Willkommen in Australien!

Kolumne von Mathias Brunner
Wo genau sind wir?

Wo genau sind wir?

Wer nachts in Melbourne wach liegt, hat viel Zeit zum Nachdenken.

Was kommt Ihnen bei Australien als Erstes in den Sinn, hm? Kängurus? Koalas? Crocodile Dundee vielleicht? Die Outbacks oder verträumte Strände?

Ich behaupte: Wer als normaler Mittel-Europäer Mitte März aus der Schweiz nach Melbourne fliegt, denkt keine Sekunde an so etwas. Dabei hätten wir alle Zeit der Welt zum Sinnieren, denn ungefähr ab vier Uhr morgens ist an alles zu denken, nur nicht an Schlaf.

Selbst wer alle kleinen Tricks des Weltenbummlers befolgt (sofort in den Rhythmus des Landes gelangen, sich viel in frischer Luft aufhalten, glasige Augen hinter einer Sonnenbrille verstecken), kann seinen Körper nicht vollständig überlisten. Die innere Uhr weiss genau, dass sie in der falschen Zeitzone tickt.

Und so liege ich im Bett und lausche den Geräuschen der Nacht.

Draussen rumpelt ein Melbourner Tram vorbei.

Grillen zirpen.

Die ersten Werktätigen brausen zur Arbeit.

Im Zimmer nebenan zankt sich ein Paar.

Obschon es dabei ziemlich lautstark zu und her geht, verstehe ich ausser «you» und «f...ing» nichts – was mich nicht weiter stört. Denn in anderen Hotels rund um die Welt habe ich zur Genüge mitbekommen, was privat bleiben sollte.

Etwa den Italiener in Budapest, der jedes Mal abends nach Rückkehr aus dem Nachtleben zum Handy griff, um den Hinterbliebenen zuhause seine jüngsten Abenteuer zu berichten. Ich dachte immer: Wieso benützt er sein Mobil-Telefon? Zuhause in Mailand würden sie ihn auch so hören!

Oder jene Britin in Arcore (unweit von Monza), die im Nebenzimmer einen Heulkrampf erlitt, nachdem sie ihr Taxifahrer «offenhörlich» zwei Stunden lang in der Gegend herumkutschiert hatte. «Ich muss morgen um sechs Uhr aufstehen!» schluchzte sie in Lautstärke 9 ins Telefon. «Ich auch», knurrte ich ins Kissen.

Ein Augenschein im Fahrerlager des Albert Park Circuit gestern hat klar gemacht: Jeder, ob Mechaniker oder Streckenposten, ob Putzfrau oder Formel-1-Pilot, ob Teamchef oder Kellner, fiebert dem ersten Lauf entgegen.

Die Fragen sind immer die gleichen: Bleibt Vettel vorne? Oder erleben wir einen Sieg in Chrom (McLaren) oder gar in Silber (Mercedes?). Kippt Ferrari sein ungeliebtes Modell F2012 am Sonntagabend in den Yarra-Fluss.

Ein erheblicher Teil des Ferrari-Teams war mit SPEEDWEEK an Bord der Emirates-Maschine von Dubai nach Melbourne. Auf die Frage, wie es nun wirklich um die Konkurrenzfähigkeit des berühmtesten Rennstalls der Welt stehe, rollte ein Mitglied der Scuderia nur mit den Augen.

Ich könnte mir vorstellen: Auch er wird nachts nicht schlafen können. Aber nicht wegen des Jetlags ...

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