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Langbahnrennen besser machen – Geht das? Teil 2

Von Rudi Hagen
Enge, spannende Rennen wie hier in Rastede wollen viele Besucher von Langbahnrennen sehen

Enge, spannende Rennen wie hier in Rastede wollen viele Besucher von Langbahnrennen sehen

Unsere kleine Serie zur möglichen Verbesserung des Langbahnsports beschäftigt sich heute mit den Fahrerfeldern von Gras- oder Sandbahnrennen. Was könnte man hier tun, um auf Dauer mehr Publikum an die Bahnen zu locken?

Müssen Langbahnrennen eigentlich immer so lange dauern? Manche Rennen beginnen mittags um 13 Uhr und enden gegen 18 Uhr oder noch später. Fünf Stunden Rennveranstaltung, wobei die reine Fahrtzeit bei 30 Läufen so ungefähr bei 45 Minuten liegt, wenn es hoch kommt. Dazwischen liegen mehr oder minder ausgiebige Bahndienste und sonstige Rennpausen.

Das schmeckt nicht jedem oder anders gesagt, das schreckt den einen oder anderen ab, noch einmal ein Bahnrennen zu besuchen oder dafür Mundpropaganda zu machen. Wenn man die Zuschauerinnen und Zuschauer einteilt in die Campingklasse, damit sind diejenigen gemeint, die schon ein oder mehr Tage im Voraus anreisen und das Leben an der Bahn mit dem ganzen Drumherum einfach nur genießen wollen, egal, wie lange es dauert und dann die Fans, die sich für das reine Rennen interessieren und bei denen der Zeitfaktor für Hin- und Rückreise eine große Rolle spielt und letztlich das Zufallspublikum, welches keine große Ahnung vom Bahnsport hat und sich einfach nur mal auf so ein Event in der näheren Umgebung freut, dann sind die Interessen natürlich verteilt.

Die Camper haben es unbestritten am besten, aber um sie geht es nicht, denn sie kommen meistens zu ihrem Recht. Auch wenn mehr Zug in die Events kommt, für sie bleibt immer noch viel Genuss übrig. Denken wir an das übrige Publikum. Die Fans oder die es werden könnten, die das sehen wollen, was den Reiz des Sports ausmacht, den sportlichen Vergleich in einem übersichtlichen Wettkampf, denen könnte man ein, zwei oder drei verschiedene Rennklassen anbieten.

Zum Beispiel I-Solo, I- oder B-Seitenwagen und B-Solo. Das legendäre englische Grasbahnrennen «Ace of Aces» (bis 1997), veranstaltet vom leider viel zu früh verstorbenen Ian Barclay, kannte nur zwei Klassen: I-Solo (links herum) und 1000er Seitenwagen (rechts herum). Einfach nur Extra-Klasse.

Gibt es derartiges heutzutage bei uns? Sicher.

Nehmen wir das diesjährige Beispiel Langbahn-WM-Challenge in Scheeßel. Die Verantwortlichen beim MSC Eichring wussten, dass man bei der FIM davon ausgeht, ein Prädikat dieser Form dürfe nur drei bis höchstens vier Stunden dauern. Es ging dann auch Schlag auf Schlag: 22 Läufe, davon 18 mal I-Solo Challenge und vier Läufe Rahmenprogramm. Ob es hier ausgerechnet Mädels auf Enduros sein mussten, darüber kann man durchaus geteilter Meinung sein. Aber die Veranstaltung war übersichtlich, die Challenge-Läufe standen absolut im Vordergrund und allen auf den Rängen blieb der sportliche Spannungsbogen erhalten. Nach dreieinhalb Stunden war Siegerehrung.

Der Langbahn-GP im niederländischen Roden lief nach dem gleichen Schema ab: 18 Läufe I-Solo und viermal Junioren C mit ihren 250 ccm Maschinen. Sie schafften es fast, in drei Stunden fertig zu sein.

In Vechta ließ man die Jugend am Nachmittag fahren und am Abend sah ein großes Publikum 22 Läufe, davon 18 mal Team-WM und viermal Internationale Gespanne.

Ebenfalls in den Niederlanden wurde das EM-Finale bei den Seitenwagen ausgetragen. In Eenrum fuhren die Gespanne wie auch eine hochklassig besetzte internationale Soloklasse je zehn Läufe mit je acht Vorläufen und danach je B- und A-Finale. Eine Reihe von zum Teil bösen Stürzen brachten hier aber den Zeitplan ziemlich durcheinander.

Aber so kann es laufen bei Gras- und Sandbahnrennen, Unfälle gehören zum Motorsport leider dazu. Alle beteiligten Clubs bemühen sich dabei, dass Risiko für die Aktiven zu minimieren, vor allem durch verantwortungsvollen Bahndienst, wodurch sich die Rennen dann auch mal länger hinziehen können, als vorher geplant.

Man kann natürlich einwenden, dass bei der Reduzierung auf nur zwei Klassen die Vielfalt auf der Strecke bleibt. Was ist mit der Jugend, den B-Lizenzlern und den Oldies? Die Einwände und Fragen sind berechtigt.

Nehmen wir das Beispiel Rastede. Der AC Rastede ist in all den Jahren immer ganz gut mit seiner Strategie, am Samstag und am Sonntag Rennen im superschönen Schlosspark anzubieten, ganz ordentlich gefahren. In diesem Jahr sollten es am Samstag 27 Läufe sein, 24 mal EVLS und dreimal Enduros mit einer Reihe von eigenen Clubfahrern und am Sonntag sollten 24 Läufe auf der schnellsten Grasbahn der Welt folgen, neunmal I-Solo, dann die Läufe zum Bahnrekord und je siebenmal I-Seitenwagen und B-Solo. Das Wetter am Samstag wirbelte zwar den Zeitplan etwas durcheinander, aber man schob die ausgefallenen Läufe einfach am Sonntag dazwischen. Mehr als 3000 Zuschauer wurden gut unterhalten und blieben bis zum Ende.

Beim AMSC Lüdinghausen steht eigentlich immer der Spaßfaktor im Vordergrund des Vatertagsrennens. Ein Großteil des Publikums kommt zum «Abfeiern» an den Westfalenring, da tritt der sportliche Wettkampf eher in den Hintergrund. Traditionell dabei sind auf der Hochgeschwindigkeitsbahn die Internationalen Solisten und Seitenwagen, die B-Solos, die in der Gegend sehr beliebten Enduros und 1000er-Gespanne aus England. Zuletzt waren auch Oldie-Gespanne zur Gaudi des Publikums am Start. Das passt.

In Schwarme stand der Bahnpokal in der Seitenwagenklasse eigentlich als Prädikat obenan, aber der Renntag «verfusselte» sich aufgrund der Klassenvielfalt und daraus resultierenden 38 Läufe, sowie der andauernden Forderungen von Fahrern und Teams, mehr Bahndienste zu machen. So wurde es ein langer Nachmittag.

Was ist nun richtig und was ist falsch? Wir wollen hier Raum für Diskussionen bieten. Schreiben sie uns ihre Meinung dazu.

Fortsetzung folgt.

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