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Vietnam-GP im April 2020: Premiere mit 300.000 Fans

Von Mathias Brunner
​Am 1. November 2018 wurde in Hanoi verkündet – die Formel 1 gastiert ab April 2020 in der vietnamesischen Hauptstadt. Für das erste GP-Wochenende Anfang April werden 300.000 Fans erwartet.

Formel-1-CEO Chase Carey liess den Gastgebern höflich den Vortritt: Das Volkskomitee von Hanoi, der Hauptstadt von Vietnam, gab am 1. November 2018 bekannt – im April 2020 wird es in der asiatischen Metropole erstmals einen Formel-1-WM-Lauf geben. Inzwischen steht das WM-Programm der kommenden Saison, die GP-Premiere von Vietnam ist auf den 5. April 2020 angesetzt.

Bei der neuen Rennstrecke handelt sich um einen Mischkurs. Ein Teil der Piste führt über die Strassen von Hanoi, ein Teil wird für den GP-Sport neu gebaut. Der Kurs hätte zunächst um den malerischen Hoan-Kiem-See führen sollen, unweit des alten Stadtkerns, später hat man sich für eine Pistenführung beim Nationalstadion entschieden, dort sind die Strassen breiter.

Obschon seit Jahren über einen möglichen Vietnam-GP verhandelt worden war, schon unter der Leitung des langjährigen Formel-1-Promoters Bernie Ecclestone, stand lange ein Fragezeichen über dem Rennen. Denn auf öffentliche Gelder werden die Vietnamesen nicht zurückgreifen. Mai Tien Dung, Leiter des Regierungsbüros: «Unser Premierminister hat klargemacht – falls Hanoi ein Rennen will, muss das Budget aus dem privaten Bereich kommen.»

Formel-1-CEO Chase Carey freut sich über den dritten WM-Lauf in Südostasien nach Malaysia und Singapur: «Damit festigen wir unsere Position in Asien. Gleichzeitig erschliessen wir einen neuen Markt. Wir haben seit Arbeitsbeginn 2017 immer gesagt: Wir wollen in aufregende, neue Städte ziehen, und Hanoi ist eine Umsetzung davon.»

Mit der Umsetzung ist die vietnamesische Geschäftsgruppe Vingroup betraut, einen Mischkonzern mit 40.000 Mitarbeitern unter Leitung des reichsten Menschen von Vietnam, Pham Nhat Vuong. Die Vingroup hat für das Rennen die «Vietnam Grand Prix Corporation» gegründet, die mit dem Tagesgeschäft betraut ist. Le Ngoc Chi, Vorstandsvorsitzende der «Vietnam Grand Prix Corporation», ist mit einer Delegation nach Singapur gekommen, sie hatte zuvor schon die Rennen in Melbourne und Monte Carlo besucht. Sie sagt: «Das Ziel unseres Grand Prix ist klar – wir wollen unser Land, unsere Stadt, unsere Kultur, unsere Wirtschaft, unsere Menschen der Welt präsentieren.»

2018 sind 15,5 Millionen Touristen aus dem Ausland nach Vietnam gekommen. Le Ngoc Chi: «Wir wünschen uns möglichst viele Besucher, am ersten Wochenende wollen wir 300.000 Fans zu Gast haben. Wir versprechen uns sehr viel von Mund-zu-Mund-Propaganda. Das ist mehr wert als jede Werbekampagne.»

Vietnam hat einen Vertrag für zehn Ausgaben des Formel-1-Laufs erhalten, angeblich für eine Antrittsgebühr von 60 Millionen US-Dollar pro Rennen. Diese Zahl wird von Chase Carey und den Vietnamesen weder bestätigt noch dementiert.

Gut für Vietnam-GP-Besucher: Das kostengünstigste Eintages-Ticket ist bereits für umgerechnet 40 Euro zu haben, das kostet in Singapur mehr als das Doppelte.

Le Ngoc Chi: «Wir sehen uns sehr genau an, was andere GP-Veranstalter machen. Aber wir wollen unserem Rennen einen ganz eigenen Charakter geben. Wir wollen uns abheben. Die Besucher sollen nicht an Melbourne oder Singapur denken, wenn sie bei uns sind. Sie sollen einen tiefen Eindruck von Vietnam erhalten.»

Der 5,565 Kilometer lange Kurs in einem Aussenbezirk von Hanoi weist eine 1,5 km lange Gerade auf, auf welcher Geschwindigkeiten im Bereich von 330 km/h erwartet werden. Beim Pistenlayout wurden Elemente anderer Rennstrecken als Inspiration verwendet: So erinnert die enge Passage nach Start und Ziel an die ersten beiden Kurven des Nürburgrings. Der Teil unmittelbar beim Stadion (Kurven 12 bis 15) sind an das Leitplankengeschlängel von Monaco angelehnt, von der Sainte Dévote hoch zu Massenet. Kurven 16 und 19 erinnern an die S-Kurven von Suzuka. Die Passage von Kurve 20 bis zur Start/Ziel-Kurve 11 schliesslich ist ein Abziehbild vom malaysischen Kurs Sepang.

Die Mischung aus Geraden, sehr schnellen Kurven und eher langsamen Passagen wird den Teams in Sachen Abstimmung Kopfzerbrechen bereiten. Das Ziel bestand darin, eine Hybridstrecke zu entwerfen, die das Flair eines Strassenkurses bietet, aber auch die Reize einer permanenten Rennstrecke. Was der Hanoi-Kurs nicht werden sollte: eine Ansammlung fader 90-Grad-Kurven durch eine Stadt.


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