Intact-Team: Grosse Erwartungen an Cortese und Folger

Von Günther Wiesinger
Mit dem WM-Sechsten Jonas Folger und dem WM-Elften Sandro Cortese schickt das deutsche Dynavolt-Intact-Team eine starke Fahrerpaarung in die Moto2-WM. Die Erwartungen sind hoch, Podestplätze sollen keine Mangelware sein.

Das Dynavolt Intact GP-Team tritt 2016 zum vierten Mal in der Moto2-Weltmeisterschaft an, erstmals mit einem Zwei-Fahrer-Team. Neben Sandro Cortese (26) wird auch Jonas Folger (22) auf einer 2016er-Kalex des Teams aus Memmingen sitzen, das nach der Saison 2012 rund um den damaligen Moto3-Weltmeister Sandro Cortese aufgebaut wurde.

Die Teamteilhaber Stefan Keckeisen, Besitzer der Firma Keckeisen Akkumulatoren in Memmingen, Rainer Kuhn (Kuhn Bau AG) und Technik-Direktor Jürgen Lingg haben den Allgäuer Rennstall damals ins Leben gerufen, weil sie als Geldgeber beziehungsweise Crew-Chief 2011 beim Racing Team Germany gemeinsam zur Überzeugung kamen, man könne Motorsport auf höchster Ebene organisatorisch und technisch wesentlich professioneller, ehrenhafter und weitblickender betreiben.

Cortese feierte damals auf einer Aprilia RSA 125 im Racing Team Germany seine ersten beiden GP-Siege.

Keckeisen baute dann 2012 seinen neuen, modernen Firmenstandort in der Europastrasse im Industriegebiet von Memmingen auf und trat deshalb ein Jahr lang als Sponsor etwas kürzer.

Sandro Cortese wohnt nur 6 km entfernt in Berkheim. Rainer Kuhn unterstützte den deutschen Rennfahrer schon im Alter von sechs Jahren und begleitet ihn als Freund und Geldgeber bis heute.

Intact-Battery-Power-Firmenchef Stefan Keckeisen reservierte in einem entfernten Winkel seines stattlichen Betriebs (hier sind 500.000 Batterien auf Lager) recht ansehnliche Räumlichkeiten für das spätere GP-Team und stand vorerst 2013 für das Budget des Moto2-Teams gerade, während Rainer Kuhn in der ersten Saison zuerst einmal für die Anschaffung des Kalex-Materials verantwortlich war.

Doch Liqui Moly war von Anfang an als namhafter Sponsor mit von der Partie. Keckeisen überredete dann noch seinen chinesischen Geschäftspartner Leonard Chen, mit der chinesischen Batteriefirma Dynavolt als Hauptsponsor einzusteigen. Der erste Drei-Jahres-Vertrag wurde inzwischen für 2016, 2017 und 2018 verlängert.

«Chen ist ganz begeistert von der Publicity, die ihm das Moto2-Team einbringt», freut sich Keckeisen.

Der leidenschaftliche Motorsportler Keckeisen, er driftet auch gern mit einem 911er Porsche um die Rennstrecken, hat sich vor drei Jahren zum Ziel gesetzt, seinen Motorradrennstall zum Allgäuer Zweirad-Gegenstück von Abt Racing zu machen, das Audi-Team, das in der automobilen Sportwagen- und Tourenwagen-Szene Weltruf geniesst.

Deshalb beschränkt sich die Intact-Mannschaft 2016 nicht mehr allein auf das Moto2-Team. Es existiert jetzt auch ein Junior-Team, das für den aus der Nachbarschaft stammenden Matthias Meggle aufgebaut wurde, der mit einer Standard-Honda NSF 250R den Northern Europe Cup bestreitet. Der 15-jährige Meggle war 2015 mit Intact-Sponsorship schon IDM-Moto3-Vizemeister. Stefan Keckeisen hat ihm einen prominenten Chefmechaniker zur Seite gestellt – den 20-fachen GP-Sieger Ralf Waldmann, 250-ccm-Vizeweltmeister 1996 und 1997.

Matthias Meggle wird 2016 auch den Red Bull Rookies-Cup bestreiten.

Für das neue Moto2-Team wurde das Budget auf 2,1 Millionen Euro erhöht. «Wir mussten für den zweiten Fahrer eine komplett neue Struktur aufbauen», erklärte Jürgen Lingg. «Das war eigentlich mehr Arbeit als vor drei Jahren, als wir mit Sandro in der Moto2-WM begonnen haben. Denn damals haben wir die ganze Infrastruktur des ehemaligen Moto2-Teams von Emilio Alzamora aufgekauft, als Marc Márquez in die MotoGP-WM aufstieg. Jetzt haben wir alles selber gemacht. Wir bekommen auch einen neuen Team-Truck, den bisherigen haben wir an das Schedl-Team von Peter Öttl verkauft.»

Die Saisonziele des Dynavolt Intact-GP-Teams sind hoch gesteckt. Folger heimste im Vorjahr zwei GP-Siege und einen zweiten und einen dritten Platz ein, Cortese fuhrt in Japan auf Platz 3.
«Wir wollen auf jeden Fall die Anzahl dieser fünf Podestplätze erhöhen», hat sich Technikchef Jürgen Lingg vorgenommen.
Und für den ersten grossen IRTA-Test in Jerez nächste Woche von Mittwoch bis Freitag in Jerez hat Lingg nach den jüngsten Test-Performances von Folger und Cortese in Valencia und Jerez ein klares Ziel. «Ich traue ihnen zu, dass beide unter die ersten Fünf fahren», sagt Lingg.

Jonas Folger gilt als Jerez-Spezialist, er hat Lingg dort in der Vorwoche bei den Tests wahrhaft begeistert. «Jonas traue ich einiges zu. Er ist bei allen Verhältnissen schnell, im Trockenen, im Nassen und wechselhaften Wetter. Auch auch bei einem niedrigen Grip-Level wie in Katar, wo er 2015 gewonnen hat», sagt Lingg.

Ein Blick aufs Data-Recording bei den jüngsten Jerez-Test machte Lingg ein bisschen sprachlos. «Für Jonas ist es Normalität, wenn er bei 54 Grad Schräglage 50 Meter lang Spinning am Hinterrad hat», erzählte Lingg anerkennend.

Nach 19.20 Uhr am Freitagabend erlebten die zahlreichen Gäste (auch Toni Mang, Stefan Bradl und ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk waren zugegen) bei der Teampräsentation im Teamhauptquartier in Memmingen eine kleine Überraschung. Erstmals bekamen die Sponsoren, Medien und Freunde des Teams sogar fahrende GP-Maschinen zu Gesicht.

Jonas Folger und Sandro Cortese rollten mt ihren Kalex-Bikes in voller Montur Richtung Bühne, wo sie von TV-Kommentator Edgar Mielke interviewt wurden.

Mehr als 400 Gäste waren dabei, als das neue Team präsentiert wurde.

Vor drei Jahren waren es kaum 100 Gäste.

Mit dem finanziellen und personellen Aufwand und der Anzahl der Gäste wachsen auch die Erwartungen.

«Wir treten an, weil wir in diesem Jahr um den Weltmeistertitel kämpfen wollen», gab Teamteilhaber Stefan Keckeisen gut gelaunt zum Besten.

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