KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Wieso Dominique Aegerters Platz bei MV Agusta wackelt

Von Günther Wiesinger
Domi Aegerter

Domi Aegerter

Dominique Aegerter fährt seit Monaten mit der Belastung, dass seine Zukunft nicht geklärt ist. Es wird seit einer Ewigkeit über die Mitgift für die kommende Moto2-Saison bei Forward verhandelt.

Inzwischen hat sein junger Teamkollege Stefano Manzi Dominique Aegerter bei MV Agusta den Rang abgelaufen. Und das Team teilte ihm mit, es gäbe einen jungen Italiener, der ihm mit einem Haufen Geld den Platz bei Forward streitig machen will. Aber das ist nicht einmal die halbe Wahrheit: Denn es geht um den Haudegen Simone Corsi, der zu Forward zurückkehren will.

Aegerters neuer Manager Oliver Imfeld kann also bisher keinen Erfolg verbuchen. Er kam in dieser heiklen Phase zu keinem Übersee-Rennen. «Er war bei allen Europa-Rennen dabei», meinte Aegerter lakonisch. Begeistert wirkte er dabei nicht.

«Der einzig freie Platz in der Moto2-WM ist bei Forward und jetzt wieder bei Ajo», betonte Aegerter. Doch im Red Bull Ajo-Team braucht sich Aegerter keine Illusionen machen, denn dort kommt entweder der zweifache Weltmeister Johann Zarco zum Zug oder ein vielversprechendes Talent, das neben Jorge Martin (Platz 3 in Japan, Platz 2 in Australien) aufgebaut wird. Ein 29-jähriger Haudegen, der in zehn Moto2-Jahren einen Sieg eingefahren hat, passt bei Ajo nicht ins Konzept.

«Ja, die Chance bei Ajo ist sehr, sehr klein», räumte Aegerter ein. «Wir brauchen Partner, dass wir in der Moto2 mit MV Agusta bleiben können. Bisher haben wir die gewünschte Summe noch nicht gefunden.»

Den erforderlichen Betrag will Aegerter nicht verraten, aber er lag vor einem Jahr bei 300.000 bis 350.000 Euro und daran wird sich nichts geändert haben. «Ich darf leider keine Zahlen verraten», seufzte der Eidgenosse.

Aegerter sieht, dass Manzi schon zwei Top-Ten-Plätze errungen hat. «Das zeigt, dass wir in der Verfassung sind, schnell zu fahren. Stefano ist in Australien ein perfektes Rennen gefahren und hat nur zehn Sekunden auf den Sieger verloren», ist Aegerter bewusst. «Er hat gegen Baldassarri und Márquez gekämpft. Manzi war auf Phillip Island in allen Trainings gut dabei. Aber ich habe nicht gemerkt, dass das Bike besser funktioniert hätte als auf anderen Strecken. Manzi hat schon vor acht, neun Rennen einen kleinen Sprung gemacht, seither ist er immer etwas schneller als ich. Wenn neue Teile von MV Agusta gekommen sind, haben sie ihm besser gepasst als mir. Das waren Teile für das Chassis und die Aerodynamik. Wir haben auch beim Gewicht einiges reduziert.»

Fakt ist aber auch, bei MV Agusta wird zwar bei CRC in der Entwicklungsabteilung gearbeitet, aber bei Kalex, KTM und Speed-up herrscht natürlich auch kein technischer Stillstand. Deshalb tummelt sich Aegerter seit dem Katar-GP in den Trainings konstant um Platz 25.

«Ja, ich habe mich im Lauf der Saison nicht verbessern können, ich bin eher gleich geblieben, eher habe ich mich sogar verschlechtert, wenn man meine Performance mit jener von Manzi vergleicht», lautet die selbstkritische Bilanz des Rohrbachers.

«Für mich ist klar, dass MV Agusta einen guten Job macht. Es wundert mich, mit wie viel Aufwand sie an diesem Motorrad arbeiten. Sie bringen jedes Wochenende neue Teile. Sie investieren in die Aerodynamik und kümmern sich um die Gewichtsreduktion und andere Details. Am Jahresbeginn hatten wir die Basis vom Suter-Chassis. Jetzt wird alles von CRC gebaut. Aber es fehlt immer noch an der Beschleunigung. Ich bin ja auch nicht der Leichteste, ich bin ca. 5 kg schwerer als Manzi. Das markt man, aber das ist nicht extrem. Marini und Baldassarri sind auch ähnlich schwer.»

Welche Ausweichmöglichkeiten hat Aegerter, falls sich Forward mit Simone Corsi einigt? Gibt es eine Deadline? «Ich habe mir keine Frist gesetzt. Aber wenn es in der Moto2 nicht klappt, kommt die MotoE in Frage. Oder ich kann Testfahrer werden. Wo das wäre, kann ich noch nicht sagen. In der Supersport-WM haben wir auch Kontakte zu Teams. Aber dort muss man auch zwischen 150.000 und 300.000 Euro mitbringen.»

In der MotoGP-Klasse sind alle Testteams voll besetzt, außerdem wird kein Werk einen Fahrer nehmen, der keine MotoGP-Erfahrung hat. In der Superbike-WM existieren keine Testteams, in der Moto2 auch nicht.

Aegerter: «Wenn wir in den nächsten Tagen noch ein paar Partner finden, kommen wir vielleicht mit Forward-Teamchef Giovanni Cuzari klar.»

Die Schweizer Firmen wie Lanz-Anliker, iXS, Straubhaar, Motoscout24 und Hoppler sind bei Aegerter auf jeden Fall auch 2020 wieder mit von der Partie.

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