Formel 1 in Le Mans – ein GP-Märchen aus Frankreich

Von Mathias Brunner
​Seit Magny-Cours 2008 warten die Franzosen auf eine Neuausgabe ihres Rennens, des ältesten Grand Prix der Welt. Gerüchte über angebliche Pläne, die Formel 1 nach Le Mans zu bringen, sind haltlos.

Seit Jahren versuchen die Franzosen, wieder einen Grossen Preis auf die Beine zu stellen. Aber alle Pläne sind am Geld oder an infrastrukturellen Problemen gescheitert (siehe weiter unten: Frankreich: Visionär wie Didi Mateschitz fehlt).

Seit Tagen kursiert nun, der französische Landesverband prüfe die Möglichkeit, einen Grand Prix in Le Mans durchzuführen und zwar auf dem Bugatti-Kurs, auf welchem auch MotoGP-Rennen durchgeführt werden.

Was an der Geschichte stimmt: Es gab tatsächlich entsprechende Anfragen. Aber Pierre Fillon, Präsident des Automobile Club de l’Ouest (ACO), Organisator des berühmten 24-Stunden-Rennens von Le Mans, kann darüber nur müde lächeln.

Der Franzose sagt in der Zeitung Maine Libre: «Was soll das bringen? Wir müssten 17 oder 18 Millionen Euro investieren und müssten diesen finanziellen Einsatz über die Ticketverkäufe wieder reinholen. Im allergünstigsten Falle kämen wir mit einer schwarzen Null heraus.»

Die Organisatoren sind auf die Formel 1 sowieso nicht gut zu sprechen, seit FIA-Chef Jean Todt nicht verhindern konnte, dass die 24 Stunden von Le Mans mit dem ersten Grossen Preis von Baku kollidieren. Was dem 2015er Le-Mans-Sieger Nico Hülkenberg versemmelt hat, seinen Titel mit Porsche zu verteidigen.

Frankreich: Visionär wie Didi Mateschitz fehlt

Seit dem Aus für den Magny-Cours-GP nach Ausgabe 2008 ist in Frankreich auf Regierungsebene viel geredet worden und wenig passiert. Immer wieder war von einem neuen Projekt im Grossraum Paris die Rede (aufgrund strenger Umweltschutz-Bestimmungen so gut wie unmöglich umzusetzen), dann von der Rückkehr nach Südfrankreich (Fragezeichen in Sachen Infrastruktur).

Stéphane Clair, Geschäftsleiter des Cicuit Paul Ricard, sagt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: «Alles ist möglich. Wir wissen, dass es realistisch ist, bis zu 50.000 Fans pro Tag hierher zu holen. Und es hat Gespräche mit Wirtschaftsminister Emmanuel Macron gegeben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir ein Rennen abwechselnd mit Magny-Cours austragen. Alle Türen sind offen. Aber eine Bedingung gibt es trotzdem – die Zahlen müssen stimmen.»

Die Rennstrecke Paul Ricardo gehört heute einer Familienstiftung von Bernie Ecclestone. Der hatte gehöhnt: «Es gibt einfach keine brauchbare Rennstrecke in Frankreich. Wir sind aus Frankreich weggegangen, weil das Rennen dort keinen Sinn mehr machte. Klar könnte Frankreich wieder ein Rennen haben, aber am alten Ort hat das aber niemanden interessiert.»

Mit dem alten Ort hat der 85jährige Engländer Magny-Cours gemeint.

Ecclestone ist inzwischen klargeworden, dass es in Sachen Frankreich für Magny-Cours fast keine Alternative gibt. Der Engländer hat wiederholt über die rückständige Infrastruktur der Anlage geschimpft. Es ist unvermeidlich, dass der Vertrag zur Rückkehr ins Département Nièvre entsprechende Umbauarbeiten der zentralfranzösischen Strecke bedingen würde. Bei Paul Ricard bleibt das Problem des Verkehrs – die Zufahrtsstrassen sind seit dem letzten Formel-1-WM-Lauf dort im Jahre 1990 kaum geräumiger geworden.

Der Sozialist Patrick Kanner, Minister für Jugend und Sport, sagte gegenüber den Kollegen des Canal+: «Der Grosse Preis von Frankreich ist ein kompliziertes Dossier. Es gibt zwei potenzielle Kandidaten, Le Castellet und Magny-Cours. Unsere Regierung ist bereit, ein solches Projekt zu unterstützen, allerdings zu Konditionen, die noch definiert werden müssen. Ein Grand Prix, das bedeutet mindestens 20 Millionen Euro, und für eine gesunde Abschlussrechnung muss man das richtige Rezept finden.»

Viele Fans in Frankreich kommen zum ernüchternden Schluss: Ohne einen französischen Didi Mateschitz (der mit seinem Red Bull Ring die Formel 1 nach Österreich zurückbrachte) wird in Frankreich wenig vorwärtsgehen.

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