Wirbel in der IDM: Das Chaos war vorhersehbar

Kolumne von Günther Wiesinger
IDM Paddock am Red Bull Ring: Hickhack

IDM Paddock am Red Bull Ring: Hickhack

Der Internationalen Deutschen Meisterschaften laufen die Veranstalter davon. Teams und Fahrer haben die Nase voll.

Auf Neudeutsch kann man es getrost als «shit storm» bezeichnen, der jetzt über die neuen IDM-Promoter Motor Events hereingebrochen ist.

 

Unverständlich ist diese Empörungswelle bei den Clubs, Teams, Fahrern, Sponsoren und Herstellern nicht. Wenn im März erst sechs von acht geplante Schauplätze und Termine fix sind und sich die Herren Sepp Meier, Sepp Hofmann und Bert Poensgen dann wundern, wenn auf einer Website wie SPEEDWEEK.de kein Jubelgesänge angestimmt werden, dann hat hier jemand die Grundsätze des Motorsports nicht restlos verstanden.

Der Fisch stinkt meistens am Kopf. In diesem Fall ist das der deutsche Verband DMSB, der die IDM in jahrelanger Mühsal mit grossteils unverständlichen Reglements, seltsamen Klassenanordnungen, dilettantischen Vermarktern, überforderten IDM-Funktionären und jugendlichen DMSB-Repräsentanten an die Wand fuhr.

Die Internationale Deutsche Motorrad Meisterschaft wurde auf die Hersteller massgeschneidert, nicht zum Wohle des Sports und der Rennfahrer. Kamen früher fast alle GP-Fahrer aus der IDM 125, IDM 250 oder IDM 350, so stammen sie heute oft aus privaten Initiativen wie MotoGP Academy, Red Bull Rookies Cup oder ADAC-Junior-Cup.

Jüngstes Beispiel: Philipp Öttl bestritt 2012 als Sprungbrett für die Moto3-WM lieber die Spanische als die Deutsche Meisterschaft. IDM Moto3? Ein Jammer. IDM Moto2 nach vier WM-Jahren? Fehlanzeige.

Der DMSB ärgerte Teams und Fahrer ewig mit Hick-Hack zum Thema Salzburgring, den die Aktiven längst als zu gefährlich gebrandmarkt hatten. Schleiz, Red Bull Ring, Nürburgring – lauter weitere Streitpunkte. Das Rennen in der Eifel wurde abgesagt; der Termin in der Steiermark wurde zuerst gestrichen, jetzt ist für 23. Juni wieder ein Rennen geplant. «Zu weit weg», klagt Yamaha-Teamchef Michael Galinski.

Motor Events: Gibt es Unvereinbarkeiten?

Ob der Deal des DMSB mit Motor Events der Weisheit letzter Schuss war, mögen die Experten wie Galinski besser beurteilen als ich.

Ich betrachte mich nur als aufmerksamen Beobachter der Szene. Und als solcher weiss ich immerhin, dass es in der IDM Superbike heftige Zerwürfnisse zwischen Galinskis Yamaha-Team und der BMW-Truppe von alpha Racing gab. Die Bayern warfen Galinski illegale Motoren vor, als dessen Team die Meisterschaft gewann

Der alpha Racing-Rennstall gehört zufällig den Motor-Events-Chefs Meier und Hofmann. Sie betreiben auch den EuroSpeedway Lausitz, wo Bert Poensgen Geschäftsführer ist. Poensgen wiederum war jahrelang Marketing- und Vertriebschef von Suzuki Deutschland und leitete in dieser Funktion erfolgreiche IDM-Superbike-Teams. Für die Vertreter von Kawaski und Yamaha, Honda, Ducati und Aprilia mag er vielleicht deshalb heute noch als Feindbild gelten.

Dass es auf Grund dieser Gegebenheiten in der neuen Konstellation regelmässig zu Animositäten kommen würde, hätten sich Michael Steiner und seine DMSB-Mannen von vornherein ausmalen können.

Und wenn die Motor Events-Chefs als IDM-Promoter heute mit Rennstreckenbetreibern verhandeln, mit denen sie wegen ihrer Lausitzring-Geschäftstätigkeit das ganze Jahr über im Wettbewerb stehen, sind diese Verhandlungen vielleicht mitunter auch etwas delikat.

Vielleicht sind die Hintergründe der IDM-Misere aber viel banaler. Vielleicht lässt sich die IDM in diesem Format gar nicht vermarkten. Oder vielleicht kann so eine internationale Rennserie nicht als Drittjob promotet werden.

Und vielleicht müssen sich die Schreibtischtäter des DMSB irgendwann fragen, warum in Grossbritannien, Spanien und Italien die Meisterschaften besser florieren.

Wissen die Funktionäre in diesen Ländern vielleicht, was sie tun?

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