Max Verstappen: Wieso Sebastian Vettel Vorbild ist

Von Mathias Brunner
Max Verstappen

Max Verstappen

​Max Verstappen ist die Entdeckung der Formel-1-Saison 2015. Aber der 18jährige Toro-Rosso-Fahrer lässt sich vom ganzen Rummel um seine Person nicht aus der Ruhe bringen.

Das höre ich im Fahrerlager immer wieder, und dieser Eindruck drängt sich auch auf, wenn wir mit Max Verstappen sprechen: Der 18-Jährige wirkt viel reifer als es sein Alter vermuten lassen würde. Er ist von einer bemerkenswerten Gelassenheit. Ex-Formel-1-Fahrer Martin Brundle meint: «Hier ruht einer in sich selber, weil er tiefes Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten hat. Auch das zeichnet kommende Champions aus.»

Max Verstappen hat als 17-Jähriger in der Formel 1 debütiert, und monatelang wurde hitzig darüber diskutiert, ob ein so junger Mann wirklich Grand-Prix-Pilot sein sollte. Die Antwort hat der Sohn des früheren Formel-1-Fahrers Jos Verstappen dann primär auf der Strecke gegeben. Aber auch im Fahrerlager.

Das Alter, Max wird inzwischen seltener darauf angesprochen, ist Verstappen im Grunde völlig schnuppe: «Daran denke ich nicht. Das ist mir einfach nicht wichtig. Die ganzen Vergleiche mit grossen Rennfahrern sind nett, aber meine Leistung muss dennoch stimmen, sonst hört das sehr schnell auf. Alter, das ist doch nur eine Zahl. Es geht darum, ob du bereit bist oder nicht.»

Kritik perlte am jungen Max ab wie an einem gut imprägnierten Regenmantel. «Die Leute können sagen, was sie wollen. Die Formel 1 ist heute eine andere Welt im Vergleich zu früher, als viele der Kritiker selber gefahren sind. Meine Vorbereitung war extrem professionell. Mein Vater war ein Formel-1-Fahrer, und ich habe viel mit ihm über die Ansprüche gesprochen. Schon als kleiner Junge habe ich daran gearbeitet, hierher zu kommen. Und ich war in allen Kategorien in der Regel der Jüngste. Ich konnte mich an diese Rolle also gut gewöhnen.»

Als Teenager in der Formel 1: Vermisst er da nicht manchmal die Dinge, die man in dem Alter normalerweise so macht? «Nein, eigentlich nicht. Alle meine Freunde fahren auch Rennen. Wenn ich zu Hause bin, bin ich mit ihnen zusammen, schaue ihnen zu oder wir fahren zusammen. Das macht riesig Spass. Ich bin kein Typ, der auf dem Sofa sitzt und Fernsehen schaut oder auf Partys geht.»

Seine erste Formel-1-Saison hat Max als Zwölfter abgeschlossen, zum zehntplatzierten Nico Hülkenberg fehlten nur neun WM-Punkte.

Verstappen erklärt: «Ich habe mehr Punkte gesammelt als ich erwartet hatte, es lief also sehr viel besser als ich zu Beginn des Jahres noch geglaubt habe. Ich bin sehr zufrieden damit, denn ich würde auch sagen, dass ich das ganze Jahr über sehr konstant war.»

So verstummten auch die letzten kritischen Stimmen, die den Formel-1-Aufstieg des damals 17-jährigen nach nur 46 Renneinsätzen in den Florida Winter Series, der Formel-3-Europameisterschaft, dem Formula Masters in Zandvoort und dem prestigeträchtigen Macau-GP als gefährlich und verfrüht bezeichnet hatten.

Verstappen betont noch einmal: «Ich habe nie über mein Alter oder den Umstand nachgedacht, dass ich der jüngste Fahrer in der Startaufstellung bin. Du musst einfach nur an dich glauben, und ich tat einfach nur das, was ich schon in der Formel 3 und zuvor im Kart gemacht habe. Der einzige Unterschied war, dass ich in einem deutlich grösseren und stärkeren Auto sass.»

Ferrari-Superstar Fernando Alonso hatte sowieso für die ganzen Kritiker ein Gegenargument: «So eine Entscheidung kann man nicht mit dem Alter verknüpfen. Einer ist mit 16 oder 17 für die Formel 1 bereit, ein anderer erst mit 27, ein dritter überhaupt nie.»

Gleichzeitig sagt Max aber auch: «Natürlich stellt man sich in Frage und denkt – kann ich das schaffen? Aber das passiert in jeder Rennserie. Ich bin sehr entspannt und sagte mir einfach: Mal schauen, was passieren wird.»

«Letztlich ändert sich meine Aufgabe nicht. Du bist alleine da draussen, ob es nun im Kart ist oder im Formel-1-Renner. Der grosse Unterschied dabei: Im Kartsport schreibt vielleicht einer über dich, nun musst du alles 300 Mal erklären.»

Verstappen hat bereits seine Ziele für 2016 umrissen, und die sind nicht unbescheiden: «Du musst dir die Trauben hoch hängen», meint Max. «Ich will hundert Punkte einfahren und einen Podestplatz schaffen.»

Zum Vergleich: Mit 100 Punkten wäre Verstappen 2015 WM-Siebter geworden, geschlagen nur von den Piloten von Mercedes, Ferrari und Williams.

Max geht Schritt um Schritt vor. 2015 wolle er lernen und regelmässig punkten. Für 2016 ist der Besuch auf dem Siegerpodest vorgesehen. Ab 2017 will er in einem siegfähigen Auto sitzen und den ersten Grand-Prix-Triumph einfahren. Und dann will er Weltmeister werden. Unrealistisch ist dieser Fahrplan nicht. Und ein Vorbild hat Max auch schon.

Verstappen meint: «Mir macht Sebastian Vettel Eindruck – er ist schnell, er fährt sauber, er schützt sein Privatleben, es gibt keine Skandale. Es ist wichtig, dass du dich in Ruhe um deine Arbeit kümmern kannst, und Vettel macht dies perfekt. Ich will gleichzeitig auch nie vergessen, woher ich komme und wie glücklich ich mich schätzen darf, dass ich aus meinem Hobby einen Beruf gemacht habe. Ich will entspannt bleiben und die richtigen Menschen um mich herum haben. Und wenn dem mal nicht so sein sollte, holt mich mein Vater gewiss wieder auf den Boden zurück.»

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