Martin Smolinski sagt ab – Teammanager fährt selbst
Leicht hat es sich Martin Smolinski nicht gemacht: Nach seinem Sturz beim Langbahn-GP in Scheeßel Ende August sagte er zunächst Berghaupten und dann auch die Veranstaltung in Cloppenburg ab, um sich zu schonen. Hüfte, Becken und speziell die Muskulatur schmerzen noch immer, zudem plagt den 40-Jährigen eine Entzündung. Nun folgte die Absage für das Unternehmen erfolgreiche Titelverteidigung bei der Langbahn-Team-WM in Vechta.
Viele Optionen hatte Jörg Tebbe in seinem ersten Jahr als Teammanager nicht: Erik Riss erkrankt, Daniel Spiller verletzt – und nun fällt auch noch Smolinski aus! Tebbe, ganz Sportsmann und seit vielen Jahren immer da, wenn die Nationalmannschaft ihn brauchte, berief kurzerhand mit dem verbleibenden Team eine Telefonschalte ein und nannte die bestehenden Möglichkeiten. Einstimmig fiel die Entscheidung, dass Jörg Tebbe Smolinskis Platz einnehmen soll. Neuer Kapitän des deutschen Nationalteams, zu dem auch Stephan Katt und Mario Niedermeier gehören, wird Lukas Fienhage. Den Posten des Teammanagers übernimmt in diesem Jahr Joachim Ohmer.
«Unsere Chancen sind durch Martins Absage natürlich nicht größer geworden», resümiert Tebbe. Der 46-Jährige war bei der 2007 erstmals ausgetragenen Weltmeisterschaft unter Teammanager Josef Hukelmann vier Jahre lang Stand-by-Fahrer, teilweise sogar im Hintergrund mit dabei, sollte einer der vier Nominierten ausfallen. 2011 kam in Scheeßel Tebbes erster Einsatz – und gleichzeitig seine erste Goldmedaille. Diesen Erfolg wiederholte der zweifache Familienvater in den Jahren 2012 und 2014.
2018, zur Team-WM im französischen Morizes, war die Not im deutschen Lager aufgrund von Absagen und Verletzungen ähnlich groß wie in diesem Jahr. Teammanager Josef Hukelmann erwog sogar kurzfristig die Absage. Tebbe war es schließlich, der Hukelmann beschwor: «Das können wir nicht machen! Das ist nicht fair den anderen Nationen gegenüber.» Die Häme der Fans war seinerzeit groß über das Rumpfteam mit den beiden Nationalmannschafts-Debütanten Danny Maaßen und Jens Benneker, denen kaum jemand etwas zutraute. Doch sie sowie Kapitän Jörg Tebbe und der damals gerade 18-jährige Lukas Fienhage belehrten viele eines Besseren und holten Bronze. Tebbe wuchs vor sieben Jahren in Morizes über sich hinaus – sportlich wie menschlich.
«Ich bin für alles offen. Wenn ich gebraucht werde, stehe ich bei Fuß», sagte Tebbe nun dem Langbahn-Nationalteam 2025. Er wird gebraucht: Mit seiner ganzen Erfahrung, seiner ruhigen und besonnenen Art, aber auch seinem Ehrgeiz, wenn er aufs Bike steigt. «Wir wollen in Vechta das Bestmögliche herausholen», betont Tebbe vor seinem zehnten Nationalmannschaftseinsatz. «Das sind wir auch dem Veranstalter und dem Publikum schuldig.» Letzteres darf in Vechta trotz des stark dezimierten Deutschland-Teams viel erwarten. Großbritannien, Frankreich, Dänemark, Tschechien, Finnland und die Niederlande haben allesamt ihre Besten aufgestellt und dürften heiß darauf sein, die Vormachtstellung des zehnfachen Team-Weltmeisters Deutschland zu durchbrechen. Bei den Deutschen fährt, wie 2018, auch ein bisschen Galgenhumor mit, wie der – kurzfristig – wieder abgesetzte und durch Joachim Ohmer ersetzte Teammanager Jörg Tebbe zu sagen weiß: «Wir können am Samstag mit hoffentlich so viel Spaß wie 2018 die Sache angehen. Auch damals hatten wir nichts zu verlieren – und keiner hatte uns auf der Rechnung.»
Die Aufstellungen:
Dänemark: Kenneth Kruse Hansen, Jacob Bukhave, Patrick Kruse; Teammanager: Svend Jacobsen
Finnland: Tero Aarnio, Henri Ahlbom, Jesse Mustonen; Teammanager: Toni Nevanperä
Tschechien: Jan Macek, Jan Hlacina, Hynek Stichauer; Teammanager: Zdenek Schneiderwind
Deutschland: Lukas Fienhage, Stephan Katt, Mario Niedermeier, Jörg Tebbe; Teammanager: Joachim Ohmer
Niederlande: William Kruit, Mika Meijer, Dave Meijerink, Romano Hummel; Teammanager: Patrick Roth
Großbritannien: Chris Harris, Zach Wajtknecht, Andrew Appleton, Cameron Tayler; Teammanager: Mitch Godden
Frankreich: Mathias Tresarrieu, Jordan Dubernard, Tino Bouin, Anthony Chaffour; Teammanager: Laurent Sambarrey