Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Marcel Gerhard (60) feiert: 1. Schweizer Weltmeister

Kolumne von Christian Kalabis
So kennen wir Marcel Gerhard (re.): Was können wir besser machen?

So kennen wir Marcel Gerhard (re.): Was können wir besser machen?

«Ich war nie der beste Fahrer, also musste ich das beste Motorrad haben.» Marcel Gerhard war von Anfang an ein Tüftler. Der Schweizer brachte es als Fahrer und später als Tuner zum WM-Titel, heute wird er 60 Jahre alt.

Mit erst 24 Jahren begann der Schweizer Marcel Gerhard mit dem Bahnsport , nachdem er einige Jahre Motocross-Rennen bestritt. Da es in der Schweiz kaum eine Möglichkeit gab Bahnsport auszuüben, sah er sich gezwungen nach Deutschland überzusiedeln. Also heuerte er als Lehrling bei Otto Lantenhammer im bayerischen Moosmühle an. Neben der Arbeit in der Werkstatt fungierte Gerhard auch als Testfahrer für den Meister-Tuner. So hatte er bereits in der B-Lizenz immer Spitzenmaterial zur Verfügung und es wunderte keinen, dass er bereits 1980 auf der schnellen Sandbahn in Harsewinkel Vize-OMK-Pokalsieger wurde.

Dennoch dauerte es, 1986 hatte er bereits die Bronzemedaille gewonnen und 1990 nur knapp den Titel verpasst, zwölf Jahre, bis er 1992 in Pfarrkirchen Sandbahnweltmeister wurde. Gerhard war zu dieser Zeit längst von Lantenhammer weg und versuchte sich als selbstständiger Tuner. Sein Weltmeistertitel war die präzise Umsetzung all’ seiner Erkenntnisse und Fakten, die er in seiner langen aktiven Zeit gesammelt hatte. Marcel Gerhard war einer der Ersten, der auf liegend eingebaute Motoren setzte und die Schwinggabel verwendete. Das Outfit des ganzen Teams war bereits einheitlich und Marcel war auch einer der ersten, der einen Kevlar-Rennanzug trug.

Der Schweizer hatte einen Physiotherapeuten, zwei Mechaniker, einen PR-Mann, und Luis Vallejos als «Testfahrer» im Finale dabei. Und sogar Alois Wiesböck als Starttrainer gewonnen, um seine einzige Schwäche zu verbessern. Während alle Gegner (bis auf Uwe Gessner) mit GM- und Jawa-Aggregaten an den Start rollten, vertraute der Schweizer auf Godden-Triebwerke aus England. Nicht weniger als fünf Motorräder testete er eine Woche vor dem Finale in Berghaupten und zog sich dabei eine Schlüsselbeinfraktur zu. Das hinderte ihn aber nicht, den WM-Titel fast unangefochten zu gewinnen.

Motorentests statt WM-Feier

Auf die FIM-Ehrung in den USA verzichtete Gerhard, weil er mit und auf Godden in England zwei Rennen bestritt und bei Don zwischendurch neue Aggregate testete, worauf er in britischen Medien las «FIM will Gerhard WM-Titel aberkennen, weil er nicht zur Feier kam».

1993 wurde Gerhard in Mühldorf erneut WM-Dritter, nach der Saison 1996 beendete der Frauenfelder seine Rennfahrerkarriere und widmete sich bis heute dem Motoren-Tuning.

Neben den Weltmeistern Kelvin Tatum und Gerd Riss vertrauten eine ganze Reihe Spitzenfahrer auf die Tuningkünste des Schweizers, der längst auf GM-umgestiegen ist. So auch Joonas Kylmäkorpi, mit dem er viermal Langbahn-Weltmeister wurde und der die laufende Serie anführt.

Seit diesem Jahr sind von Gerhard komplette Eigenbau-Motoren GTR zu bekommen, die er zusammen mit der Schweizer Firma Suter entwickelt hat und baut. Der englische Speedway-GP-Fahrer Chris Harris testet diese regelmäßig.

Herzlichen Glückwunsch an den kleinen aber ganz Großen Schweizer Marcel Gerhard.

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