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GP-Saison 2017: SPEEDWEEK kürt die zehn besten Fahrer

Von Michael Scott
Marc Márquez

Marc Márquez

In den drei GP-Klassen haben wir in dieser Saison etliche überragende Fahrer bewundert. Aber wer sind die zehn Besten? Eine Analyse und Rangfolge.

Den ersten Platz sicherte sich unbestritten Marc Márquez, der 2017 seinen vierten Titel in fünf Jahren gewann und alle anderen Honda-Fahrer alt aussehen ließ.

1. Marc Márquez

Jeder weiß, dass Márquez unglaublich schnell ist. Er hat eine außergewöhnliche Kontrolle über das Motorrad und ist unfassbar konkurrenzfähig. Das war schon klar, bevor er seinen ersten WM-Titel in der Königsklasse geholt hat. Und seit da hat er sich noch mehr weiterentwickelt, als man hätte denken können. Immer und immer wieder erstaunt er mit seinem unermesslichen Talent.

2017 musste er zum zweiten Mal mit einem nicht gertade überragenden Motorrad klarkommen und Geduld sowie mentale Stärke beweisen. Der Repsol-Honda-Star hatte in diesem Jahr den schlechtesten Start in die WM, seit er MotoGP fährt. Nach sechs Rennen war er WM-Vierter und lag 37 Punkte hinter dem Ersten.

Dann siegte er vor der Sommerpause in Deutschland und direkt danach in Brünn. Er bewies, dass er immer noch in meisterlicher Form ist. In Silverstone versagte sein Motor, was das Ende für die WM hätte bedeuten können.

27 Stürze in einer Saison sind wirklich zu viel: Marc verlässt sich sehr auf sein Glück. Zum Glück hat es ihn in diesem Jahr nicht verlassen.

2. Andrea Dovizioso

Der Ducati-Star ist in vielerlei Hinsicht genau das Gegenteil von seinem Gegner, bei dem es ihm nur knapp nicht gelungen ist, ihn zu besiegen. Dovizioso entwickelt sich langsam verglichen mit Márquez. Die Essenz seines Fahrstils sind Kontrolle und Verständnis. Nach 16 GP-Jahren und total 276 Starts in der Motorrad-Weltmeisterschaft weiß er, wo das Limit seiner Maschine liegt und wie er mit ihr umgehen muss, wenn er sie ein bisschen pushen will.

Dank der dauerhaften Entwicklung der Desmosedici – ein Programm, das sich auf ihn als Hauptfahrer konzentiert hat – war genug, dass er sechs Mal gewinnen konnte. Genau gleich oft wie Márquez. Vor dem ersten Rennen 2017 hatte er in neun Jahren nur zwei Siege geholt.

Er hat Intelligenz bewiesen, aber auch eine gewisse Aggression. Seine Last-Lap-Siege in Spielberg und Motegi waren episch und wurden durch kennzeichnende Genauigkeit geholt.

Der Italiener zeigte aber auch Schwächen auf Strecken, die der Ducati nicht liegen. Australien war eine davon. Wie auch immer, 2017 hat Dovi mit sechs GP-Triumphen bewiesen, dass er ziemlich unbesiegbar sein kann.

3. Johann Zarco

Die Saison 2017 begann in Katar mit dem in den ersten sieben Runden führenden Rookie Zarco. Man hätte erwarten können, dass das Anfängerglück war. Doch Zarco bewies rasch, dass dem nicht so sei. Der erste zweifache Moto2-Weltmeister fuhr mit der tech3-Yamaha beeindruckend und es schien, also würde es ihm nichts ausmachen, gegen die besten Rennfahrer der Welt zu kämpfen. Eher im Gegenteil. Er attackierte seine Gegner so erbarmungslos, dass sie zusammenzuckten.

Gleichzeitig fuhr er glatt und geschmeidig und benutzte oft die weichen Reifen. Er qualifizierte sich zwei Mal für die Pole Position, drehte viermal die schnellste, eroberte drei Podestplätze Rennrunde und besiegte viermal – in Barcelona, Spielberg, Sepang und Valencia – die beiden Yamaha-Werksfahrer. Vielleicht war das 2016- Yamaha-Bike manchmal besser als die 2017-Version. Oder vielleicht ist er einfach ein besserer Fahrer, als viele glauben wollten.

