Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Kilometerfresser-Girls: Unentschieden nach 7400 km

Von Rolf Lüthi
Mit einem Schnitt von mehr als 1800 Kilometer pro 24 Stunden rauschten zwei Motorradfahrerinnen vier Tage lang über die Highways Europas. Das Duell der Kilometerfresserinnen endete unentschieden.

Am Donnerstag, 8. Juni um 20 Uhr, starteten Rebekka Senger und Angie Watelet zu einer Motorradtour durch Europa: Genua – Gibraltar – Lissabon – Madrid – Paris –London – Amsterdam – Frankfurt und zurück nach Zürich, eine Strecke von rund 7400 km. Watelet fuhr los Richtung Frankfurt, Senger Richtung Genua, die beiden Kilometerfresser-Girls fuhren die identische Strecke also nicht in gleicher Richtung. Für 7400 km plant man als Motorradfahrer mindestens zwei Wochen ein, der Durchschnitts-Motorradfahrer fährt diese Distanz in zwei bis drei Sommern. Senger und Watelet standen nach etwas mehr als vier Tagen wieder am Ausgangspunkt, dem Biergarten in Zürich. Denn den beiden ging es nicht um Tourismus und Sightseeing, sondern um die Qualifikation für den Weltrekordversuch am 6. Mai 2018: Dann sollen je eine Fahrerin aus den USA, Russland und Europa die Welt auf der kürzesten Route umrunden. Der Weltrekord des Schweizers Urs «Grizzly» Pedraita steht bei 16 Tagen für 21.741 km.

Die beschriebene Tour hätte dazu dienen sollen, die europäische Fahrerin zu bestimmen. Doch Senger und Watelet zeigten so überzeugende Leistungen, dass sich Organisator und Weltrekordhalter Grizzly nicht entscheiden konnte. Für Senger wäre die Reise eigentlich schon vor Genua zu Ende gewesen, als ihre Victory mit Totalausfall der Elektronik stehen blieb. Grizzly brachte ihr in einer Nachtaktion ein Ersatzmotorrad. Senger verlor durch diesen Defekt sechs Stunden Fahrzeit, die sie nur teilweise wieder aufholen konnte. Watelet managte ihren Vorsprung taktisch geschickt, verpasste es aber, sich Madrid gemäß Reglement auf 50 km zu nähern. Banalitäten, die angesichts der Leistung der beiden Frauen in den Hintergrund treten: Die kleingewachsene Senger fuhr einen großen Teil der Distanz auf einem Motorrad, dessen Ergonomie für sie völlig unpassend war, Watelet ritt eine Serien-Harley, deren einzige Modifikation aus der Montage einer Zubehör-Windschutzscheibe bestand.

Grizzly fing die beiden Girls am Ortsrand von Zürich ab, und so fuhren sie zu dritt wieder am Biergarten in Zürich ein. Dort gab er seine Entscheidung bekannt: Senger ist für den Weltrekordversuch gesetzt, Watelet kann sich innerhalb der nächsten 20 Tage entscheiden, ob sie als zweite europäische Fahrerin auf den Ritt um die Welt starten will.

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