haben wir von Anfang an zwei Autos da vorne. Wir haben verschiedene Möglichkeiten, etwa jene, die Strategie zu teilen oder früher neue Reifen zu holen oder später.»

Von einer Wende im Formel-1-Kräfteverhältnis will Toto Wolff nichts hören: «Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir uns aus schwierigen Tagen freigeschaufelt haben. Ich habe Hindernisse schätzen gelernt, weil wir dadurch ein stärkeres Team geworden sind. Wenn du gewinnst, fragst du dich doch nicht: „Wie zum Geier haben wir das geschafft?“ Wenn du hingegen verlierst, dann fragst du dich ganz sicher: „Wie nur konnten wir das verpatzen?“»

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