4. Maverick Viñales

Die neue spanische MotoGP-Hoffnung hätte vielleicht einen besseren Platz auf dieser Liste verdient, aber seine erste Saison mit der Werks-Yamaha entpuppte sich insgesamt als Enttäuschung – für ihn, aber auch für andere, die mehr von ihm erwartet hatten.

Eine große Ursache liegt bei der Entwicklung des Motorrads. Marc Márquez aber hat bewiesen, dass ein inspirierter Fahrstil ein schwaches Motorrad schlagen kann.

Viñales dominierte bei den Wintertests und gewann die ersten zwei Rennen. Dann drängte er Rossi zu einem Fehler und gewann so das fünfte in Le Mans. Aber danach addierte er nur noch vier Top-Drei-Plätze in 13 Rennen. Beim letzten Rennen wurde er nur Zwölfter, was seine Stimmung untermauerte.

Maverick kam mit seinem Motorrad nicht mehr klar und auch nicht mit dem Wechsel zu einem härteren Vorderreifen. Gute Fahrer müssen Anpassungsfähigkeit und Schnelligkeit beweisen. Leider hat er das 2017 nicht geschafft.

5. Franco Morbidelli

Rossis Schützling hat mit seinen Siegen nicht angegeben: Eigentlich hat ist er nie groß aufgefallen. Wenn man es mag, dass Rennfahrer bodenständig sind, muss man Morbidelli-Fan sein. Seine Leistungen sind auf jeden Fall sehr beeindruckend. Er hat acht Rennen gewonnen. Er hat sein Ding durchgezogen und war immer aggressiv, manchmal gegen den Willen seines sieggewohnten Teams.

Morbidelli zeigte, dass er lieber kämpft als einfach nur Punkte zu sammeln. Und so überraschte er immer wieder – und sammelte acht Saisonsiege ein.

2018 steigt Morbidelli, der italienische und brasilianische Wurzeln hat, in die MotoGP-Klasse auf. Wird er mit den Heldentaten der Rookies Zarco und Folger mithalten können? Sein Mentor Rossi sagt lachend: «Ich hoffe nicht.»

6. Valentino Rossi

Der älteste Fahrer im Feld hatte eine bessere Saison, als man hätte erwarten können, wenn man sich all die jungen Talente anschaut, gegen die er antreten musste. Valentino ist auch nach seinem Ablaufdatum konkurrenzfähig geblieben und sein Sieg in Assen hat bewiesen, dass er den Legenden-Status verdient. Sein Unwillen, sich als Fahrer von der Rennstrecke zurückzuziehen, macht ihn zu einem Helden. Bei vielen anderen ging diese Entscheidung nach hinten los.

Wie sein Teamkollege hatte auch Rossi Probleme mit der Yamaha, die oft nicht den gewünschten Grip hatte. Auch seine Erfahrung und sein Wissen konnten dieses Problem nicht lösen. Aber seine eindrucksvollste Leistung (unter so vielen) war, dass er 22 Tage nach einem Schien- und Wadenbeinbruch zurückkam, in Aragón den Rundenrekord brach und direkt wieder an der Spitze mitkämpfte. Wird er niemals aufhören, uns zu erstaunen?

7. Miguel Oliveira

In seiner zweiten Moto2-Saison dauerte es für Portugals besten Motorradfahrer aller Zeiten bis zum Ende der Saison, bis er siegen konnte. Aber dann brillierte Miguel Oliveira und schaffte gleich drei Siege hintereinander – in Phillip Island, Sepang und Valencia.

Vielleicht ist diese Verzögerung nachvollziehbar. Er saß auf einem nagelneuen Motorrad, der außergewöhnlichen KTM mit dem Gitterrohrstahlrahmen. Tatsächlich stand der Ausnahmekönner und Moto3-Vizeweltmeister von 2015 aber schon vorher sechs Mal auf dem Podium, unter anderem mit dem zweiten Platz beim zweiten Rennen dieses Motorrads.

