Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Anthony West: Nach elf Jahren wieder siegreich!

Von Günther Wiesinger
Anthony West debütierte 2001 im GP-Sport, in Assen feierte er seinen zweiten GP-Sieg. Damit zeigte der 32-Jährige, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört.

Anthony West zählt mit 32 Jahren zu den wahren Haudegen der Moto2-Weltmeisterschaft. Er fährt das dritte Jahr im QMMF-Team des katarischen Verbands und das zweite Jahr eine Speed-up. Im Regen von Assen feierte er am Samstag seinen zweiten GP-Sieg. Elf Jahre zuvor war er an gleicher Stelle siegreich.

Fast 15 Jahre hat West schon in der GP-Szene verbracht. Ihn kann nichts mehr aus der Ruhe bringen. Er ist bei Kiefer Racing die 250er-WM gefahren, bei KTM die 250er-Werksmaschine, dann bei Kawasaki die Werks-MotoGP-Rakete, zwischendurch kamen siegreiche Gastspiele in der Supersport-WM.

Einmal hat er einen 250-ccm-GP gewonnen – in Assen auf Aprilia. Vor elf Jahren. Nun siegte er im Moto2-Rennen von Assen. Das GP-Debüt liegt eine Weile zurück – Welkom/Südafrika 2001.

Inzwischen hat West 211 Grands Prix hinter sich gebracht. Acht Podestplätze hat er verbucht: drei in der Moto2-Klasse, fünf in der 250er-WM. Aber zwei Moto2-Podeste hat er wegen einer Dopingaffäre verloren. Nur der Sieg 2014 in Assen bleibt ihm.

Inzwischen hat West mehr als 800 WM-Punkte gesammelt. Nur ein Moto2-Gegner hat mehr GP-Läufe bestritten – Alex De Angelis (30) hat 238 absolviert.

«Der GP-Sport schaut im Fernsehen immer nett und glamourös aus», schildert West, dessen langjährige Freundin jetzt mit Dovizioso liiert ist. «Aber zwischen den Rennen erlebe ich oft eine schwierige Zeit. Wenn ich ganz allein in Europa bin. Auf der Rennstrecke ist alles einfach für mich. Aber ich bin das ganze Jahr in Europa. Weit weg von daheim. Dann ist alles sehr mühsam und hart.»

Vor ein paar Jahren hatte West eigentlich schon aufgehört. «Ich hatte komplett abgeschlossen mit dem Rennsport», erzählt er.

Warum? «Ich wurde von Teams betrogen, der Lifestyle in der Ferne, viele Sponsoren blieben mir Geld schuldig, ich war pleite, es gab merkwürdige Situationen mit Freundinnen in Europa, die nicht gut Englisch sprachen. Und dazu der Rennsport, der sich mit keiner anderen Sportart vergleichen lässt», zählt der Routinier aus Australien auf.

Vor zwei Jahren kaufte sich Anthony einen Energy-Drink in einem Shop. Was wie ein ungefährlicher, alltäglicher Einkauf aussah, endete in einem Desaster. Es wurden unerlaubte Substanzen  entdeckt, West wurde als Dopingsünder gebrandmarkt, er verlor alle Ergebnisse der letzten 18 Monate vor dem 19. Oktober 2013. Es wurden also auch die beiden zweiten Moto2-Ränge von Malaysia und Australien 2012 gestrichen. «Der Drink hatte keine andere Wirkung als eine Tasse Kaffee», ist Anthony überzeugt.

«Ich war wirklich enttäuscht, denn ich habe mein ganzes Leben dem Rennsport gewidmet und schon als Teenager auf viele Partys verzichtet. Plötzlich wurde ich als Dopingsünder abgestempelt. Das war schlimm», gibt «Ant» West zu. «Aber das QMMF-Team hat Verständnis für mich gezeigt und mich trotzdem unterstützt. Dafür bin ich dankbar. Denn ich war mental so stark gestresst, dass ich nachher ein paar schlechte Rennen gefahren bin. Jetzt bin ich wieder der Alte. Ich strenge mich mehr an als je zuvor und will dem QMMF-Team für den Support mit guten Leistungen wie in Assen danken.»

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