Donald Trump: 100 % Zoll für Motorräder aus der EU?
Weil die Europäer seit 20 Jahren keine Hamburger mit amerikanischen Beef verspeisen, soll jetzt die Motorradindustrie bluten – 100 Prozent Zoll für Bikes aus Europa bis 500 ccm?
Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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"America First." Unter dieser Devise will der neue republikanische US-Präsident Donald J. Trump (Slogan: "Make America great again") neue Zollschranken für alle möglichen Branchen und Produkte errichten, um die heimischen Firmen zu schützen und die Importe ausländischer Waren zu erschweren.
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So sollen Autofirmen wie BMW, die keine Werke in den USA betreiben, künftig Zollgebühren von 30 Prozent auf alle nicht in den USA gefertigten Fahrzeugen bezahlen. Für die Motorradindustrie in Europa könnte es noch schlimmer kommen. Motorisierte Zweiräder mit Hubräumen zwischen 50 bis 500 ccm aus Europa sollen mit 100 Prozent Zoll belegt werden!
Da Firmen wie Triumph, BMW und Ducati keine Motorräder mit weniger als 500 ccm verkaufen, wäre von dieser neuen Schnapsidee in erster Linie die österreichische KTM Motorcycles betroffen, die im Jahr 2016 inklusive der Zweitmarke Husqvarna erstmals 200.000 Einheiten verkaufte. Dazu die Piaggio Group mit ihren Rollermarken.
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Der europäische Motorrad Industrie Verband (ACEM) vertritt die Marken Kawasaki, Yamaha, Honda, Suzuki, Ducati, BMW, KTM, MV Agusta, die Piaggio Group, Polaris, Bombardier und Peugeot Scooters und hat bereits heftig gegen diese geplante Maßnahme protestiert.
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Experten sprechen von einem Willkürakt. John Hinz, President von KTM North Americ Inc. in Murrieta/Kalifornien, vertritt für die KTM Group auch die Marken Husqvarna und WP Suspension, er hat bereits mit dem Zusperren der US-Niederlassung von KTM gedroht.
Dieser Vorschlag kam von der Fleischindustrie an die Trump Administration und gilt als Vergeltung für die Weigerung der EU-Länder, den Import von US-Beef nach Europa zuzulassen. Das hört sich auf den ersten Blick verrückt an, nicht wahr?
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Was hat ein Enduro- oder Motocross-Motorrad von KTM oder ein Vespa-Roller mit dem internationalen Zwist über Beef zu tun? Ja, die Fleischindustrie in den USA und die US Beef-Lobby verlangt jetzt eine 100-prozentige Verkaufssteuer auf europäische Motorräder unter 500 ccm Hubraum. Dadurch würden sich die Preise der betroffenen Motorräder über Nacht verdoppeln. Die Ursache: Seit 20 Jahren ist der Verkauf von US-Beef in der EU verboten, weil es nicht den europäischen Standards entspricht und teilweise mit Hormonen verseucht sein soll. Seit 2009 existieren ein paar Ausnahmen für speziell produziertes Beef, das den EU-Standards entspricht. Aber das Weiße Haus sagt: "Diese Maßnahme hat kaum Auswirkungen gezeigt."
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Die World Trade Organization (WTO) stellte schon 1998 fest, dass dieses Beef-Exportverbot nach Europa keinen wissenschaftlichen Hintergrund habe und deshalb den WTO-Verpflichtungen des freien Handels widerspreche. Aus diesem Grund hat die US-Beef-Lobby jetzt eine Liste von möglichen Vergeltungsmaßnahmen auf den Tisch gelegt – die Bestrafung der Motorradindustrie ist ein Teil davon. Großteils betrifft die Liste aber Lebensmittel – Fleisch, Käse, Tierprodukte, Früchte, Fruchtsäfte, Mineralwasser und so weiter. Motorräder wie die rund 5500 US-Dollar teure KTM RC390 mit dem 373-ccm-Einzylinder-Viertaktmtoor würden also $ 11.000.– kosten. Neben KTM wären in erster Linie Husqvarna und die Rollerhersteller Piaggio und Vespa betroffen. Der US-Motorradmarkt müsste dadurch einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen. KTM, momentan in der Supercross-WM an der Spitze, spielt im amerikanischen Offroad-Sport eine überragende Rolle, die US-Markt ist ein Schlüsselmarkt für die Oberösterreicher.
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Die American Motorcycle Association (AMA) hat bereits einen geharnischten Protest verschickt. "Die Konsumenten werden keinen Zugang mehr zu gewissen Modellen haben, die im Wettbewerb oder für die Freizeit eingesetzt werden und die zum Lifestyle und Wohlbefinden Millionen amerikanischer Familien beitragen", heisst es in diesem Statement. Das "Office of United States Trade Representatives" hat eine Website eingerichtet, um Kommentare der Betroffenen zu sammeln, aber sie wurde am 30. Januar geschlossen. Trotzdem besteht die Hoffnung, dass die Vorschläge der Beef-Industrie nicht umgesetzt werden. Aber die Amerikaner sind hellhörig. Denn in der Autoindustrie ist so ein Vorfall bereits passiert. Wer erinnert sich noch an die "Chicken tax"? 1963 wurde das Geflügel aus den USA in Europa stark besteuert, als Gegenmaßnahme brummten die Amerikaner den Nutzfahrzeugen aus Europa eine 25-Prozent-Zusatzsteuer auf – Volkswagen war der Leidtragende. VW zog sich in Amerika aus diesem Markt zurück. Nissan und Toyota bauten in den Vereinigten Staaten eigene Fabriken, um dieser Steuer zu entgehen.
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Werden künftig auch Roller und Motorräder mit weniger als 500 ccm in Amerika produziert werden? Das ist unwahrscheinlich. Bei KTM werden die preiswerten Modelle von Bajaj in Indien gefertigt... In Amerika liessen sich diese Bikes nicht kostengünstig genug herstellen.
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