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Wildcard-Einsatz: Was Teams dafür auf sich nehmen

Kolumne von Sharleena Wirsing
Die Anzahl der Wildcard-Piloten ist in der Moto3-WM überschaubar – vor allem jene deutscher Piloten. Die Kosten für einen WM-Einsatz sind nicht zu unterschätzen.

Kevin Hanus absolvierte auf dem TT Circuit Assen vor einer Woche bereits seinen 15. Grand-Prix-Start. Mit seiner Standard-Honda NSF250R aus dem Jahr 2012 erreichte den 28. Platz. Der bisher größte Erfolg: Im Regen von Le Mans holte Hanus 2012 seine ersten WM-Punkte mit Platz 13.

Auf dem Sachsenring werden in diesem Jahr zwei deutsche Piloten mit einer Wildcard an den Start gehen: Max Kappler für das SaxoPrint Racing Team Germany und Jonas Geitner für das Team Freudenberg. Doch bei den übrigen Grands Prix sind deutsche Wildcard-Piloten stets Mangelware.

Doch Wildcard-Einsätze sind dringend nötig. Nicht nur, um das eigene Level im Vergleich zu Weltspitze auszuloten, sondern auch, damit Nachwuchspiloten eine Plattform geboten wird, um sich bei WM-Teams ins Gespräch zu bringen.

?Daher stellt sich die Frage: Was müssen Fahrer und Teams auf sich nehmen, um einen solchen Einsatz in der Moto3-Weltmeisterschaft zu stemmen?

Für ein Rennwochenende müssen zwei homologierte Motoren zur Verfügung stehen. Mehr dürfen nicht eingesetzt werden. «Für meine Standard-Honda gibt es die Motoren von GeoTechnology aus der Schweiz. ?Diese Firma ist für die Motoren der Honda-Production-Racer zuständig. Dort muss man anfragen und bekommt dann zwei Motor, die homologiert sind. Das ist Pflicht, denn man darf am Motor nichts verändern. Auch alle für den Motor benötigten Teile müssen homologiert sein. Zudem müssen auch Wildcard-Piloten die neue Drehzahlbegrenzung von 13.500/min einhalten», berichtete Hanus. Die Leasinggebühr für die zwei Motoren beträgt 4000 Euro pro Wochenende.

Sechs Wochen vor dem beantragten Einsatz informiert die FIM Fahrer und Teams darüber, ob sie als Wildcard-Teilnehmer zugelassen werden. Die Kommission, die darüber entscheidet, besteht aus zwölf Mitgliedern unterschiedlicher Nationalitäten. Die FIM vergibt pro Rennen eine Wildcard, weitere Wildcard-Fahrer werden vom nationalen Verband des Veranstalter-Landes bestimmt.

«Nachdem man informiert und akzeptiert wurde, muss man innerhalb von einer oder zwei Wochen ein Nenngeld von 3.500 Euro bezahlen. Darin sind sechs Hinterreifen, vier Vorderreifen, Sprit von eni und Öl von Liqui Moly enthalten. Es müssen die Einheitsreifen von Dunlop verwendet werden. Die Slicks haben eine Codierung, die auch vor jedem Training und dem Rennen überprüft wird. Als Leihgabe erhält man dann noch die Dell`Orto-ECU, denn auch diese müssen alle Fahrer verwenden», erläuterte Hanus.

Vor dem Rennwochenende müssen ?die Fahrer zudem eine «One event»-GP-Lizenz erwerben, die 442 Euro kostet und von deutschen Fahrern beim DMSB beantragt werden muss. Preisgeld für eine erfolgreiche Teilnahme am jeweiligen Grand Prix gibt es für die Wildcard-Piloten nicht.

Die Kosten werden durch die Familien und private Sponsoren abgedeckt. «Die Kosten sind durch die Moto3-Klasse explodiert. Daher bin ich jedem, der mir hilft, sehr, sehr dankbar», betonte Hanus, dessen Eltern aus Tschechien stammen. Er spricht fließend tschechisch.

Hanus hat 2015 auch Wildcards für Brünn, Aragón und Valencia beantragt. Bei seinem nächsten Einsatz will der Nürnberger jedoch mit einem konkurrenzfähigeren Motorrad antreten. Doch das wird teuer.

Mit 4.000 Euro für die Motoren, 3.500 Euro für die Nenngebühr, 442 Euro Lizenzgebühr, Ersatzteilen, Kosten für einen Mechaniker, zusätzliche Reifen, Anfahrt, Übernachtungen, Verpflegung und weiteren Ausgaben verschlingt ein Wildcard-Einsatz zwischen 12.000 und 15.000 Euro.

Dabei sind keine Testfahrten oder die Anschaffung beziehungsweise das Leasing des Moto3-Bikes eingerechnet. Dieser Betrag ist für private Teams trotzdem eine große Herausforderung.

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