Radio Kolibri TV: 1. F1-Talkshow im deutschen TV
Selbst RTL, dank der Initiative des RTL-Urgesteins Willy Knupp gut in Sachen Formel 1 unterwegs, hatte so etwas noch nicht im Programm: Im ersten privaten TV-Sender Deutschlands, Radio Kolibri TV, wurde im Sommer 1984 in Ludwigshafen die erste Formel-1-Talkshow ausgestrahlt.
Ideengeber, Initiator und Moderator der Colibri-Show war Wolfgang Koepp, der sich unter anderem als Reiseorganisator für Formel-1-Menschen einen Namen gemacht hatte. Später fungierte Koepp als Wegbegleiter zahlreicher Nachwuchsfahrer, und das tut er noch heute. Auch Weltmeister Sebastian Vettel nahm er einst unter seine Fittiche.
Zurück nach Ludwigshafen: Stargast der Talkshow war Stefan Bellof, der mit seinem grandiosen Auftritts im strömenden Regen Monacos die Rolle des jugendlichen Helden perfekt wahrgenommen hatte. Der Part der kritischen Journalisten war mit Grand Prix-Kolumnisten Burkhard Nuppeney und dem unvergessenen «Lobo» Lothar Boschen, seines Zeichens Sportchef der Autozeitung, besetzt.
Die Wirtschaft repräsentierten Hans Metzger, der begnadete Porsche-Motorenkonstrukteur und der geistige Vater des zu der Zeit nahezu unschlagbaren Formel-1-Motors im McLaren, Hans Floßdorf, der Marketingchef des Modeherstellers BOSS – und ich.
Wir handelten so die gängigen Themen ab: Wettbewerbssituation (Porsche-Motoren dominierten nach Belieben, die BMW-Motoren brauchten bis zur Saisonmitte, um wieder zu siegen), Chancen deutscher Fahrer, die Haltung der deutschen Industrie, Sicherheit. Es wurde heftig diskutiert, die Meinungen prallten bisweilen hart aufeinander.
Streckenweise hatten wir von der «Wirtschaft» einen schweren Stand, wir sahen uns konfrontiert mit dem Vorwurf, die Industrie täte nicht genug für den deutschen Formel-1-Nachwuchs. Die Wortwechsel waren bisweilen heftig, wie es sich für eine ordentliche Diskussion gehört. Es blieb aber alles fair und wenn es einmal etwas deftig wurde, war es der schelmische Stefan Bellof, der mit einem flapsigen Spruch für die Wiederherstellung einer prima Atmosphäre sorgte.
Wer sich das Ganze einmal ansehen möchte, findet die Diskussion auf YouTube.