Analytisch und intelligent, fährt Oliveira sehr schnell und ist zweifellos der Favorit für den Moto2-WM-Titel 2018. Wer weiß, was danach passiert? KTM will ihn auf jeden Fall 2019 in die MotoGP-Klasse befördern. Für den Moment hat er sein Zahnmedizinstudium auf Eis gelegt.

Tom Lüthi war 2017 war konstanter und insgesamt erfolgreicher, obwohl er nur einmal auf der Piste siegte. Trotzdem: Oliveira ist aufregender – und das ist schon viel wert.

8. Joan Mir

In seinem Rookie-Jahr hat Joan Mir 2016 auf der Leopard-KTM einen Sieg geholt. In seinem zweiten Jahr wurden der Fortschritt und die Aussichten des 20-jährigen Mallorquiners bereits mit denen seines berühmten Landmanns Marc Márquez verglichen. Und das im positiven Sinne. Er war älter als Márquez, als er 2016 in den GP-Sport kam, aber es dauerte bei seinem Landsmann drei Jahre, bis er zehn GP-Siege hatte. Mir hat das in seinem zweiten Jahr geschafft. Aber wenn man nach Vergleichen sucht, können sie beide nicht mit Rossis Junioren-Klasse-Rekord von 1997 mithalten, der da schon elf Siege in einem Jahr schaffte.

Beim Konkurrenzkampf in der kleinsten Klasse liegt der Schwerpunkt bei der Taktik und der Geschwindigkeit. Hier hat Mir fast keine Fehler gemacht, außer einem kleinen Ausrutscher in Japan.

Die Moto3 ist nur der Beginn der Karriere eines Rennfahrers. Der Weg für Mir wird noch lange dauern, bis man sagen kann, ob er mit Márquez oder Rossi mithalten kann. Aber der Anfang war brillant.

9. Jorge Lorenzo

Der hochmütige fünffache, spanische Weltmeister fährt nicht, um sich Freunde zu machen. Das erkannte man beim Rennen in Valencia, wo er Teambefehle von Ducati nicht annahm, weil er dachte, er wisse es besser. Das war typisch autokratisch und er war typisch reuelos.

Diese Aktion untermauerte ein Jahr, in dem er vom sicheren Yamaha- auf den riskanten Ducati-Sitz umsattelte. Ironischerweise genau der Wechsel, mit dem Rossi vorübergehend seinen Heldenruf verlor. Jorge hatte es jedoch besser zeitlich schlauer gemacht.

Er musste seine perfekte Fahrweise verändern und lernen, wie man die Hinterradbremse mit dem Daumen bedient. Während der letzten Rennen hat er aber immer wieder bewiesen, dass er große Fortschritte gemacht hat. Immerhin brachte er drei Podestplätze und 48 Runden an erster Position zustande.

Das Ende der Reise wird sein, wenn er wieder so konkurrenzfähig ist, dass er um den Titel kämpfen kann. Liegt das noch in ferner Zukunft?

10. Danilo Petrucci

Man sollte denken, dass niemand, der so immer so gut drauf ist wie der dunkelhäutige Italiener, so konkurrenzfähig sein könnte. Immer humorvoll, niemals sich selbst verherrlichend: Er ist ein ganz anderer Typ als seine Konkurrenten. Sogar als ihm der Sieg nur knapp weggeschnappt wurde – im nassen Assen, in Motegi und in Misano (zweimal davon gemeinerweise in der letzten Runde) – hörte er nicht auf zu lächeln.

«Petrux» Petrucci verdient diese Anerkennung, weil er ziemlich brillant ist, wenn es regnet.

Hin und wieder ist Petrucci auch im Trockenen schnell, das zeigte er beispielsweise in Mugello als Dritter. Manchmal haben ihm auch Probleme mit der 2017-Ducati einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber «Daniletto» hat bewiesen, dass er sehr unberechenbar sein kann. Vor allem zum Ende der Saison hin hat er ein paar seiner schlechtesten Resultate erzielt. Hoffentlich war das nur eine vorübergehende Phase.

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