Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Saisonbilanz: Fenati, die Entdeckung des Jahres

Von Günther Wiesinger
Romano Fenati

Romano Fenati

Romano Fenati flitzte bei seinem ersten Grand Prix gleich auf Platz 2. Den zweiten gewann er. Ein künftiger Weltmeister?

Der 16-jährige Romano Fenati kam als GP-Grünschnabel zum Moto3-WM-Saisonauftakt nach Katar, mischte im Fight um den Sieg mit und landete schliesslich auf dem sensationellen zweiten Platz. Selbst die besten MotoGP-Berichterstatter aus Italien mussten zuerst einmal in ihren Unterlagen kramen, um den richtigen Vornamen des Ausnahmekönners ausfindig zu machen. Das R hätte ja auch für Roberto stehen können.

Fenati gehört zum Team Italia und wurde von der Mannschaft um den ehemaligen 125-ccm-Weltmeister entdeckt. Als der Honda-Pilot dann gleich noch im Regen von Jerez den zweiten Grand Prix seines Lebens gewann, wurde er in Italien schon als neuer Rossi oder Capirossi gefeiert. Denn auch Capirossi hatte mit 16 Jahren gleich seinen ersten WM-Titel (125 ccm/1990) gefeiert.

Doch Fenati hielt dem Druck nicht ganz stand, kannte die meisten Strecke nicht, stürzte dann einige Male und stand mit seiner FTR-Honda auf manchen Strecken gegen die KTM-Übermacht auf verlorenem Posten. Fazit: zwei Podestplätze bei den ersten zwei Rennen, dann noch einmal Zweiter und Dritter bei den restlichen 15 WM-Rennen. Trotzdem: Der sechste WM-Rang kann sich sehen lassen.

Keine Frage: Fenati stellt ein grosses Versprechen für die Zukunft dar, nachdem die Italiener in der kleinsten Hubraumklasse mit vermeintlichen Talenten wie Grotzkyj und Morciano zuletzt jahrelang kaum Top-Ten-Plätze erwirtschaftet haben. Auch sein Teamkollege Alessandro Tonucci legte in der zweiten Saisonhälfte einige Talentproben ab.

Locatelli und der gewichtige Team-Italia-Manager Alfredo Mastropasqua bemühten sich schon im Frühjahr 2012 um KTM-Werksmaterial für 2013. Schliesslich gehörte «Loca» einst zum 125-ccm-Werksteam der Mattighofener. «Ich weiss, dass bei KTM unaufhörlich entwickelt wird», liess Locatelli durchblicken. Aber Mastropasqua wollte die geforderten 400.000 Euro für das Werksmaschinenpaket nicht haben. Er gewann den Eindruck, KTM sei nur an Fenati interessiert, doch das Talent ist an den italienischen Verband gebunden, eine Freigabe war nicht verhandelbar.

Fenati fiel beim Saisonstart mit einem blütenweissen Helm auf, bekam nachher lukrative Angebote von Engery-Drink-Firmen und hätte für ein bunteres Helm-Design ganz schön absahnen können. Er will jedoch den weissen Helm zu seinem Markenzeichen machen. «Ich werde so lange wie möglich mit einem weissen Helm fahren, das gefällt mir», kündigte der bodenständige Fenati an, der zum Zeitpunkt seines ersten  Podestplatzes noch nicht einmal ein eigenes Mobiltelefon besass.

Deshalb wird beim Team Italia auch 2013 mit FTR-Honda gefahren. Und Mastropasqua glaubt felsenfest an die Chancen des schnellen Senkrechtstarters. Er wettete mit dem speedweek.com-Reporter 50 Euro auf einen Moto3-Titelgewinn 2013 von Fenati.

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